Winterberg-Züschen. Die Folgen der Explosion in Winterberg-Züschen sind verheerend. Zwei Häuser wurden evakuiert. Ein Besuch vor Ort am Tag nach der Katastrophe.

Ein fröhlich-buntes Bild hängt in seinem Rahmen an der Hauswand. Unversehrt. Die Wand allerdings befindet sich nicht mehr an ihrem Platz, an dem sie 45 Jahre lang ein Einfamilienhaus trug, sondern liegt zerschmettert auf einem Gehweg. Die Sonne beleuchtet unbarmherzig das gesamte Ausmaß der Explosion des Hauses in Winterberg-Züschen, die am Montagnachmittag gegen 16.30 Uhr fast im ganzen Dorf zu hören war.

Explosion in Winterberg-Züschen: Bewohner außer Lebensgefahr

Die wichtigste Nachricht des Tages ist jedoch, dass der 69-jährige Eigentümer, der sich während des Unglücks in seinem Haus befand und schwer verletzt wurde, nicht mehr in Lebensgefahr schwebt. Er wurde nach einer Erstversorgung mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik nach Dortmund geflogen. Seine Frau war zu dem Zeitpunkt der Detonation nicht zuhause.

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Im Kellergeschoss des Wohnhauses am östlichen Ortsrand hat es aus noch ungeklärten Gründen eine Verpuffung gegeben, die mehrere Meter von zwei 30 Zentimeter dicken, tragenden Außenwänden weggerissen und einen Zimmerbrand verursacht hat, den die Feuerwehr schnell im Griff hatte. Im Stockwerk darüber fehlt das stabile Holzgeländer des langen Balkons. Fensterscheiben und Jalousien sind zersplittert, die Gardinen flattern im Wind.

Der Einsatz am Montag  nach der Explosion im Haus in Winterberg-Züschen. 
Der Einsatz am Montag nach der Explosion im Haus in Winterberg-Züschen.  © WP | Rita Maurer

Explosion in Winterberg-Züschen: Angehörige durften persönliche Dinge rausholen

Polizei bittet um Hinweise

Der Explosionsort wurde beschlagnahmt und die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Die Polizei bittet auch die Bevölkerung um Mithilfe: Hinweise richten sie bitte an die Polizeiwache in Winterberg unter der 02981 / 90 200.

Auch innerhalb des Hauses hat die Druckwelle bis unters Dach die Zimmer verwüstet, berichten Angehörige. Sie durften am Dienstagvormittag kurz in Begleitung der Kriminalpolizei ins Haus, um einige persönliche Dinge zu holen.

Das im Jahr 1977 in Massivbauweise errichtete Haus ist samt seinem steilen Hanggrundstück weiträumig abgesperrt, weil durch die fehlenden Wände akute Einsturzgefahr droht. Die umherfliegenden Trümmerteile haben auch das darunterliegende Nachbarhaus getroffen. Schlimmer als die äußeren Blessuren ist jedoch aktuell die Befürchtung, dass dieses Gebäude bei einem eventuellen Einsturz des Nachbargebäudes mit geschädigt werden könnte. Das Haus wurde evakuiert, die Besitzer mussten es verlassen.

THW-Kräfte aus Hesborn hatten am Montagabend das Obergeschoss und den in die Luft ragenden Balkon provisorisch abgestützt. Mehr war zunächst nicht möglich, da auch für die Einsatzkräfte Gefahr bestand.

Explosion in Winterberg-Züschen: Polizei auf Spurensuche

Was die folgenreiche Detonation am Montagnachmittag ausgelöst hat, ist derzeit noch unklar. Entgegen ersten Vermutungen gibt es keine Gasheizung im Haus. In einem Kellerraum befand sich laut den Angehörigen der Hausbewohner ein Pelletofen. Ob dieser in Zusammenhang mit der Explosion steht, muss nun untersucht werden. Am Dienstagmorgen sind bereits Kripobeamte vor Ort, wie Polizeisprecher Volker Stracke berichtet. Mit einem baldigen Ergebnis sei allerdings nicht zu rechnen, zumal Statiker erst noch die Sicherheit des Gebäudes überprüfen müssen, bevor Sachverständige die Räumlichkeiten überhaupt betreten können. Auch das Ordnungsamt der Stadt Winterberg und der Züscher Ortsvorsteher Joachim Reuter machen sich ein Bild von der Lage. Viele Spuren weisen noch auf den Großeinsatz von Feuerwehr, Rettungskräften, Polizei und THW mit rund 100 Helfern aus dem gesamten Stadtgebiet am Vortag hin.

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Am Dienstagmorgen waren bereits Kripobeamte vor Ort, wie HSK-Polizeisprecher Volker Stracke berichtet. „Mit einem abschließenden Ergebnis ist nicht zu rechnen“, sagte Polizeisprecher Volker Stracke der Westfalenpost. Es sei möglich, dass noch ein Sachverständiger das Haus untersuchen werde.

Auch das Ordnungsamt der Stadt Winterberg und der Züscher Ortsvorsteher Joachim Reuter machen sich ein Bild von der Lage. Viele Spuren weisen noch auf den Großeinsatz von Feuerwehr, Rettungskräften, Polizei und THW mit rund 100 Helfern aus dem gesamten Stadtgebiet am Vortag hin.

Explosion in Winterberg-Züschen: Leben wichtiger als materielle Dinge

Explosion in Züschen: Diese Bild blieb wie durch ein Wunder unversehrt. 
Explosion in Züschen: Diese Bild blieb wie durch ein Wunder unversehrt.  © WP | Rita Maurer

Immer wieder kommen zudem Dorfbewohner an diesem Morgen danach vorbei und bieten Hilfe an. Angesichts des erschreckenden Trümmerfeldes ist allen klar, dass wohl einige Schutzengel vor Ort gewesen sein müssen, die Schlimmeres verhindert haben. Nicht auszudenken wäre, wenn zum Explosionszeitpunkt ein Passant den vielfrequentierten Fußweg unmittelbar neben dem Haus benutzt hätte, auf dem nun die Mauerbruchteile liegen. Sorge bereiten den Angehörigen zusätzlich die angekündigten Sturmböen, die das instabile Haus zusätzlich belasten könnten. Doch letztlich sind solche Dinge an diesem Tag nach dem Unglück zweitrangig: „Es ist alles nur Materie und kann ersetzt werden. Wichtig ist, dass unsere Eltern und auch niemand sonst schlimm verletzt worden sind. Das heil gebliebene Bild bekommt demnächst einen Ehrenplatz.“

Einen besonderen Dank und großes Lob richten die Angehörigen an alle Einsatzkräfte: „Sie waren sehr schnell vor Ort und haben beeindruckend ruhig und konzentriert gearbeitet. Wir haben uns in dieser Ausnahmesituation als Betroffene sehr gut betreut gefühlt.“