Brilon. Die Debatte um die Schnade-Strecke ist vorbei, jetzt wird in Brilon wohl diese Frage für heiße Köpfe sorgen: Soll es nur noch Flaschenbier geben?

Für Brilons Bürgermeister Dr. Christof Bartsch war die Frage der Schnade-Strecke „zweitrangig“, denn: „Wichtig ist, dass es überhaupt eine gibt.“ Und zwar eine richtige. Das soll, so Corona nicht wieder dazwischenfährt, die „Blumenschnade“ sein, der Grenzgang von Wülfte über die Hochfläche nach Hoppecke. Das hat, wie bereits aktuell berichtet, der Rat am Dienstagabend mit 19 zu 10 Stimmen beschlossen.

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Bei der Abstimmung gingen die Finger quer durch alle Fraktionen unterschiedlich hoch. Schließlich gebe es, so CDU-Sprecher Eberhard Fisch, „für beides gute Argumente“.

2020 wegen Corona nur symbolische Schnade

Bekanntlich hatte es pandemiebedingt 2020 nur ein symbolische Schnade gegeben. Die offiziellen Repräsentanten der Stadt und der St. Hubertus-Schützenbruderschaft hatten in kleinem Kreis die Hauptsteine entlang der Gemarkungsgrenze mit Rüthen und Alme inspiziert und die überlieferten Rezesse verlesen.

So ganz wollten die Briloner 2020 trotz Corona doch nicht auf ihre Schnade verzichten. Daher machte sich ein kleiner Tross von Offiziellen der  Stadt und der St. Hubertus -Bruderschaft auf, um an den Grenzsteinen zu Rüthen, Büren und Alme nach dem Rechten zu sehen. 
So ganz wollten die Briloner 2020 trotz Corona doch nicht auf ihre Schnade verzichten. Daher machte sich ein kleiner Tross von Offiziellen der  Stadt und der St. Hubertus -Bruderschaft auf, um an den Grenzsteinen zu Rüthen, Büren und Alme nach dem Rechten zu sehen.  © Joachim Aue

Seitdem sorgten die Frage, welche Schnade in diesem Jahr gegangen werden soll, für heiße Köpfe: Sollte die seit 1948 gewohnte Abfolge beibehalten oder geändert werden? Jede der fünf Schnade-Etappen ist bekanntlich einer geraden Jahresendzahl zugeordnet. Nach acht Jahren kann ein Schnadegänger also „einmal rum“ sein, wie es in Brilon heißt - und worauf Pohlbürger und Buiterlinge, die in Brilon eine neue Heimat gefunden haben, auch in aller Regel Wert legen.

„Einmal rum“ erst nach 18 Jahren

CDU-Ratsherr Dieter Henke wies darauf hin, dass jemand, der 2012 mit der „Blumenschnade“ seine erste Etappe absolvierte, dieses Ziel vor zwei Jahren verpasst habe und somit erst im Jahr 2030 erreichen könne. Henke gehörte zu denen, die deshalb die Rüthener und Almer Schnade in diesem Jahr nachholen und dafür eine Verschiebung der anderen Etappen in Kauf nehmen wollten.

Schnade-Wissen

Als „Blumenschnade“ wird die Schnade entlang der alten Grenze mit Thülen, Rösenbeck, Messinghausen und Hoppecke bezeichnet.

Ihren Namen hat sie bekommen, weil es die einzige Schnade ist, die überwiegend durch freie Feldflur führt.

Der Schnadeweg führt vom Marktplatz über den Steinweg, durchs Hasselborn zum Flotsberg nach Wülfte, von dort über die Hochfläche zum Flugplatz und zum Frühstücksplatz am Schwarzen Haupt.

Danach geht es nach Hoppecke, wo früher der ganze Tross durch Wilmes Haus marschierte, und zum Lagerplatz am Eschenberg. Durch die Kupferschlage, das Kirchloh und an den Galmeibäumen vorbei zieht der Zug anschließend wieder zurück in die Stadt.

Die Schnade-Abfolge:

Jahresendzahl „0“: Rüthener und Almer Schnade (25 km);

Jahresendzahl „2“: Hoppecker Schnade/Blumenschnade (24 km);

Jahresendzahl „4“: Waldecker Schnade (37 km);

Jahresendzahl „6“: Elleringhauser und Olsberger Schnade (23 km);

Jahresendzahl „8“: Altenbürener Schnade (25 km).

Dagegen verwies sein Fraktionskollege Hendrik Rummel, stellvertretender Vorsitzender der Jungen Union in Brilon, auf ein von der JU in den Sozialen Medien vorgenommene Meinungsabfrage. Dort, so Rummel, hätten sich von den rund 1000 Followern rund 75 Prozent für die jetzt anstehende „Blumenschnade“ ausgesprochen.

Sollte in diesem Jahr corona-bedingt erneut keine Schnade möglich sein, dann sollte sie „für alle“ ausfallen, wie Niklas Frigger, ebenfalls CDU, sagte. Der Grenzbegang in kleinem Kreis vor zwei Jahren habe in Brilon „für böses Blut“ gesorgt. Und zwar nicht nur bei Traditionalisten, wie CDU-Ratsherr Jürgen Kürmann nachlegte: Damals habe der Rat angeregt, es bei einem symbolischen Akt auf der Rathaustreppe zu belassen - „Aber Sie mussten ja Wahlkampf machen“, fuhr Kürmann den Bürgermeister an. Der von einem Kamerateam begleitete und teils live gestreamte kleine Schnadegang sei „Ihre Privatvorstellung“ gewesen. Ohne diese Inszenierung hätte es gar keine Schnade gegeben und „wir säßen jetzt nicht hier“. Kürmann: „Der Rat muss das jetzt ausbaden.“

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Da platzte SPD-Sprecher Hubertus Weber der Kragen. Es sei „immer wieder das Gleiche“: Ein derartiges „politische Gezänke“ sorge in der Bevölkerung doch nur für Kopfschütteln. Er glaube, dass jeder froh wäre, wenn überhaupt wieder eine „richtige Schnade“ stattfinden könne - unabhängig von einer „Lücke im Schnadebuch“.

Nur Flaschenbier oder Gläser?

Bürgermeister Dr. Bartsch sagte, dass der Schnadezug in kleinem Kreis eine „Anregung aus der Bürgerschaft“ gewesen sei. Nicht zuletzt hatte die Schnade-Foto-Challenge auf Facebook das Thema emotional befeuert.

Für die „Blumenschnade“ sprechen pragmatische Gründe: Die Strecke führt von Wülfte aus über die Hochebene zum Frühstücksplatz am Schwarzen Haupt in der Nähe des Flugplatzes und von dort geht es zum Lagerplatz am Eschenberg, direkt neben der L870. Da diese Etappe über weite Strecken durch die Feldflur führt, fallen für den Forst weniger Aufwand für die Herrichtung der Strecke an - Arbeit, die je nach Corona-Lage vielleicht umsonst sein kann.

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Als nächstes wird jetzt der Schnadeausschuss tagen und sich mit der Ausschreibung der Getränkestände und organisatorischen Fragen beschäftigen. Dabei, so regte CDU-Sprecher Fisch an, sollte man überlegen, ob man nicht vom Glas- zum Flaschenbier wechseln sollte. Dann wäre auch weniger Aufwand für die Stände erforderlich, etwa das Verlegen von Wasserleitungen zum Spülen - auch das dürfte wieder für heiße Diskussionen sorgen.