Hochsauerlandkreis. Corona-Zahlen in Schulen explodieren: Wie fühlen sich Eltern? Drei Mütter und ein Vater aus dem Sauerland berichten von Sorgen und Erleichterung.
Die Corona-Lage im Hochsauerlandkreis spitzt sich zu. Nicht nur hat der Kreis seine Kontaktverfolgung einstellen müssen, Pool-Tests in Schulen können nun kaum mehr ausgewertet werden. Die Fallzahlen in den Klassen aber auch in den Kitas steigt von Tag zu Tag, die Inzidenzen in diesen Altersgruppen verzehnfachen sich innerhalb weniger Tage. Vorherrschend dürfte derzeit die Omikron-Variante sein, die ansteckender als die Ursprungsvariante ist, aber auch für weniger schwere Verläufe sorgt. Eltern im Hochsauerlandkreis sehen die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Die Westfalenpost hat bei einigen von ihnen nachgefragt. Sie berichten aus der Quarantäne, von Sorgen und Erleichterung und dem fast ungehörigen Wunsch, es endlich hinter sich zu haben.
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Mutter aus Winterberg ist heilfroh, sich in der Stillzeit geimpft zu haben
Helena Schippers aus Winterberg: „Wir hatten über Weihnachten und Silvester Corona. Die Omikron-Variante. Mein Sohn ist 7 Monate alt und als die Nachricht kam, dass mein Mann positiv ist, habe ich zuerst große Angst gehabt. Durch die Medien wird so viel Schlimmes darüber berichtet. Als wir es letztendlich auch hatten, war ich heil froh, dass ich mich während der Stillzeit habe impfen lassen. So hat unser Sohn meine Antikörper mitbekommen und den Virus deutlich besser weggesteckt als wir. Meine Panik vor dem Virus hat sich – während wir es hatten – deutlich gelegt. Aber es reagiert auch nicht jeder so gut wie unser Sohn darauf. Schlimm finde ich nur die mediale Panikmache vor dem Virus.“
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Vater aus dem HSK wünscht sich, es endlich hinter sich zu haben
Ein Vater, der anonym bleiben möchte (Name der Redaktion bekannt), schreibt: „Wir haben drei Kinder. 4, 12 und 17. Ich bin komplett durchgeimpft und geboostert. Meine Partnerin gar nicht. Die Große ist auch komplett geimpft und geboostert. Gerade hören wir wirklich aus jeder Richtung von Infektionen. Viele im Umfeld sind betroffen. Eigentlich gehen wir davon aus, dass es jetzt auch uns trifft. Wir testen uns täglich. Wir bereiten uns auch darauf vor indem wir ein bisschen Vorrat anlegen und wichtige Dinge vorrangig abarbeiten. Es soll dann jetzt auch einfach passieren. Die beiden großen Kinder sind verunsichert. Der Kleine wird wohl erst was merken, wenn es soweit ist. Für ihn ist Corona ein Thema, aber außer bei den Tests nicht greifbar. Wir haben zum Glück einen Garten, den wir bei Quarantäne nutzen können. Meine Frau bereitet auf der Arbeit gerade alles vor fürs Homeoffice. Dort sind auch Fälle. Bei ihr gab es aber keine Kontakte. Ich mache mir Sorgen wegen meinem Impfstatus. Ich kann mich ja trotz aller Impfungen infizieren. Ich arbeite in einem ambulanten Dienst und habe täglich mit immunschwachen Personen zu tun. Ich finde es nicht richtig dann von der Quarantäne ausgenommen zu sein. Ich teste mich zwar täglich, aber das ist eben nur die Momentaufnahme. Das Ergebnis um 8 Uhr kann ein anderes um 9 Uhr sein. Vor der Erkrankung an sich hab ich nicht solche Sorgen. Eher, an wen ich es weitergeben kann. Weihnachten hatten wir hier einen Magen-Darm-Virus. Das war kurz und heftig. Ein kleiner Vorgeschmack auf so eine Situation. Da ist einer nach dem anderen ausgefallen. Wer gerade noch oder wieder konnte, hat halt die Aufgaben übernommen. Ein längerer Zeitraum erscheint da schwierig. Die Kommunikation mit dem Kindergarten ist super. Bei den Schulen haben wir wenig Vertrauen. Unser Sohn geht in Brilon zum Gymnasium und selbst wenn dort Regeln herrschen, bekommen wir Situationen mit wo wir uns fragen, wie das sein kann. Dort sind mehrere Schulen und es scheint das zwar jede Schule ihre Regeln hat, aber eben nicht aufeinander abgestimmt. Es soll dann jetzt einfach passieren. Ganz daran werden wir wohl nicht vorbei kommen.“
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Mutter aus Winterberg muss Quarantäne als Alleinerziehende schaffen
Melanie Vogt aus Winterberg: „Also ich bin alleinerziehende Mutter und befinde mich seit Samstag mit meinen beiden Jungs (4 und 8 Jahre alt) in Quarantäne. Leider sind wir alle infiziert (der Kleine hat es aus der Kita mitgebracht), haben aber Gott sei Dank einen recht milden Verlauf. Ich bin geboostert, die Kinder sind noch nicht geimpft. Ich muss echt sagen, dass ich froh bin, dass wir so eine große Wohnung und so einen großen Balkon haben, sonst würden wir hier durchdrehen. Aber meine Kinder machen das sehr gut, wie ich finde. Mein großer Sohn meistert die Hausaufgaben besser als beim ersten Lockdown. Die Kommunikation mit den Lehrern verläuft sehr gut, fast alles kommt über WhatsApp einen Abend vorher. Auch Erklärvideos werden uns geschickt. Da ich noch selbstständig bin, muss ich leider nebenher noch arbeiten. Ich stehe jetzt ganz früh auf und gehe spät ins Bett, damit ich noch ein paar Stunden schaffen kann in Ruhe. Mein Freund, die Familie und Bekannte bringen mir Einkäufe, alle sind sehr besorgt und hilfsbereit. Trotzdem fehlen uns die persönlichen Kontakte sehr. Ich bin froh wenn wir wieder in die Freiheit dürfen.“
Fünfköpfige Familie aus Medebach über Weihnachten positiv getestet
Katharina Funke aus Medebach: „Die Kommunikation mit der Schule läuft digital super und das System in den Grundschulen funktioniert auch gut. Die infizierten Kinder werden schnell erkannt und meistens steckt sich dann auch kaum noch jemand an. Wir waren selbst als fünfköpfige Familie über Weihnachten alle positiv und ich muss sagen, es war zwar unangenehm, aber all zu große Sorgen braucht man sich (geimpft) nicht machen. Vor allem waren die Kinder nahezu symptomlos. Das Drumherum wie ständige Telefonate mit dem Gesundheitsamt und die Quarantäne sind schlimmer als die Krankheit selbst.“