Hochsauerlandkreis. E-Autos fördern, Steingärten verbieten: Das ist die Liste der Sofort-Maßnahmen aus Brilon, Olsberg, Marsberg oder Winterberg für den Klimaschutz.

Manchmal verdrängt die Corona-Pandemie ein ebenso wie das Virus drängendes und gefährliches Problem: Den Klimawandel. Doch seine Bekämpfung ist überlebenswichtig und die Städte im Hochsauerlandkreis versuchen, sich mit zahlreichen Maßnahmen daran zu beteiligen.

Brilon

Was wurde schon getan?

Der städtische Fuhrpark wurde nach und nach auf E-Mobilität umgestellt – so gibt es schon einen E-Smart und ein elektronisches Postauto sowie E-Bikes. E-Fahrzeuge werden auch von den Stadtwerken und dem städtischen Krankenhaus genutzt. Videokonferenzen sollen indes aber jeden Fahrtweg ersparen, Inlandsflüge sind für Dienstreisen verboten. Im Rathaus selbst werden viele Arbeitsschritte ab jetzt digitalisiert – nicht nur für Mitarbeiter, sondern auch für die Bürger. E-Akte und Digitale Ratsarbeit schonen den Ressourcenverbrauch. Die Produktion erneuerbarer Energien läuft derzeit im Umfang von ca. 140 Prozent der in Brilon verbrauchten Energie. Zudem kann eine Energieeinsparung in Höhe von 5000.000 kwh jährlich durch öffentliche LED-Beleuchtung erreicht werden.

Was ist für 2022 geplant?

Bauprojekte der Stadt sollen in Zukunft in Holzbauweise realisiert werden, das wird beispielsweise den MINT-Trakt des Gymnasiums betreffen oder das Mehrgenerationenhaus Leuchtturm. Ab dem 1. Januar dieses Jahres wurde die Versorgung von 126 städtischen Gebäuden auf Ökostrom umgestellt. Auf den Dächern von 19 Gebäuden sollen zudem Fotovoltaikanlagen errichtet werden, 2022 soll die Umrüstung starten. Die Erstellung eines Klimaschutzkonzepts als Kooperationspartner des Hochsauerlandkreises ist ebenfalls für dieses Jahr angesetzt.

Olsberg

Was wurde schon getan?

Im Jahr 2021 hat die Stadt Olsberg begonnen, ein Baulückenkataster zu erstellen. Dies soll dazu dienen, mehr bewohnbaren Raum in den bereits bestehenden Bebauungen zu schaffen, um auf diese Weise Flächenverbrauch durch die Erschließung neuer Baugebiete zu vermeiden. Bei einer Verschenk-Aktion wurden 360 Obstbäume an Olsberger Bürgerinnen und Bürger ausgegeben - mit der Verpflichtung, diese Bäume auf ihrem Grundstück zu pflanzen, um auf diese Weise kleine Biotope für Insekten zu schaffen. Es wurden weitere vier E-Ladepunkte für Autos in Betrieb genommen, somit stehen 18 öffentlich zugängliche Ladesäulen mit jeweils 22 kW für Pkw zur Verfügung. Die Pendla-App als Mitfahrgelegenheit für Pendler wurde für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger kostenlos freigeschaltet.

Was ist für 2022 geplant?

Ein weiterer Teil der Straßenbeleuchtung wird in Olsberg 2022 auf LED-Technik umgestellt. An verschiedenen Schulen erfolgt eine energetische Untersuchung und bei Neuaufstellungen von Bau-Plänen werden klimarelevante Aspekte bei den Festsetzungen berücksichtigt. Außerdem steht die Prüfung von Dachflächen städtischer Gebäude zur Nutzbarkeit für Photovoltaik-Anlagen an.

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Marsberg

Was wurde schon getan?

Marsberg kann aktuell auf eine positive Energiebilanz verweisen, das heißt, es wird der im Stadtgebiet benötigte Strom komplett aus erneuerbaren Energien gewonnen und darüber hinaus noch mehr Strom produziert. Aber Klimaschutz geht in der Stadt Marsberg viel weiter, denn es gilt, die Energie- und CO2-Bilanz auf Stadtebene darzustellen, eine Potentialanalyse der technisch und wirtschaftlich umsetzbaren Einsparpotenziale sowie Potenziale zur Steigerung der Energieeffizienz zu erarbeiten und einen zielgruppenspezifischen Maßnahmenkatalog mit Handlungsbeschreibung und Informationen aufzustellen. Seit 2014 werden für die energieträchtigen Gebäude der Stadt Marsberg (Rathaus, Schulen, Sporthallen, Hallenbad, Kindertagesstätten sowie Dorfgemeinschaftshäuser etc.) Energieeinsparpotenziale durch den Austausch veralteter Heiztechnik, Zirkulationspumpen und Fenster sowie Maßnahmen zur verbesserten Gebäudedämmung genutzt und umgesetzt. Sukzessive wird seit 2014 die Straßenbeleuchtung auf LED-Technik umgestellt. Hierfür wurden alleine im letzten Jahr 100.000 Euro ausgegeben.

Was ist für 2022 geplant?

Die LED-Umrüstung der Straßenbeleuchtung und die energetische Sanierung der städt. Liegenschaften wird fortgesetzt. Ansonsten könnte die Einführung einer Elektro-Ladeinfrastruktur in Marsberg mit Hilfe des Stromnetzbetreibers und weiterer Investoren geprüft werden. Die Dächer städtischer Gebäude, die noch keine PV-Anlage haben, könnten hinsichtlich deren Tauglichkeit zur Produktion regenerativer Energien untersucht werden. Bürgerinnen und Bürger der Stadt sollen über Informationskampagnen und Bewusstseinsbildung zu klimafreundlichem Verhalten animiert werden.

Winterberg

Was wurde schon getan?

Im letzten Jahr seien kleinere Maßnahmen im Bereich Klimaschutz umgesetzt worden. So wurden bei allen Baumaßnahmen die Beleuchtung auch aus Gründen der Nachhaltigkeit auf den neuesten Stand gebracht. Neue Heizungsanlagen in städtischen Gebäuden werden bei Baumaßnahmen immer mit effizienter „Gas-Brennwert-Technik“ ausgestattet. Im letzten Jahr hat die Stadt bei Verwaltungsvorlagen den Klimacheck eingeführt, so werden bei jeder Verwaltungsvorlage die Auswirkungen auf den Klimaschutz beleuchtet. Im Herbst des letzten Jahres wurde eine Wallbox am Winterberger Rathaus installiert. Die Wallbox macht es leichter, langfristig die Fahrzeugflotte auf Elektrofahrzeuge umzustellen. Erste Dienstwagen wurden als Elektrofahrzeuge beschafft.

Am Rathaus in Winterberg wurde eine Wallbox eingebaut, damit mehr Elektromobilität eingesetzt werden kann.
Am Rathaus in Winterberg wurde eine Wallbox eingebaut, damit mehr Elektromobilität eingesetzt werden kann. © Unbekannt | Rita Maurer

Was ist für 2022 geplant?

Für die Prüfung, ob und auf welchen kommunalen Dächern oder auf welchen Freiflächen PV-Anlagen möglich sind, hat die Stadt für das Jahr 2022 Finanzmittel vorgesehen und wird zusätzlich einen Förderantrag stellen. Als Anreiz für die Installation von PV-Anlagen auf Dächern wird im 1. Quartal 2022 ein kleines kommunales Anreizprogramm aufgelegt. Anfang 2022 wird das „Klima-Bündnis Winterberg“ aus Politik, Verwaltung und Bürgerschaft ins Leben gerufen. Mit den Geldern aus der „Billigkeitsrichtlinie – Kompensation für den kommunalen Klimaschutz“ will die Stadt ein Maßnahmenpaket umsetzen, welches derzeit intern abgestimmt wird. Unter anderem geht es auch darum, Potenzialflächen für Photovoltaik-Freiflächenanlagen zu ermitteln. Das Zentrales Gebäudemanagement wird in diesem Jahr die geforderten Energienachweise für kommunale Gebäude als Grundlage für eine Investitionsplanung in energetische Sanierungsmaßnahmen erstellen. Mit dem Austausch der Beleuchtung wird in Zusammenarbeit mit der Westnetz GmbH ebenfalls in 2022 begonnen – 100.000 Euro stehen dafür als Anfangsinvest zur Verfügung.

Hallenberg

Was wurde schon getan?

Die Stadt Hallenberg hat im Jahr 2021 an kommunalen Gebäuden eine energetische Begutachtung durchgeführt, um im Sanierungsfall, besonders im energetischen Bereich, nachhaltige Maßnahmen zu definieren. Die Verwaltung arbeitet weiterhin an dem Ziel das papierlose Büro inkl. der E-Akte voranzutreiben, für alle Vorgänge, wo weiterhin Papier zum Einsatz kommt, wurde weitestgehend eine Umstellung auf klimafreundliches Recyclingpapier vorgenommen. Seitens der Bezirksregierung Arnsberg ist eine Klimaschutzkampagne „BRAvour“ ins Leben gerufen worden, die sich präventiv mit Aufklärungsarbeit beschäftig, an dieser beteiligt sich die Stadt Hallenberg.

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Was ist für 2022 geplant?

Auch die Energiewende ist ein allgegenwärtiges Thema, so arbeitet die Stadt an der Entwicklung eines Photovoltaik-Parks. Zur CO² Vermeidung wird die Stadt Verbindung mit der Verbraucherschutzzentrale zukünftig Beratungsangebote, zur Ausweitung privater und gewerblicher PV-Anlagen, schaffen. Weiter wird die Umstellung der städtischen Straßenbeleuchtung auf energiesparende LED-Technik bewertet, was langfristig CO² und Kosten einspart.

Medebach

Was wurde schon getan?

Die Stadt Medebach nennt zahlreiche Punkte, wenn es um Maßnahmen geht, die bereits für den Klimaschutz umgesetzt wurden. Unter anderem energetische Gebäudesanierungen mit dem Ziel der CO²-Einsparung (bspw. das städtische Hallenbad). Die Dachflächen der Gebäude der Stadtwerke (Hochbehälter, Kläranlagen usw.) wurden bzw. werden in den nächsten Jahren mit PV Anlagen nebst Batteriespeichern zur Eigenstromversorgung ausgerüstet. Ebenfalls befindet sich die Errichtung von Freiflächenanlagen zur Stromversorgung technischen Anlagen der Stadtwerke in der weiteren Prüfung. Des Weiteren konnten durch Einzelmaßnahmen an einer Kläranlage jährlich bereits über 100.000 kWh Strom (rd. 1/3 des Gesamtstromverbrauchs der Anlage) eingespart werden.

Bauwillige, die ein Baugrundstück von der Hansestadt Medebach erwerben haben ab dem Jahr 2021 ökologische Auflagen zu erfüllen. Dies bedeutet z.B. dass eine Regenwasserzisterne angelegt werden muss, Schottergärten verboten sind und bestimmte Versiegelungsgrade nicht überschritten werden dürfen. Zudem gibt es als Anreiz Kaufpreisreduktionen, wenn energieeffiziente Bauformen gewählt werden.

Was ist für 2022 geplant?

Ab dem Jahr 2022 soll mit der Umsetzung der Renaturierungsmaßnahme an der „Wilden Aar“ in Oberschledorn begonnen werden. Die umfangreichen Renaturierungsmaßnahmen der letzten Jahre, z.B. am Medebach, haben gezeigt, dass hier neben dem ökologischen Aspekt auch der Hochwasserschutz unterstützt wird. Gemeinsam mit den Nachbarkommunen Hallenberg und Winterberg sowie dem HSK soll zudem ein Antrag auf ein Naturschutzgroßprojekt gestellt werden.

Was haben die Städte gemeinsam?

Klimaschutz ist bei den meisten Städten eine Querschnittsaufgabe, die Zuständigkeit und Tätigkeiten verschiedener Fachbereiche berührt. Die Listen und Angaben der Städte, was bisher zum Klimaschutz passiert ist, sind teils länger als hier dargestellt. Oft fallen schon auch Kleinigkeiten, wie Pflanzaktionen unter Klimaschutzmaßnahmen. Viele der Städte ergreifen ähnliche Maßnahmen, um die Umwelt zu schützen. Fast alle Kommunen beteiligen sich daher an der Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes der Hochsauerlandkreises. Auch die Energiewende ist ein allgegenwärtiges Thema, so arbeiten die Städte fast alle an der Ausweitung der Ladeinfrastruktur für E-Mobilität sowie dem Ausbau des Radwegenetzes.