Hochsauerlandkreis. Spaziergänger sind auf teilweise sehr matschigen Waldwegen unterwegs. Ein Forstexperte erklärt, warum das so ist und wohl auch noch so bleibt.

Wer in diesen Tagen im Wald unterwegs ist, sollte derbes Schuhwerk anziehen: Viele Wald- und Wanderwege sind zurzeit sehr matschig. Gründe dafür sind die nasse Witterung und die verstärkte Holzabfuhr als Folge der Borkenkäfer-Plage. Wir haben mit Edgar Rüther, dem Leiter des Regionalforstamtes Soest-Sauerland, über die Situation im heimischen Wald gesprochen.

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Edgar Rüther, Leiter des Regionalforstamtes Soest-Sauerland
Edgar Rüther, Leiter des Regionalforstamtes Soest-Sauerland © Regionalforstamt | Photographer:Ulla Giesen

Schweres Gerät hinterlässt deutliche Spuren

„Wir gehen davon aus, dass wir durch die Borkenkäfer bisher im HSK rund insgesamt 20.000 Hektar Kahlflächen haben“, so die Berechnung des Forstexperten. Blickt man auf ganz NRW so seien sogar etwa 100.000 Hektar betroffen. Das macht den massiven Einsatz von schwerem Gerät und Holztransportern in den heimischen Wäldern nötig, der in vielen Bereichen deutliche Spuren im Wald und auch auf den Waldwegen hinterlässt. Für zusätzliche Matsche sorgen die winterlichen Regen- und Schneefälle.

Instandsetzung erst später

Was bei dem einen oder anderen Wanderer oder Jogger für Unmut sorgen mag, sei für die Forstwirtschaft nun mal Tagesgeschäft, erklärt Edgar Rüther. Er macht deutlich, dass die Grundstückseigentümer zwar grundsätzlich für die Unterhaltung der Wege zuständig seien und auch die Kosten dafür tragen müssen. Daraus könne aber kein Anspruch hergeleitet werden, dass alle Wege ständig in einem Top-Zustand für Erholungssuchende sein müssten. „Alle, die im Wald Erholung suchen, sind Gäste auf fremdem Eigentum.“ Natürlich sei es auch im Eigeninteresse der privaten und öffentlichen Waldbesitzer, dass die Wege in einem guten und vor allem befahrbaren Zustand seien. Aber: „Solange noch Holz abgefahren wird, ist es unsinnig, die Wege aufwendig in Stand zu setzen. Wenn man anschließend wieder mit schwerem Gerät darauf fährt, wären sie sofort wieder kaputt.“

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Durch die Arbeiten im Wald werden die Wege teilweise in Mitleidenschaft gezogen.
Durch die Arbeiten im Wald werden die Wege teilweise in Mitleidenschaft gezogen. © WP | Michael Kleinrensing

Zufahrt für Feuerwehr und Rettungsfahrzeuge ermöglichen

Deshalb werden zurzeit nur Notreparaturen durchgeführt, um zum Beispiel die Zufahrt von Feuerwehr und Rettungsfahrzeugen zu ermöglichen, so Edgar Rüther. 2021 wurden dafür im Bereich des Regionalforstamtes 200.000 Euro eingesetzt.

Edgar Rüther geht davon aus, dass der Wege-Wiederaufbau erst in zwei bis drei Jahren verstärkt losgehen wird und dass dann auch entsprechende Fördergelder beantragt werden. Waldbesitzer, die von diesen Mitteln profitieren möchten, müssen die Wege dann allerdings nach festgelegten Standards sanieren. Wichtig seien solche Sanierungsmaßnahmen beispielsweise auch, um die teilweise arg beschädigten Entwässerungsstrukturen wieder aufzubauen, erklärt der Forstexperte. „Schwere Fahrzeuge mit Ketten und Bändern haben teilweise auch an den Wegrändern und Gräben tiefe Spuren hinterlassen. Dadurch fließt das Wasser auf den Wegen oder steht in großen Pfützen. Das wiederum sorgt für zusätzliche Schäden.“

Regionalforstamt Soest-Sauerland

Das Regionalforstamt Soest-Sauerland ist eines von 16 Forstämtern von Wald und Holz NRW. Der Zuständigkeitsbereich erstreckt sich über den gesamten Kreis Soest und Teile des HSK (Arnsberg, Bestwig, Brilon, Marsberg und Olsberg).

Das Gebiet umfasst eine Gesamtfläche von 202.000 Hektar (davon 63.000 Hektar Wald).

Mit Sturm Friederike fing es an

Gefreut hat sich Edgar Rüther übrigens sehr, dass der Sommer 2021 so nass und kühl war: „Das war ein guter Wald-Sommer. Davon brauchen wir mehr. In den drei Jahre vorher waren Sonnenliebhaber dran, jetzt ist der Wald dran. Sonst arbeitet sich der Käfer weiter vor in die Höhenlagen.“

Rückblick: „Mit dem Sturm Friederike im Januar 2018 fing es an. Da wurde das Brutmaterial für die Borkenkäfer geschaffen“, erinnert sich der Forstexperte. Die drei trockenen Sommer 2018, 2019 und 2020 begünstigten die Vermehrung der Borkenkäfer. „Und so war es möglich, dass aus einem Käfer in nur einem Jahr 100.000 Käfer wurden“, so Rüther. In diesen Jahren habe es pro Jahr drei Borkenkäfer-Generationen gegeben. Zum Vergleich: 2021 waren es im Durchschnitt nur 1,5 Generationen. Sein Fazit: „Trotzdem haben wir nach wie vor eine riesige Population. Es kommt also ganz entscheidend auf die nächsten Sommer an.“

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