Hochsauerlandkreis. Das Wetter hielt im vergangenen Jahr einige Seltenheiten für den Altkreis Brilon bereit. Experte Julian Pape spricht von Höhen und Tiefen 2021.

Der Altkreis Brilon hat im vergangenen Jahr einige Besonderheiten erlebt, wenn es um das Wetter geht. Wetterexperte Julian Pape erklärt, welche negativen Phänomene es gab und welche Gegebenheiten trotz Klimawandel positiv aufgefallen sind.

„Das vergangene Jahr war insgesamt zu mild im Vergleich zu den vorherigen Jahren“, sagt Pape, der zum Vergleich die Zeitspanne zwischen 1961 und 1990 heranzieht, weil dort das Wetter noch nicht vom Klimawandel beeinflusst war. Ein Grad war es zu warm an der Wetterstation am Kahlen Asten. Mit Blick auf die Zeitspanne von 1991 bis 2020 ist es hingegen nur um wenige Zehntel Grad zu warm gewesen. Der Klimawandel ist klar zu erkennen und doch: 2021 war das kälteste Jahr seit 2013. Die Niederschlagswerte haben sich hingegen im Vergleich zu den vorherigen Jahren leicht gesteigert. Vor allem der Sommer war allerdings nass und der Winter eher trocken. Trotzdem: „Es fielen 200 Liter Regen zu wenig am Kahlen Asten. Normal sind dort 1400 Liter“, sagt Pape. Auch in den tiefer gelegenen Orten ließ sich das beobachten. Trotz des eher nassen Sommers war die Sonne beinahe so oft zu sehen, wie im Durchschnitt.

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Januar

„Der Januar war sehr winterlich. In den höheren Lagen gab es Schnee und auch in den Tälern war es überwiegend weiß.“ Diese längere Periode wurde vor allem für Skilanglauf genutzt. Die Temperaturen entsprachen den Normalwerten, „auch wenn es uns winterlicher vorkam.“

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Enorme Minusgrade im HSK

„Der Februar brachte viele Extreme mit sich, sowohl nach oben als auch nach unten“, weiß Julian Pape. Anfang des Monats wartete direkt die kälteste Woche des gesamten Jahres auf den Altkreis Brilon. In den Tälern waren Tiefstwerte von bis zu minus 20 Grad möglich. Am Diemelsee konnten sogar minus 22,9 Grad gemessen werden. Auf den Bergen war es milder, auch wenn minus 16 Grad auf dem Kahlen Asten noch sehr kalt waren. In dieser Phase war im östlichen Sauerland mehr Schnee zu finden als auf dem Kahlen Asten. Eine Besonderheit, die es seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr gab. In der zweiten Monatshälfte stiegen die Temperaturen wieder stark an und der Rest des Februars zeichnete sich seine milde Luft aus. So fiel der Monat insgesamt trotz der enormen Minusgrade noch zu mild aus.

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Neuschnee im Altkreis Brilon im März und April

Schnee gab es Anfang März erstmal nicht mehr, der Frühling kündigte sich aber auch deswegen nicht an. „Mitte März kehrte der Winter schon zurück und blieb bis April. Der April war der kälteste seit 1987.“ Eine lange Frostperiode charakterisierte das Wetter im Altkreis Brilon und brachte auch wieder Schnee.

Julian Pape mit einem Windmesser. Der Geograph beschäftigt sich leidenschaftlich mit dem wetter und liefert der WP exklusiv Vorhersagen.
Julian Pape mit einem Windmesser. Der Geograph beschäftigt sich leidenschaftlich mit dem wetter und liefert der WP exklusiv Vorhersagen. © Privat

Mai

Die kalten Temperaturen sorgten dafür, dass die Bäume bis Mai kein Laub hatten. Auch dieser Monat war kühl und verhältnismäßig kalt. Positiv war der Regen, der überdurchschnittlich viel vom Himmel fiel. Das gab es in den vorangegangenen Jahren so nicht.

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Weniger Sommertage am Kahlen Asten im Juni

Der Höhepunkt des Sommers. Mitte Juni gab es die wärmste Phase des Jahres mit 27,9 Grad gemessen am Kahlen Asten. Dort wurden insgesamt drei Sommertage gemessen. Als Sommertag gilt, wenn die Grenze von 25 Grad überschritten wird. Das klingt nach wenig, entspricht aber dem Durchschnitt der Messungen von 1961 bis 1990. Im Zeitraum von 1991 bis 2020 hingegen waren es durchschnittlich sieben Tage. In den Tälern gab es bis zu 32 Grad.

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Extreme Regenfälle im Juli im gesamten Hochsauerlandkreis

Der 14. Juli brachte extreme Regenfälle in den Hochsauerlandkreis, die stellenweise für Überschwemmungen gesorgt hatten. Den Westen traf es dabei schlimmer als den östlichen Teil des HSK. 50 Liter Regenwasser fielen innerhalb eines Tages. Der August wurde dann kühler und blieb unter den durchschnittlichen Temperaturen zurück. Sommerliche Tage gab es kaum, dafür mehr Regen. Dennoch wurde nur die Hälfte der üblichen Niederschlagsmenge erreicht.

September und Oktober

Trocken und warm war der vergangene September und zeichnete sich nicht durch die übliche herbstliche Kühle aus. Der Oktober brachte wieder normale Temperaturen, aber am 21. auch Sturmtief Ignatz, das mit 120 Stundenkilometern über den Kahlen Asten flog. Der stärkste Sturm des gesamten Jahres.

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Orkan Ignatz zieht über den Altkreis Brilon und sorgt für Schäden

Nach den Orkanböen war es im November deutlich ruhiger. Nebel, Sonne und wenig Niederschläge zeichneten den Monat aus. am 27. fiel dann der erste Schnee, der auch bis in den mittleren Höhenlagen zu finden war. Das blieb bis zum 11. Dezember so bevor es wieder mild wurde. Das galt auch an Heiligabend. Weiße Weihnacht gab es erst an den beiden darauf folgenden Feiertagen. Dann kam das Jahresende mit 15 Grad an der Wetterstation in Westheim. Ein höhrer Wert ist dort noch nie gemessen worden.

Fazit und Ausblick auf das Wetter 2022

„Es war ein relativ kaltes Jahr. Das Frühjahr war eines der kältesten der vergangenen 20 Jahre. Kalte Phasen sind auch trotz Erderwärmung möglich. Der Sommer war sehr positiv für das Klima durch die Niederschläge. Die Talsperren waren gefüllt. Die Diemel lief durch starken Niederschlag sogar über“, sagt Julian Pape. Eine Prognose zu geben ist allerdings schwierig. Mitte Dezember sah es noch nach einem winterlichen Weihnachtsfest aus. Ganz so verschneit war es dann aber doch nicht. „Langfristige Temperaturentwicklungen verlaufen nicht linear. Es kann sein, dass wir von 2014 bis 2020 eine warme Phase hatten und jetzt eine kühlere darauf folgt.“