Thülen. Das Altenheim der Schwestern der Christlichen Liebe in Brilon-Thülen ist verwaist. Es gibt Gespräche über seine Zukunft.

Als Franz-Josef Stein die Tür zum Schwimmbad öffnet, schlägt dem Besucher feuchte Wärme entgegen. Ins Wasser steigt hier aber niemand mehr. Der 62-Jährige ist Hausmeister im St. Josefshaus in Brilon-Thülen, dem Altenheim der Schwestern der Christlichen Lieben. Das weitläufige Komplex in der Kirschblütenallee ist verwaist. Im vergangenen Juli hatte der Orden die Aufgabe des Schwesternheimes bekannt gegeben. Damals hatte CDU-Ratsherr Eberhard Fisch in einer spontanen Reaktion den Abriss der Anlage als beste Lösung vorgeschlagen. Franz-Josef Stein schaut nach wie vor nach dem Rechten und hält das Gebäude in Schuss. Was damit geschehen wird, kann Schwester Angelika Blochwitz, Regionaloberin der Ordensgemeinschaft, noch nicht sagen: „Wir stehen in Verhandlungen.“

Für 100 Schwestern geplant

Für 100 Schwestern war die Anlage am Ortsrand von Thülen geplant, als sie Anfang der 70er Jahre gebaut wurde, um das Altersheim in Rheda-Wiedenbrück zu ersetzen. Der Zeitgeist jener Jahre weht auch heute noch durch die Flure. Dunkle Holz- und Wandvertäfelungen bestimmen das Ambiente, das Dessin der Polsterstühle und das Design des verbliebenen Mobiliars unterstreichen den Charme jener Zeit.

Rund 120 Schwestern in Deutschland

Die Kongregation der Schwestern der Christlichen Liebe wurde 1849 von Pauline von Mallinckrodt gegründet.

Weltweit gehören der Kongregation heute rund 380 Schwestern an, darunter etwa 120 in Deutschland.

Von 1928 bis 1991 führten sie in Brilon die Marien-Realschule, die danach in Trägerschaft des Erzbistums überging.

Die beiden Kapellen - eine große im Erdgeschoss und eine kleine für die Pflegefälle in der oberen Etage - sind entwidmet. Ausgeräumt wie die anderen Räume werden sie aber noch nicht, sagt die Regionaloberin mit Blick auf „verschiedene Nutzungsmöglichkeiten“ der Anlage.

Kümmert sich weiterhin um das Gebäude: Hausmeister Franz-Josef Stein, hier am Spieletisch der Schwestern. An der Wand: der Druck von van der Weydens Bild „Mariä Verkündigung“
Kümmert sich weiterhin um das Gebäude: Hausmeister Franz-Josef Stein, hier am Spieletisch der Schwestern. An der Wand: der Druck von van der Weydens Bild „Mariä Verkündigung“ © Jürgen Hendrichs

Zuletzt lebten nur noch 41 Schwestern in dem Gebäude. Sie haben in Paderborn einen neuen Alterssitz gefunden. Allerdings musste die Gemeinschaft getrennt und somit in Thülen entstandene Nähe und Vertrautheit aus Platzgründen aufgegeben werden.

Etwa ein Drittel sei vom Mutterhaus in Paderborn aufgenommen worden. Für die anderen wurden in Paderborn ehemalige Konventsräume angemietet wie im Liboriushaus. Einige Schwestern zogen auch ins Missionshaus in Neuenbeken.

Regionaloberin: „Sehr guter Sozialplan“

Für die rund 30köpfige Belegschaft sei, so Schwester Angelika, „ein sehr guter Sozialplan aufgestellt“ worden. Eine Weiterbeschäftigung in Paderborn sei nicht möglich gewesen, da die dorthin gezogenen Schwestern im Mutterhaus keinen zusätzlichen Personalbedarf ausgelöst hätten und die anderen Quartiere von anderen Träger bewirtschaftet würden.

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Gleichwohl gab es mehrere Kündigungsschutzverfahren. Wer im Bereich der Pflege tätig war, hat in Anbetracht des Fachkräftemangels in diesem Bereich umgehend eine neue Stelle gefunden. Im Bereich der Hauswirtschaft wurden Kontakte zu anderen sozialen Einrichtungen, etwa der Caritas, hergestellt.

Im Zuge der Aufgabe des Heimes hat der Orden auch die drei unterhalb stehenden Häuser, in denen u.a. der Pastor wohnte, verkauft. Für Thülen wäre es wünschenswert, wenn die Anlage als Altenheim fortgeführt werden könnte, so Ortsvorsteher Johannes Becker zur WP.. Zum einen wegen der ortsnahen Arbeitsplätze. Und: „Einige aus dem Dorf würden sich sofort anmelden.“