Brilon/Thülen. Die 86-jährige Schwester Adalbertis kennt sich mit Kalligraphie aus. Vielen ist die Ordensfrau noch als Lehrerin an der Marienschule bekannt.

Hunderte von Schülern würden sie vermutlich heute noch auf der Straße erkennen. Sind Sie nicht Schwester Adalbertis? Habe ich bei Ihnen nicht Deutsch und Geschichte gehabt? Stimmt, würde die Lehrerin und Ordensfrau dann vermutlich sagen und vielleicht noch einen Spruch aus ihrer Schulzeit zitieren. Doch das ist lange her. Heute lebt die 86-Jährige im Schwesternheim in Thülen. Doch der Kunst, der Sprache und vor allem der Kalligraphie fühlt sie sich noch immer eng verbunden.

Die kunstvoll geschriebenen und mit Ornamenten verzierten Sprüche füllen ganze Schachteln und Schatullen. Es sind Weisheiten, die sie für sich selbst und für andere als wertvoll erachtet und zu Papier gebracht hat. Als Kind musste sie ihre Heimat Danzig verlassen und kam über mehrere Stationen schließlich nach Lippstadt, wo sie bei den Schwestern der christlichen Liebe das Kindergärtnerinnen-Seminar besuchte. Dort entdeckte sie auch ihre Leidenschaft für den Umgang mit den Kalligraphie-Federn.

Lange in Brilon

1952 trat sie dem Orden der Schwestern der Christlichen Liebe bei; sie studierte in Paderborn Deutsch und Geschichte und kam nach einigen Zwischenstationen in Höxter und Dortmund schließlich an die Marienschule nach Brilon. Alles, was an der Schule passiert, verfolgt sie auch heute noch mit großem Inter- esse. „Anfangs wurden dort damals nur Mädchen unterrichtet, später auch die Jungs“, erinnert sich die 86-Jährige. Die Schwestern – vielen ist auch noch die damalige Schulleiterin Schwester Bonaventura bekannt – wohnten anfangs sogar in der Schule oben unter dem Dach. Und dort entstanden auch viele der Kalligraphien. Gut und gerne 23 Jahre hat sie in Brilon unterrichtet. „Ich hatte auch die Befähigung und Erlaubnis zum Kunstunterricht, aber dafür fehlte mir einfach die Zeit.“ Auf den Schuldienst folgten Stationen in Attendorn und bei der Blindenschrift-Druckerei in Paderborn, bevor sie gesundheitsbedingt in das Pflegeheim nach Thülen und damit zurück ins „Schöne Sauerland“ kam, das die Pilz-Expertin sehr schätzt.

Erlös für Maximilian-Kolbe-Werk

Manchmal, wenn Schulbasare stattfanden, hat sie auch einige ihrer filigranen Kunstwerke verkauft. Nicht zur persönlichen Bereicherung; alles Geld wurde dem Maximilian-Kolbe-Werk gespendet, das ihr auch heute noch sehr am Herzen liegt. Aber auch unzählige Handpuppen, Linoleumschnitte oder Ostereier-Ornamente stammen aus ihrer Hand. „Die künstlerischen Fähigkeiten sind ein Geschenk, das ich mitbekommen habe“, sagt Schwester Adalbertis. Ein Geschenk, das sie aber durchaus mit Gleichgesinnten und Interessierten teilen würde. Vielleicht gibt es ja noch Schüler von damals oder auch von heute, die von einer erfahrenen Lehrerin etwas über Schönschrift oder Heliographie (Arbeiten mit dem Sonnenlicht) lernen möchten. Sie sind herzlich willkommen!