Medebach-Dreislar. Bernd Kappen gibt den Betrieb des Landgasthofs Burghof in Medebach-Dreislar aus den Familienhänden – doch es wird sich nicht alles ändern.

„Wachablösung im Burghof“, nennt es Bernd Kappen aus Dreislar. Er übergibt mit seiner Tochter Ramona zum Jahreswechsel den traditionsreichen Landgasthof „Zum Burghof“ aus den Familienhänden an Daniel und Irina Schulte, die mit ihren beiden Kindern ebenfalls aus Dreislar kommen.

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So viel kostete die Vollpension vor 65 Jahren

Die Anfänge des Burghofs gehen 65 Jahre zurück. Damals bauten Ludwig und Theresia Kappen, die Eltern des heutigen Besitzers, den Betrieb auf. Ludwig Kappen war gelernter Maurer und arbeitete in einem Bauunternehmen. Einen Teil seines Lohns konnte er in Form von Steinen und Zement bekommen und damit den Bau voranbringen, bis ein Jahr später die Pension mit drei Doppelzimmern – oder Fremdenzimmern, wie sie damals noch hießen – nach ganz viel Eigenleistung Eröffnung feierte. Vollpension mit Frühstück, Mittagessen, Kaffee und Kuchen sowie Abendbrot kosteten seinerzeit 8,50 Mark.

 Der Landgasthof „Zum Burghof“ heute.
Der Landgasthof „Zum Burghof“ heute. © Unbekannt | Rita Maurer

Vor allem aus dem Ruhrgebiet kamen viele Gäste, die teilweise mehrere Wochen am Stück in Dreislar verbrachten. Der Burghof hat dadurch Stammgäste, die bereits vor Jahrzehnten mit ihren Großeltern ihren Urlaub in Dreislar verbrachten und ihm – mittlerweile selbst schon im Rentenalter – bis heute treu geblieben sind. Auch von der 2007 geschlossenen Schwerspatgrube im Ort profitierte der Burghof durch Übernachtungen und Essen der geschäftlichen Besucher.

Darum heißt der Gasthof „Burghof“

Warum heißt ein Gasthof mitten im beschaulichen Dreislar „Burghof“? Gab es hier mal Ritter oder eine Festung? Nein: In alten Zeiten hieß das Flurstück, auf dem die Familie Kappen später baute, die „Burg“. Und so kam der Gasthof zu seinem Namen. „Wenn Geld da war, wurde es gleich wieder investiert“, erinnert sich Bernd Kappen. Nach und nach wurden die Ställe umfunktioniert oder Anbauten hochgezogen, so dass der Gasthof heute über 15 Doppelzimmer, einen Kneipen- und Restaurantbereich sowie über einen großen Saal zum Feiern mit bis zu 120 Plätzen verfügt.

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Im Jahr 1990 übernahm Bernd Kappen als gelernter Koch mit seiner bereits verstorbenen Frau Ulrike den Betrieb. Vor rund 20 Jahren schloss die Familie sich mit einigen anderen Hotels zur „Bikers World Sauerland“ zusammen und bietet damit Motorradfahrern einen auf sie abgestimmten Service: „In all den Jahren haben wir sehr viel Herzblut investiert. Am Burghof hängen ganz viele Erinnerungen für die gesamte Familie. Ich würde kaputtgehen, wenn ich sehen müsste, dass es nicht gut weiter geht. Wir danken allen unseren Gästen, unseren Mitarbeitern.“

Vieles bleibt beim Alten

Gut weitergehen wird es in Zukunft mit dem Burghof, da sind sich die Kappens sicher. Die neuen Betreiber Daniel und Irina Schulte kommen beide aus Dreislar und als gelernte Hotel- und Restaurantfachleute aus der Branche: „Es ist für uns alle wie ein Sechser im Lotto“, freuen sie sich auf ihre neue Aufgabe. „Hier kocht der Chef selber, lecker, lecker, lecker“, so lautet eine der zahlreichen Rezension im Internet. Dieses Aushängeschild bleibt, denn Bernd Kappen wird weiter für die Küche verantwortlich sein. Der alte und neue Besitzer des Burghofs waren sich in diesem Punkt sofort einig. „Das ist eine Win-Win-Situation: Bernd geht nicht so ganz, wir haben einen guten Koch, auf den wir uns verlassen können“, sagen Daniel und Irina Schulte.

Ludwig und Theresia Kappen in den 80er Jahren hinter der Theke.
Ludwig und Theresia Kappen in den 80er Jahren hinter der Theke. © rita Maurer | Unbekannt

Eine Karre Mist auf den Teller

Und auch sonst wird vieles weitergehen, was den Burghof ausmacht. Er soll weiter Ziel für alle Stammtische, Familienfeiern und Vereine sein, für einheimische Gäste genauso wie für Urlauber. Veranstaltungen im Jahreskalender wie unter anderem das Altweiberfrühstück, der Osterball oder Schockturniere wird es wie gewohnt geben. Demnächst werden die Öffnungszeiten deutlich ausgeweitet, auch unter der Woche wird dann wieder Betrieb herrschen, was in den letzten Jahren nicht mehr möglich war.

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Die Internetseite soll demnächst überarbeitet werden, aber auch alle Kontaktdaten bleiben bestehen. Die Speisekarte wird nach und nach sanft erneuert, der Schwerpunkt liegt jedoch auch in Zukunft auf traditionellen Sauerländer Gerichten mit einem modernen Touch, plant Daniel Schulte. Für Burghof-Besucher ändert sich nach der Wachablösung also gar nicht viel. Sogar die beliebte „Karre Mist“ wird weiterhin aufgefahren – eine hauseigene Spezialität aus Rumpsteak, Bratkartoffeln, Zwiebeln und Champignons.