Brilon. Es ist der zweite Corona-Winter. Gastwirte aus Brilon über das vermasselte Weihnachtsgeschäft, Zukunftssorgen und was ihnen noch Hoffnung macht.
Schon vor Weihnachten war klar: der zweite Corona-Winter während der Pandemie wird ähnlich wie der erste – besonders für die Gastronomie. Und tatsächlich, auch ohne Lockdown mussten Weihnachtsfeiern ausfallen und die Gäste blieben aus. Wie hart das die Gastronomen schon im zweiten Jahr in Folge trifft, erzählen drei von ihnen in einer ersten Bilanz nach Weihnachten und einem sorgenvollen Blick auf den Januar. Zur Post in Brilon: Volker Gierse ist sicher, dass der Lockdown kommt.
Jeden Tag ist ein Kampf
Volker Gierse klingt wie immer fröhlich. Der Inhaber des Hotels und Restaurants Zur Post in Brilon findet eigentlich immer optimistisch Worte. Doch das Weihnachtsgeschäft lief nicht, wie erhofft. „Die Weihnachtsfeiern sind alle weggebrochen. Alles wurde storniert und auch die Übernachtungsgäste fehlen“, sagt er. Schönreden bringe da nichts. „Wir mussten mit extrem kurzfristigen Absagen kämpfen. Um zehn vor sechs abends rufen die an und sagen den Tisch für sechs ab. Eine Gruppe von 16 Leuten ist einfach nicht erschienen, ohne abzusagen. Das hat mit guter Laune gar nichts mehr zu tun, denn meine Aushilfen stehen in dem Moment bereit, das Essen ist vorbereitet. Umsonst.“ Jeden Tag sei ein Kampf.
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„Natürlich motiviere ich mich jeden Tag aufs Neue. Aber was tun in den nächsten Wochen?“ Volker Gierse ist sicher, dass am 7 Januar, wenn die Bund-Länder-Konferenz wieder tagt, ein Lockdown beschlossen wird. „Wir sind in großer Sorge vor dem Lockdown, denn dann muss ich meine Mitarbeiter wieder in Kurzarbeit schicken.“
Zahlreiche Aushilfen verloren
Nach den vorangegangenen Lockdowns hatte auch Volker Gierse zahlreiche Aushilfen verloren. Mittlerweile habe er neue gefunden, alles habe sich eingespielt und funktioniere gut. „Aber mit der neuen Variante wird ab Januar dicht gemacht. Ich glaube fest an den Lockdown und fahre die Produktion jetzt schon herunter.“ Ob die Aushilfen dann noch bleiben, weiß er nicht. „Es ist alles sehr düster. Wir gehen mit gemischten Gefühlen ins neue Jahr.“ Er lacht, trotzdem. „Aber wir nehmen es wie es kommt.“
Wochen vor dem Fest waren nicht schön
Laura van Soest aus Brilon hofft, dass kein neuer Lockdown die Gastronomie im HSK trifft. „Die Wochen vor dem Fest waren natürlich nicht schön“, sagt Laura van Soest, Inhaberin des gleichnamigen Restaurants. „Alles wurde abgesagt und den Verlust haben auch die Feiertage nicht mehr einholen können. Dafür waren die Menschen an den Feiertagen umso entspannter und alles hat funktioniert.“ Sie hofft nun, dass Silvester ähnlich ablaufe.
Und der drohende Lockdown, den Lothar Wieler vom RKI wieder ins Spiel gebracht hat? „Wir haben drei neue Aushilfen gefunden. Sollte ein neuer Lockdown kommen, dann wandern sie mir wieder ab“, argumentiert sie ähnlich wie Volker Gierse. „Ich drücke die Daumen, dass es nicht so kommt. Ich habe aber ein unsicheres Gefühl, denn die Kosten werden – wie beim letzten Mal – weiterlaufen und ich weiß nicht, wie lange das noch so weitergehen kann.“
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Laura van Soest glaubt nicht so fest an einen kommenden Lockdown, wie ihr Kollege. Dennoch: „Das nimmt einem den Spaß an seinem Beruf. Die Gäste fragen mich oft, was in zwei drei Wochen ist. Ich kann es ihnen nicht sagen.“ Die Produktion hat sie noch nicht heruntergefahren, verhält sich aber generell vorsichtig bei den Lebensmittel-Bestellungen. Doch nicht nur wegen Corona: „Die Preise sind utopisch hoch für Lebensmittel. Das Kilopreis für Fleisch ist zehn bis zwölf Euro teurer geworden.“ Manchmal, an einem Sonntag und vor den beiden Ruhetagen des Restaurants, muss die den Gästen dann sagen, dass bestimmte Gerichte aus sind – weil sie weniger auf Vorrat kauft. „Das akzeptieren unsere Gäste und wir bieten abwechslungsreiche Alternativen und genügend Auswahl. „Allgemein stecken wir gerade in einer schwierigen Situation.“