Olsberg. Dirk Valentin betreibt die Linie 73 in Olsberg. Partys kann er keine mehr planen, wegen Corona. Er weiß nicht mehr, wie er weitermachen soll.
Dirk Valentin hatte kein ruhiges Weihnachtsfest. Besinnlichkeit hat sich nicht eingestellt. Nur Fragen. Wie halte ich meine Mitarbeiter? Wie komme ich mit den Corona-Hilfen aus? Wann kann ich wieder arbeiten? Warum hilft die Politik nicht? Dirk Valentin (50) betreibt den Kulturbahnhof Linie 73 in Bigge/Olsberg. Er plant und führt Events und Caterings aus, für Schützenfeste, Karnevalsfeiern und Partys. Alles verboten, denn die neue Corona-Schutzverordnung sieht ein Verbot von öffentlichen Tanzveranstaltungen vor. Partys dürfen im Innenraum nur mit 50, im Außenbereich mit 200 Menschen gefeiert werden. Und schon vor Weihnachten kam die Schließung von Diskotheken und das Verbot von großen Partys ganz plötzlich. Für Dirk Valentin eine Katastrophe.
Eventmanager aus Olsberg erwischt das Party-Verbot kalt
„Ich hatte für den Abend eine Party geplant. Morgens kam der Beschluss der Landesregierung, dass Tanzveranstaltungen untersagt werden, gültig innerhalb der nächsten sechs Stunden. Ich hatte also alles vorbereitet, Essen, Getränke – mein Lager war voll. Und keine Party.“ Dirk Valentin meint die neuen Corona-Maßnahmen, die schon Anfang Dezember mit der Bundesregierung abgestimmt worden waren. Sie erschweren ihm seine Arbeit, machen sie praktisch unmöglich. „Wir haben aus den Lebensmitteln Convenience-Ware hergestellt und eingefroren. So verlieren frische Lebensmittel zwar einen Teil der Qualität, aber wir mussten sie nicht wegwerfen“, sagt der Eventmanager. Die Getränke, hofft er, kann er bald wieder ausschenken. Viel Hoffnung hat er gerade nicht.
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Trotz abgesagter Party sitzt Dirk Valentin im Büro, arbeitet fast das doppelte Pensum. „Man steckt hundert Arbeitsstunden in die Planung eines Events, aber auch in die Zurückplanung. Ich arbeite also, ohne gerade wirklich etwas zu verdienen.“ Man drehe eben bei einer Party nicht nur den Schlüssel um und könne starten. Ein Event ist viel Organisation, die er nun umsonst gemacht hat. Die die Politik seiner Meinung nach anscheinend nicht sieht, nicht würdigt. „Wenn die Verordnung wenigstens wie sonst nach drei Tagen gültig geworden wäre, aber sofort? Das hat für Chaos gesorgt.“
Die Corona-Hilfen, die er bekommt, sind zur betrieblichen Unterstützung und dürfen nicht für private Zwecke eingesetzt werden. Sie reichen nicht. „Man lebt von seinem Ersparten. Ich weiß von Kollegen, die an ihre Rentenkasse gehen. Es gibt so viele aus der Branche, die sich jahrelang die Nächte um die Ohren geschlagen haben, um früh in Rente gehen zu können – jetzt müssen sie bis 72 weiterarbeiten.“
Corona im HSK: Kein Karneval, keine Partys – keine Arbeit
Dirk Valentin ist traurig darüber, was mit der Veranstaltungsbranche gemacht wird. Immer wieder wird eine Schippe draufgelegt. 3G, dann 2G, dann 2G Plus. Im Sommer verliert er die Ausrichtung von Schützenfesten. Jetzt gerade ist es der zweite Corona-Winter ohne Weihnachtspartys. „Im Winter kann nicht draußen gefeiert werden, also wird nicht gefeiert.“ Er seufzt. „Eigentlich wäre heute eine After-Work-Party, die Menschen würden feiern, gelöst in die Ferien gehen. Das geht nicht.“ Wenn er auf seinen Kalender schaut, dann fühlt er einen „moralischen Tiefpunkt“. Alles, was er sich jahrelang aufgebaut habe, breche zusammen. Der Kalender ist leer. Die Mitarbeiter in Kurzarbeit. Wie er auf das Weihnachtsfest schaut? Er hofft, abschalten zu können, sagt er eine Woche vor den Feiertagen. Jetzt, kurz nach dem Fest, sagt er: „Das habe ich nicht geschafft.“ Denn trotz Weihnachten seien die schlechten Nachrichten eingetrudelt. Kein Karneval. Keine Partys auf unbestimmte Zeit. „Eine Mitarbeiterin hat offen gesagt, dass sie sich etwas anderes suchen will. Ich kann das verstehen aber ich weiß nicht, wie ich weitermachen soll wenn es wieder losgeht und sie fehlt.“ Dirk Valentin ist bewusst, dass neue Mitarbeiter in der Branche nicht leicht zu finden sind. Gerde wegen Corona suchen sie sich etwas festes, sicheres. „Unsere Mitarbeiter machen das, weil sie Menschen Spaß schenken wollen. Aber Spaß können sie nicht mehr vermitteln. Wofür existieren wir denn dann noch?“