Brilon. Das offene Impfen im Ev. Gemeindehaus Brilon sorgte Freitag für eine lange Schlange. Allerdings ist die Ärzteschaft verärgert.

Deutschland wirft den Impf-Turbo an - doch es mangelt an Impfstoff. Zumindest was das am meisten nachgefragte Corona-Serum von Biontech angeht. Diese Woche gab es auch in der Ärzteschaft im Altkreis Brilon Anlass zum Ärgern. Denn für die kommende Woche hat das Bundesgesundheitsministerium die Bestellmenge von Biontech auf fünf Ampullen pro Arzt beschränkt. Das sind 30 Dosen.

Biontech rationiert

Abhängig von der Anzahl der bestellenden Ärzte, so die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), könne das Kontingent auch kleiner ausfallen. So stehen der HNO-Praxis Dres. Koslowski-von Rüden in Brilon in der kommenden Woche nur sechs dieser Biontech-Vials zur Verfügung. Gebraucht, so Dr. Frank Koslowski zur WP, hätte man 100.

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Dagegen gibt es für das Moderna-Vakzin keine Bestellbeschränkung. Moderna ist wie Biontech ein mRNA-Präparat. Es hat, so die KBV, gegenüber Biontech einen großen Vorteil beim Tempo-Boostern: Für die Auffrischung ist im Vergleich zur Grundimmunisierung nur die halbe Dosis erforderlich.

Stiko: Moderna erst ab 30 Jahren

Allerdings hat die Ständige Impfkommission der Bundesregierung (Stiko) „aufgrund neuer Sicherheitsdaten des Paul-Ehrlich-Instituts und weiterer internationaler Daten“ die Impfung mit Moderna Mitte November erst für Personen ab 30 Jahren empfohlen. Bei allen jüngeren sollte Biontech verimpft werden. Grund: Bei dieser Altersgruppe sei das - allerdings geringe - Risiko einer Herzmuskelentzündung nach einer Moderna-Impfung etwas höher als bei der Verwendung von Biontech.

Nach Angaben der KBV könne bei Biontech etwa die Hälfte der Bestellungen nicht bedient werden. Die Arztpraxen ordern den Impfstoff über ihre Hausapotheke, die wiederum vom Großhandel das Kontingent zugeteilt bekommt, was ihm vom Ministerium zur Verfügung gestellt wird.

Am Samstag offenes Advents-Impfen

KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Gassen zu der Impfstoff-Rationierung: „Das stellt die Niedergelassenen zum wiederholten Mal vor massive Probleme, mit denen ihr enorm hohes Engagement ohne Not ausgebremst wird.“

Gestern Nachmittag hatte der HSK zum „offenen Impfen“ ins Ev. Gemeindehaus eingeladen. Wie bereits bei der Impf-Aktion im Kath. Gemeindezentrum bildete sich auch hier eine lange Schlange.

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Am heutigen Samstag ist in der Praxis Reiß in der Derkeren Straße von 8.30 bis 13 Uhr Advents-Impfen angesagt. Motto: „Geimpft wird, solange der Vorrat reicht.“