Brilon. Die Katze ist aus dem Sack: Wer die beiden städtischen Grundstücke am Kahlen Hohl in Gudenhagen kaufen möchte, muss tief ins Portemonnaie greifen.
Die Katze ist aus dem Sack. Mit dem Preis für ihre beiden Grundstücke am Kahlen Hohl stößt die Stadt Brilon in eine für die Dörfer neue Dimension vor. Das eine ist „ab 74.019,13 Euro“ zu haben, das andere „ab 75.219,15 Euro“. So jedenfalls bietet die Stadt die beiden Flächen ganz frisch auf ihrem Immobilienportal an.
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Als Kaufpreis hat der Haupt- und Finanzausschuss in der vergangenen Woche einen Grundpreis von 60 Euro pro Quadratmeter festgelegt. Da kommen als Vorauszahlung auf die Erschließungsbeiträge 28 Euro/qm hinzu, außerdem - ebenfalls als Vorauszahlung - 3,20 Euro/qm für die von der Stadt vorzunehmenden landschaftspflegerischen Ausgleichsmaßnahmen. Außerdem stellen die Stadtwerke dem künftigen Bauherrn gesondert 2,66 Euro/qm für den Kanal- und 1,09 Euro/qm für den Wasseranschluss in Rechnung.
Da kommt bei 777 und 790 Quadratmetern einiges zusammen. „Das ist ein stolzer Preis“, staunt auch Ortsvorsteher Wolfgang Diekmann. Andererseits: Für das Geld bekommen die künftigen Eigentümer auch eine unverbaubare Fernsicht gen Osten. Vor ihrer Haustür liegt nämlich die riesige Weidefläche, auf der das Feriendorf Gut Petershagen entstehen sollte.
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Punktekatalog für die Vergabe
Daraus ist bekanntlich trotz jahrelanger Planungsarbeit letztlich nichts geworden. Auf der Wiese hatte sich nach wiederholter Kartierung und finaler Einschätzung des Landesamtes für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz (LANUV) eine hochgradig schützenswerter Magerrasen entwickelt. Außerdem liegen die ehemaligen Gutsteiche in unmittelbarer Nachbarschaft zu den beiden Bauplätzen.
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Insgesamt acht Bauplätze hat die Stadt Brilon am Kahlen Hohl ausgewiesen. Neben den beiden städtischen stehen auch vier private als „sofort verfügbar“ auf der Immo-Seite der Stadt. Dabei handelt es sich um die rechte, bisher unbebaute Seite des zur Erschließungsstraße gerade ausgebauten Wirtschaftswegs. Mit 991 qm, 1872 qm, 2415 qm und 3438 qm sind das wahre Flächenriesen. Und Ballast. Denn schließlich werden die auf rund 360.000 Euro kalkulierten Erschließungskosten ja auf die Grundstücksflächen umgelegt.
Während die privaten Grundstücke frei handelbar sind, hat sich die Stadt für die Vergabe ihrer Bauplätze, wie berichtet, ein Korsett gegeben. Die im Juli beschlossenen „Richtlinien zur Vergabe städtischer Grundstücke“ haben das Ziel, den „sozialen Zusammenhalt der Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde zu stärken und zu festigen“.
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Ohne diese Kriterien, so heißt es in der Präambel weiter, wäre „die in Brilon und dessen Ortschaften verwurzelte Bevölkerung zu großen Teilen nicht in der Lage, Grund und Boden zu Wohnzwecken zu erwerben und zu finanzieren“. Die Richtlinien „dienen dazu, dauerhafte, langfristige und nachhaltige Sesshaftigkeit in der Gemeinde zu ermöglichen“.
Verpflichtungen für den Käufer
In einem Punktekatalog werden Kinder, der Wohnortbezug, ehrenamtliches Engagement im Ort, Nähe zum Arbeitsplatz und - frei von der Stadt zu berücksichtigen - besondere außergewöhnliche Umstände gewichtet.
Mit dem Zuschlag geht der Käufer weitgehende Verpflichtungen ein. So darf er das Grundstück nicht an Dritte veräußern, er muss es innerhalb von zwei Jahren bebauen und das Haus wenigstens fünf Jahre als Hauptwohnsitz selbst nutzen. Ein Verstoß kann teuer werden: Da droht die Stadt eine Vertragsstrafe in Höhe des vollen Kaufpreises an.
Wie die Stadtverwaltung auf Anfrage der WP mitteilte, liegen bisher 27 Anfragen für die beiden Grundstücke am Kahlen Hohl vor. Jetzt, da der Preis festgesetzt ist, werden alle angeschrieben und gefragt, ob sie weiterhin an einem der beiden Bauplätze haben. Sollten sich weiterhin mehrere Bauwillige melden, erfolge, so die Verwaltung, der Zuschlag gemäß der im Juli vom Rat festgelegten Richtlinien.
Weiterer Bedarf
Ortsvorsteher Diekmann hofft, dass der Grundstückspreis jetzt keine junge Familie abschrecke. Wer Interesse hat, könne sich bei ihm oder dem Liegenschaftsamt der Stadtverwaltung melden. Bekannt ist, dass Gudenhagen-Petersborn wegen seiner Nähe zur Kernstadt ein attraktiver Wohnort ist.
Das sei auch an dem Interesse an den vier zum Verkauf angebotenen privaten Grundstücken am Kahlen Hohl abzulesen. Die stehen ohne Preis im Immo-Portal der Stadt. Der Eigentümer, so Diekmann, habe erst „die Preisgestaltung der Stadt abwarten“ wollen.
Das nächste Baugebiet hat Diekmann schon lange vor Augen: An der Langen Heide, an der Straße zum Hochbehälter, könnten bis zu 15 Bauplätze geschaffen werden. Haken an der Sache: Bei der Fläche handelt es sich um Wald. Der müsste erst umgewandelt werden.
Baugebiet „Lübbers Wiese“
Fest stehen auch die Preise für die städtischen Grundstücke im Baugebiet „Lübbers Wiese“ in Wülfte.
Da kostet der Quadratmeter 41 Euro plus 14,19 Euro/qm Erschließung, 1,20 Euro/qm Ausgleichsbeitrag sowie 2,66 Euro/qm für den Kanal- und 1,09 Eur/qm für den Wasseranschluss.
Für diese Grundstücke liegen aktuell 15 Anfragen vor.