Brilon. Die Textbücher sind verteilt: Die Marien-Realschule Brilon bereitet ein neues Musical vor. Seit 2001 stehen Stücke auf dem Programm.

Für die Jungen und Mädchen der Marienschule Brilon war es mehr als nur eine Terminabsage. Trauer und Enttäuschung machten sich gleich dreimal breit. 2020 fehlte nur noch die Generalprobe, dann hätte das Musical „Maria“, das alle fünf Jahre auf dem Spielplan steht, aufgeführt werden können. Der Ersatztermin im Herbst fiel in Wasser und auch der dritte Anlauf wurde im Februar 2021 ad acta gelegt. Corona. Ciao Maria! Jetzt setzen die Jungen und Mädchen mit ihren Lehrern alles daran, dass kurz nach Ostern 2022 „Elecs Geheimnis“ gelüftet werden kann. Denn so heißt das Musical, das den 1. Preis im Deutschen Schülermusicalwettbewerb in der Kategorie Sekundarschulen gewonnen hat. Die Marienschule hat sich die Rechte gesichert und mit den Proben begonnen.

Die Marienschule Brilon bereitet das Musical „Elecs Geheimnis
Die Marienschule Brilon bereitet das Musical „Elecs Geheimnis" vor. © WP | Thomas Winterberg

Die Musicals an der Realschule sind schon etwas Besonderes. Mit sehr viel Aufwand, Energie, Begeisterung und System verwandelt sich die Aula seit 2001 für mehrere Abende im Jahr zu einem Musical-Theater. Die Karten sind in der Regel so begehrt, dass das Sekretariat sehr schnell „Ausverkauft!“ vermeldet. Immer ist es die 6. Klasse, die das freiwillige Förderangebot nutzt und das Stück auch spielt.

Seit 2001 Tradition

2001 hat die Musical-AG mit „Die Kinder dieser Erde“ angefangen. Es folgten Stücke wie „Dschungelbuch“, „Emil und die Detektive“ oder auch „Peter Pan“, „Der Stein ist weg“ und sogar gleich zweimal „Tabaluga.

Anfangs wurde auch noch die Musik live gespielt. Mittlerweile kommt sie vom Band, während aber live gesungen wird.

Unterstützung bekommt diese Musical-AG der Sechstklässler von den Jungen und Mädchen aus der Fünf, die den Unterstufenchor bilden und bei der Inszenierung mitmischen. „Es hat sich bewährt, dass die Fünfer schon mal etwas Bühnenluft als Chor schnuppern und dann automatisch im nächsten Jahr als Darsteller nachrücken“, erklärt Musiklehrer Christoph Menke, der das Musical-Projekt von Anfang an betreut und mit seinen Kolleginnen Stefanie Evers und Anna-Lena Krämer umsetzt.

100 Mitwirkende an Bord

Aber auch aus den anderen Schulklassen rekrutieren sich die Helfer für Requisiten, Bühnenbau, Technik oder Tanz. „Insgesamt sind gut und gerne einhundert Personen eingebunden“, sagt Menke. Das gesamte Projekt sei eine „Herzblutgeschichte“, die man diesmal auf jeden Fall durchziehen wolle. „Es wird eine Inszenierung geben, hoffentlich ganz normal vor Publikum. Zur allergrößten Not spielen wir das Stück ohne Zuschauer durch, zeichnen es auf, packen es für jeden auf eine CD oder wie auch immer“, ist der Musiklehrer optimistisch. Denn das Projekt Musical ist mehr als nur Sing-Sang auf einer Bühne.

Eine Szene aus dem Jahr 2018: Damals stand das Musical „Der verlorene Sohn
Eine Szene aus dem Jahr 2018: Damals stand das Musical „Der verlorene Sohn" auf dem Programm © WP | Melanie Matuschek

Schon beim Casting – die Schule nennt es lieber „Vorsprechen oder Vorspielen“, weil der andere Begriff zu sehr mit Wettbewerb und Neid behaftet ist - entscheidet die Musical-AG maßgeblich mit, wer welche Aufgaben bekommt. „Die Kinder haben eine gesunde Selbsteinschätzung von dem, was sie sich zutrauen können oder auch nicht. Ihnen wird aber auch klar gemacht, dass die Zusage für eine Rolle auch eine große Verantwortung bedeutet, die man bis zum Schluss übernehmen muss. Trotzdem bleibt es wichtig, dass das Spielen vor allem Spaß machen und die Jugendlichen in ihrer Entwicklungsphase stärken soll“, so Menke. Er und seine Kolleginnen wurden schon mehrfach von ihren Schülern überrascht. „Die Kinder erleben durch eine Rolle einen Schub in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Manch einer oder manch eine ist förmlich aufgeblüht.“

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Wäre nicht Corona, würden die drei Fünfer-Klassen bereits gemeinsam für den Chor proben. Wegen der Pandemie dürfen die Klassen aber nicht vermischt werden, so dass a, b und c getrennt voneinander singen. Und auch bei den Sprechproben, mit denen man jetzt schon mal begonnen hat, tragen die Kinder in der Regel Masken. „Das ist natürlich für ein deutliches Artikulieren eine Herausforderung. Auch die Mimik kommt dadurch nicht zur Geltung. Aber vielleicht ist ja bis zu unseren Projekttagen im Januar/Februar einiges mehr möglich“, hofft der Musiklehrer

Anderssein kann sich lohnen

Das neue Musical spielt übrigens auch in der Marienschule. Es geht um einen Jungen, der anders ist als die anderen. Seine Mitschüler/innen tuscheln über ihn. Und der Schul-Detektiv findet heraus: Elec ist ein Außerirdischer, der mit seinen magischen Kräften in der Schule für so manche Verwirrung sorgt. Menke: „Es geht um Mobbing und um das Anderssein, das sich manchmal durchaus auszahlen kann.“

Keine Klassenfahrten, keine Konzertbesuche – alles, was auch außerhalb des Unterrichtes zum Schulleben dazu gehört, musste nun lange Zeit pausieren. Intensiv an der Musical-Inszenierung und damit auf ein Ziel hin zu arbeiten, ist daher auch ein sicht- und hörbares Zeichen der Kampfansage gegen Corona und seine Auswirkungen auf den Schulalltag. Toi, toi, toi, dass es mit der Premiere nach Ostern klappt!