Brilon. Enttäuschung bei den Schülern und bei den Lehrern: Es gibt auch 2021 kein Musical an der Marienschule. Was das für viele bedeutet:

Lockdown, Homeschooling, Büffeln von zu Hause aus - dabei bleibt vieles auf der Strecke. Und zwar nicht nur das Unterrichts-Pensum und die sozialen Kontakte. Es sind auch wichtige Schulprojekte, die nicht realisiert werden können. An der Marienschule in Brilon trifft es erneut die Musical-Freunde. Vom 28. April bis 4. Mai sollte 2020 - wie alle fünf Jahre - das Musical „Maria“ aufgeführt werden. Doch dann kam die Pandemie. Mit dem Ausweichtermin im Herbst war es Essig und auch für 2021 ist jetzt klar: Die erhoffte Inszenierung wird abgesagt. Was macht das mit den Akteuren?

Traurig und enttäuscht

„Wir sind traurig und enttäuscht, anders kann man es nicht umschreiben“, sagt Stefanie Evers. Die Lehrerin bringt auf den Punkt, was auch ihre Kollegin Anna-Lena Krämer und Kollege Christoph Menke fühlen. Viel Zeit und Energie haben sie in die Vorbereitungen gesteckt. 100 Schüler/innen sind seit 2001 jedes Mal dabei, wenn es heißt: Wir machen Musical. Und dabei sind die vielen Probenstunden kein schulisches Pflichtprogramm. Alle sind freiwillig bei der Sache und das nur für den Applaus, den die Zuschauer an den fünf Abendveranstaltungen den kleinen Stars auf der großen Bühne spenden. 600 bis 700 kommen pro Jahr.

Proben mit Abstand und Maske für „Maria 2021“.
Proben mit Abstand und Maske für „Maria 2021“. © wp | Schule

Doch die Bühne, die als sichtbares Zeichen der Hoffnung immer noch steht, wird auch 2021 nicht bespielt werden. Die Lehrer bedauern aber nicht nur den Ausfall einer Musical-Saison. „Das Musical ist mehr. Es ist Türöffner für die Kinder, die sich bei der Gelegenheit von einer ganz anderen Seite zeigen“, sagt Stefanie Evers. Und Anna-Lena Krämer fügt hinzu: „Es gibt Kinder, die auf einmal aus sich herausgehen, die aufblühen und einen riesigen persönlichen Entwicklungsschub machen.“ Aufführungen und Proben verlangen Disziplin und Fleiß. Eigenschaften, die hier auf einer ganz anderen Ebene abverlangt und eingebracht werden. „Es gibt Kollegen, die staunen nur, wenn sie die Schüler auf der Bühne mit denen im Unterricht vergleichen“, sagt Christoph Menke. Er hat von Anfang an die musikalische Gesamtleitung bei allen Musicals, seine beiden Kolleginnen studieren die Inszenierung ein bzw. sorgen für Kostüme und Requisiten.

Auch in Corona-Zeiten haben es sich die jungen Darsteller bis zur Absage nicht nehmen lassen, für „Maria 2021“ fleißig zu üben. Trotz vielerlei Einschränkungen haben sie versucht, in getrennt übenden Jahrgangsstufen an der Inszenierung zu feilen. „Wir dürfen die Gruppen ja nicht mischen und müssen mit drei Klassen in sechs Räumen arbeiten. All das haben wir hinbekommen. Aber nun wird es doch nichts“, so Anna-Lena Krämer.

Es bleibt der Plan B

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Für viele Akteure ist damit eine einmalige Chance vertan. Üblicherweise singen die Mitspieler aus den Fünfer-Klassen im Chor, die aus den Sechser-Klassen sind aktive Schauspieler und alle anderen arbeiten im Bühnenbau oder anderen Bereichen mit. Aber 2022 sind ja alle ein Jahr weiter...

Um trotzdem noch allen eine Chance auf ihre Rollen zu geben, haben die Musical-Macher an einer Zweit-Besetzung gearbeitet. Auch das wäre gegangen. Bleibt zum Schluss nur Plan B: „Wir hatten gehofft, dass wir aus den Proben so viel Video-Material zusammenbekommen, dass wir aus den einzelne Sequenzen das Musical zu einem Ganzen zusammensetzen können. Dafür hätten wir die Projekttage genutzt; aber die fielen auch ins Wasser. So bleibt der Versuch, aus dem vorhandenen Material einen Erinnerungsfilm zu drehen“, sagt Christoph Menke.

Erinnerungen an ein unaufgeführtes Musical

Vielleicht klappt es noch, dass die Akteure in Kostümen vor fertiger Kulisse für ein Erinnerungsfoto posen – zur Erinnerung an ein Musical, das nie aufgeführt wurde. Um die jungen Leute bei Laune zu haben, bespielen die drei Lehrer übrigens täglich ein Padlet – das sind Online-Unterrichtsnotizen. Dort sieht man - passend zum biblischen Musical - Videoschnipsel von den Proben und so manches augenzwinkernde Angebot: „Original Jesus-Latschen im Sekretariat zu kaufen!“