Marsberg. Marsberg ist ältester Psychiatriestandort des Landschaftsverbandes. Für 40 Millionen Euro will der LWL vieles umstrukturieren. Das ist geplant:

Der Psychiatriestandort des LWL in Marsberg wird sich grundlegend verändern und sich zum größten Teil zum Standort Weist hin verlagern. „Wir machen den Standort Marsberg damit fit für die Zukunft“, sagt LWL-Direktor Matthais Löb.

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Maßnahmen für rund 40 Millionen Euro

Gemeinsam mit dem Architekten Gerhard Wittfeld vom Architekturbüro Kadawittfeldarchitektur aus Aachen und dem Kaufmännischer Direktor der LWL-Klinik Marsberg, Jan Hendrik Unger, stellte der LWL-Direktor am Freitag die geplanten Baumaßnahmen für den neuen LWL-Gesundheitscampus im Festsaal der LWL-Klinik Marsberg der Presse vor.

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„Marsberg ist mit über 200 Jahren der älteste Psychiatriestandort Westfalens, der sich seit jeher kontinuierlich weiterentwickelt“, betonte Löb. „Jetzt ist es an der Zeit, die Weichen für die Zukunft zu stellen: und zwar mit einer innovativen Krankenhausarchitektur, die architektonisch mit offenen und hellen Räumen die moderne Psychiatrie widerspiegelt.“

Erste Bauphase ab 2024

Das charakteristische denkmalgeschützte Haupthaus der LWL-Klinik Marsberg bleibt erhalten.
Das charakteristische denkmalgeschützte Haupthaus der LWL-Klinik Marsberg bleibt erhalten. © LWL Marsberg | LWL Marsberg

Knapp 40 Millionen Euro sind für das Bauvorhaben veranschlagt. In der ersten Bauphase wird ab 2024 der rund 22 Millionen Euro teure Neubau der Erwachsenenpsychiatrie entstehen.

Aus 113 Bewerber/innen des Architekturwettbewerbs hat sich das Aachener Architekturbüro in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsarchitekten „Greenbox“ aus Köln mit seinem Siegerentwurf durchgesetzt. Es gehe darum, Psychiatrie baulich und menschlich zugänglich zu machen und Vorurteile weiter abzubauen, erklärte Löb. „Dabei fügen sich die Gebäude mit ihren rund 18.000 Quadratmetern Grundfläche harmonisch in die Landschaft ein.“

Als zukunftsweisend hebt er die Nachhaltigkeit des Energiemanagements sowie des gesamten Begrünungs- und Materialkonzeptes hervor, das nicht nur für ein gutes Mikroklima sorgen soll, sondern auf nachwachsenden oder recyclingfähigen Baustoffen basiere. Laut Architekt Wittfeld soll damit die biologische Vielfalt am Standort erhalten und gefördert werden, so sollen beispielsweise die Flachdäher der Neubauten begrünt werden. Dort könnten Bienenvölker angesiedelt werden, sinniert er in die Zukunft. Und der LwL-eigene Bienenhonig geerntet und vermarktet werden.

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Das denkmalgeschützte Zentralgebäude des Klinikareals bleibt erhalten. Drumherum sollen sich die Neubauten der Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Erwachsenenpsychiatrie gruppieren. Rückzugs- und Bewegungsräume und eigene Gärten der Stationen sollen das Ensemble vervollständigen. „Die Nutzung der Außenflächen ist eine Hommage an die Historie“, erklärt Jan Hendrik Unger, kaufmännischer Direktor der LWL-Klinik Marsberg. „Der parkähnliche Charakter des Geländes mit Bäumen, Licht und Luft sollte schon vor über 200 Jahren zur Heilung beitragen.“

Synergieeffekte nutzen

Die Gebäude des neuen LWL-Gesundheitscampus Marsberg sollen sich harmonisch in die Landschaft einfügen.
Die Gebäude des neuen LWL-Gesundheitscampus Marsberg sollen sich harmonisch in die Landschaft einfügen. © wp | Architekturbüro Kadawittfeldarchitektur

Bereiche die sowohl von der Kinder- und Jugendpsychiatrie als auch der Erwachsenenpsychiatrie gemeinsam genutzt werden sollen, sind geplant. „Die räumliche Nähe fördert Synergieeffekte“, so Unger. „Gemeinsame Angebote der beiden Psychiatrien wie zum Beispiel im Bereich der Familientherapie und der Aboleszentenbehandlung, also dem Übergang von Kindheit und Jugend zum Erwachsenensein, optimieren die Behandlung in einem interprofessionellen Behandlungsteam.“ Insgesamt symbolisiere der geplante LWL-Gesundheitscampus Marsberg an einem Standort das ganzheitliche Behandlungskonzept.

Die denkmalgeschützten Gebäude und Neubauten sollen sich ergänzen. Die Sporthalle wird neu gebaut und in den Eingangsbereich verlagert. Denn auch das gehört zum neuen Konzept: es soll eine Einladung an die Stadtbevölkerung sein. so soll die Sporthalle auch von den örtlichen Vereinen mitgenutzt werden können. Ebenso die Cafeteria. Sie wird zentraler neu entstehen und für jeden zugänglich sein. Der Parkplatz soll besser erschlossen werden. Barrieren und Schranken an den Zuwegungen sollen gänzlich entfallen. Architekt Wittfeld: „Im Mittelpunkt unserer Planungen steht der Mensch: die Patienten, die Mitarbeitenden und die Bevölkerung.“ Im Zusammenspiel mit der Ökologie.

Nachnutzung gesucht

Der LWL-Standort des ehemaligen St. Johannesstiftes an der Bredelarer Straße wird sich grundlegend verändern. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie wird gänzlich an den Standort Weist ziehen.

Mit ihr die „Schule für Kranke“, die dann in „Klinikschule“ umbenannt werden soll. Die LWL-Akademie für Gesundheits- und Pflegeberufe bleibt am Standort Bredelarer Straße. Ebenso der dort ansässige Teil des LWL-Wohnverbundes. Das denkmalgeschützte Hauptgebäude bleibt erhalten.

Für die leerstehenden Gebäude und das gesamte Areal wird eine Nachnutzung gesucht. Der LWL arbeitet diesbezüglich eng mit der Stadt zusammen.

Alle Neubauten werden in Holzhybridbauweise entstehen und in die Topografie eingebettet werden. Architekt Hollwedel: „Sie nehmen so die besonderen landschaftlichen Qualitäten des ehemaligen Klostergeländes in sich auf.“

Psychosomatische Erkrankungen

Eine ost-westlich verlaufende Promenade soll die unterschiedlichen Gebäude der LWL-Kliniken verbinden. Im Südosten ebenerdig an die charakteristischen Bestandshäuser anschließend, werden die V-förmigen Gebäude der Kinder- und Jugendpsychiatrie in unmittelbarer Nähe zur Glinde entstehen. Davor die neue Sporthalle.

Im Nordosten des Geländes liegt die aus drei Ringen konzipierte Struktur der Erwachsenenpsychiatrie, die sich über drei Etagen entlang der Topografie staffelt mit ihren ebenerdigen Zugängen zwischen zwei Landschaftsebenen. Hollwedel: „So entstehen großzügige Innenhöfe, die die natürliche Belichtung der Patientenräume sicherstellen.

Der Bereich der psychosomatischen Erkrankungen mit 20 zusätzlichen Betten soll ausgebaut werden.