Brilon. Während der Pandemie bezogen Gastronomen in Brilon Corona-Hilfsgeld. Jetzt drohen Rückzahlungen. Zwei Gastronomen reden Klartext über die Gelder.

2020 war ein schwieriges Jahr für die Gastronomie und die Hotelbetreiber im HSK. Die Corona-Pandemie zwang sie, für mehrere Monate zu schließen – nicht nur im ersten Lockdown zwischen März und Mai, sondern auch ab November – in der zuerst als „Lockdown Light“ angekündigten monatelangen Zwangspause. Schon im Dezember 2020 war die Not für viele groß, denn die Soforthilfezahlungen des Bundes, auch Novemberhilfe genannt, kam unpünktlich, manchmal gar nicht. Zwei Gastronomen aus Brilon schilderten damals schon, wie schmerzlich das Geld fehlt. Zehn Monate später – jetzt, wo sich vieles wieder normal anfühlt – haben wir noch einmal gefragt, wie es mit den Hilfszahlungen weitergegangen ist.

Das Buiterling in Brilon: Mit der Soforthilfe liquide bleiben

Daniela Fiedler betreibt das Buiterling in Brilon. Am 15. Dezember 2020 sagt sie der Westfalenpost: „Weil wir die Novemberhilfen über den Steuerberater beantragen müssen – und der natürlich viel zu tun hat – haben wir das Formular für die Beantragung der Hilfe erst jetzt weggeschickt. Wenn es aber im Frühjahr wieder heißt, dass das Geld eher ein Kredit wäre und wir es zurückbezahlen müssen… Da habe ich Angst vor“, sagt sie.

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Jetzt brummt das Geschäft im Buiterling. Vor dem Hotel stehen Tische zum Kaffeetrinken für die Gäste oder Tagestouristen. Daniela Fiedler erinnert sich zurück: „Die Novemberhilfe kam irgendwann Ende Dezember, die Dezemberhilfe kam im Februar.“ Das Geld hilft für den Moment, sorgt für Entspannung in Monaten der Sorge. Doch: „Die Soforthilfe aus dem ersten Lockdown wird gerade gegengerechnet, wir müssen wahrscheinlich einen Beitrag zurückzahlen.“ Ein Schlag für die Gastronomen.

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Buiterling in Brilon legt die Hilfsgelder zurück

Nicht nur die Soforthilfen, auch das Kurzarbeitergeld werde derzeit gegengerechnet. Daniela Fiedler habe schon einige Prüfungen im Haus gehabt. Das Kurzarbeitergeld werde jetzt mit den Umsätzen gegengerechnet, die sie im Lockdown gemacht habe. „Wir hatten ja nicht ganz zu, sondern durften noch Geschäftsleute beherbergen. Manchmal bin ich in das Hotel und habe für zwei Leute Frühstück gemacht. Das war vielleicht nicht wirtschaftlich, aber ich habe es als Kundenbindung gesehen und habe so auch einige Stammkunden gewonnen.“

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Fühlt sich das Geld wie eine vergiftete Hilfe an? „Man kann von einer vergifteten Hilfe sprechen, aber für den Moment war es eine gewisse Erleichterung. Man konnte liquide bleiben.“ Sie habe es aber nie als Geschenk gesehen, mit Vorsicht genossen. „Das hat man schon an den ellenlangen Formularen gesehen, dass der Staat einem nicht einfach Geld geschenkt hat.“

Die Ratsschänke in Brilon: Verzweifelter Appell

Jan-Henrick Mittmann wartet noch immer auf Geld. Im März dieses Jahres wendet er sich an die Öffentlichkeit – verzweifelt: „Wir alle wissen nicht, wann wir wieder starten können. Ich selbst arbeite mittlerweile woanders, damit ich überhaupt noch Kosten decken kann und ich eventuell auch noch was zu fressen habe. So geht es nicht nur mir, sondern fast allen!“, schreibt er damals. „Ich verschulde mich bald für einen scheiß Laden, der OHNE mein Verschulden fast ein halbes Jahr zu hat?“

Jetzt ist bald Halloween, Party-Wochenende in der Ratsschänke. Und Jan-Henrick Mittman geht es gut. „Ich bin froh, dass die Partys jetzt wieder so gut laufen“, sagt er. Das Geld, die Soforthilfe, die hätten ihn über Wasser gehalten. „Die Novemberhilfe habe ich im Februar bekommen, die Dezemberhilfe im März oder April. Und im Moment warte ich noch auf Geld.“ Er ist berechtigt, die Überbrückungshilfe 3 zu bekommen, weil er die Neustarthilfe bezogen hat. Darauf wartet er sei drei Wochen, die Anträge sind eingereicht. Noch hält sich die Wartezeit in Grenzen.

Die Ratsschänke in Brilon gäbe es ohne die Soforthilfen nicht mehr

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„Mir hat das Geld geholfen, Rechnungen zu bezahlen. Trotzdem musste ich nebenbei noch arbeiten gehen.“ Jan-Henrick Mittmann finanzierte sich während des Lockdowns sein privates Leben mit dem Nebenjob, die Hilfen des Bundes steckte er komplett in die Ratsschänke. „Ohne die Hilfe wäre ich schon lange raus aus der Ratsschänke“, sagt er. Er fürchtet trotzdem noch, dass er einen Teil der Soforthilfe aus dem ersten Lockdown zurückzahlen muss. „Vorher wurde nicht kommuniziert, dass das Geld nicht in Investitionen gesteckt werden darf. Das haben zwar alle gemacht, aber alle mussten eben diese Beträge zurückzahlen.“ Er selbst habe davon den Flammkuchenofen gekauft. Ob er das Geld zurückzahlen muss, weiß er noch nicht. Aber Angst macht ihm der Gedanke nicht. „Jetzt läuft es wieder und darüber bin ich sehr froh!“