Brilon. Die Corona-Krise sorgt in der Gastronomie für Personalknappheit. In Brilon laden zehn Gastronomen daher zum Speed-Dating. So lief die Jobsuche.

Im Lockdown sind den Gastronomen die Angestellten weggelaufen. In Brilon gab es jetzt ein Speed-Dating für potenzielle Bewerber. Wer seit Ende des Lockdowns die heimische Gastronomie besucht hat, wird es hier und da selber gemerkt haben, es fehlt an Personal. Einige Betriebe haben Öffnungszeiten reduziert, oder sogar einen zweiten Ruhetag eingeführt. Das Gastro-Job Speed-Dating ist eine moderne Plattform, um in zehn Minuten einen Arbeitsplatz und neue Mitarbeiter zu bekommen. Nicht abwarten, bis es richtig eng wird mit der großen Personalnot in heimischen Gastronomie-und Hotelbetrieben, sondern aktiv werde zehn Gastronomen, im Bürgerzentrum in Brilon ein Gastro-Job-Speed-Dating.

Lesen Sie auch:Winterberg - Kneipe sucht sogar Mitarbeiter in Kiew oder Riga

Zehn Interessierte vor der Tür

Jeder, der sich einen Job in der Gastronomie vorstellen konnte, war dazu eingeladen spontan ohne Bewerbungsunterlagen zu kommen. Jobsuchende und Arbeitgeber saßen im Zehn-Minuten-Takt an einem Tisch, stellten sich im Vier-Augengespräch vor und konnten sich in kurzer Zeit einen ersten Eindruck vom Gegenüber und den angeboten Stellen verschaffen.

Zehn Bewerber kamen zum Speed-Dating nach Brilon.
Zehn Bewerber kamen zum Speed-Dating nach Brilon. © Monika Wiegelmann

Zehn Interessierte kamen am Dienstag Vormittag. Es hätten gerne mehr sein können, aber Wirtschaftsförderer Oliver Dülme war zufrieden. „Wenn nur einer davon anfängt, hat sich die Veranstaltung gelohnt. Uns war bewusst, das keine 100 Leute kommen und wir das Problem damit nicht lösen können, aber das Bewusstsein dafür wecken.“

Lesen Sie auch: Großbrand im Aqua Olsberg: Die Brandursache steht jetzt fest

Die erste Arbeitsuchende war Anja Knust, seit drei Jahren Brilonerin. Sie hatte sich im Vorfeld drei Betriebe ausgesucht, bei denen sie sich als Vollzeitkraft vorstellen wollte. Die gelernte Bürokauffrau und Hotelfachfrau setzte sich zuerst an den Tisch des Hotels zur Post. „Wir bieten alles an: Frühdienstkräfte ab 05:30 Uhr für Frühstück und Rezeption. Wir haben wahnsinnig viel zu tun bei 31 Doppelzimmern und 100 Sitzplätzen“, erklärte Hotelier Volker Gierse. „Im Moment kommen viele Geschäftsleute für eine Nacht, da müssen täglich 30 Zimmer gesäubert werden. Bis 16 Uhr ist es dann ruhig, aber abends ist die Küche bis 21 Uhr geöffnet und bis 23 Uhr das Restaurant.“ Er achte darauf, dass Arbeitszeiten gerecht aufgeteilt würden, die Bezahlung sei übertariflich und alle am Trinkgeld beteiligt. Anja Knust würde auch Früh- und Spätschicht machen und wurde sofort zu einem Probetag am nächsten Montag eingeladen. Übertariflich ist die Bezahlung auch bei Jägerhof-Inhaber Andreas Piorek, erfuhr die Neubürgerin. Der Wirt sucht weitere Servicekräfte und könnte auch einen Vollzeitjob vergeben. „Das Job-Dating ist eine gute Chance, ich bin sehr zufrieden“, freute sich Anja Knust.

Fast alle zahlen übertariflich

An den Tisch vom Hotel Rech setzte sich Sven Patrick Stuber (19) aus Brilon. Angefangene Kochlehre, derzeit arbeitslos. Er bewarb sich als Küchenhilfe beim Kochen. „Super. Sie können wir gut gebrauchen“, freute sich Gastronom Florian Gartner und verabredete sofort einen Probetag mit dem jungen Mann. Ein Koch wird auch in Tommy`s Restaurant gesucht. Auch dieser Gastronom zahlt übertariflich, wie fast alle andern. „Plus Trinkgeld und Feiertagszuschläge sowie 28-30 Tage Urlaub. Und bei 450 Euro-Jobs zahle ich die Steuer von etwa 25 Prozent on topp. Heute muss keiner mehr Angst haben, in die Gastronomie zu gehen.“

Lesen Sie auch: Winterberg: Im Sommer mehr Party-Touristen als in Vorjahren

Lesen Sie auch: Brilon trotz Corona mit neuem Übernachtungsrekord

Auf Jobsuche war auch Abiturientin Pia Göke (18) aus Altenbüren. Sie wollte sich gezielt bei der Ratsschänke vorstellen. „Schule darf nicht zu kurz kommen. Aber ich will ein bisschen Geld sparen für das Studium und so zwei Mal wöchentlich kellnern“, meinte sie. „Ich finde es super, wie das hier auf eine lockere Art und Weise stattfindet. Die Gelegenheit muss man wirklich nutzen. Es macht auch einfach Spaß, etwas Taschengeld zu verdienen und die Ratsschänke habe ich mir ausgesucht, weil man da mit den Leuten ins Gespräch kommt. Da ist eine lockere Atmosphäre und es kommen eher junge Leute.“

Lesen Sie auch:Bauarbeiter aus Olsberg nach Unfall in Klinik geflogen

Fast alle Gastronomen und Hoteliers konnten beim Gasto-Job Dating mit einem oder mehreren Interessenten Gespräche führen. Aber weiterhin sind in fast allen Häusern Arbeitsstellen frei: für Hotelfachleute, Kellner und Servicekräfte, Köche, Zimmermädchen, Küchenhilfen und 450 €-Kräfte. Auch Schülerinnen und Schüler sind willkommen und können sich noch überall bewerben. In Pandemiezeiten sind viele Beschäftigte abgewandert in den Einzelhandel oder die Industrie. Jetzt möchten die Menschen gerne wieder lecker Essen gehen...aber die Wirte müssen aufgrund von Personalmangel über eingeschränkte Öffnungszeiten und Ruhetage nachdenken.

Die beteiligten Gastronomen

Am Gastro-Job Speed-Dating beteiligten sich:

  • Bexkeller, Strackestr. 16
  • Der Jägerhof, Am Markt 11
  • Restaurant Almermühle, Schlossstr. 13
  • Hotel Rech, Hoppecker Str. 1
  • Hotel zur Post, Königstr. 7
  • Mc Donalds, Möhnestr. 51
  • Ratsschänke, Petrusstr. 1
  • Restaurant van Soest, Schmelterfeld 1a
  • Tommy’s Restaurant im Kolpinghaus, Derkere Str. 3
  • Landgasthof Gruß, Am Hängeberg 1