Brilon. Der NWL hat Überlegungen zum Sauerland-Bahnnetz vorgestellt. Es zeichnen sich Veränderungen für Brilon, Brilon-Wald, Westheim und Winterberg ab.

Gibt es demnächst doch eine Möglichkeit, zu Fuß und auf kurzem Weg vom Briloner Stadtbahnhof zu den Arkaden zu gelangen? Über die Gleise? Diese Option jedenfalls lassen die Planungen des Zweckverbandes Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) zum „Sauerland-Netz 3.0“ zu. Denn im Zuge der Streckenoptimierung soll der „Nullknoten“ Brilon-Wald einen weiteren Taktanschluss an die Kurhessenbahn erhalten. Damit verbunden wäre eine zweite „Bahnsteigkante“ im Briloner Bahnhof.

Der Briloner Stadtbahnhof soll im Rahmen der Planungen für das  „Sauerland-Netz 3.0
Der Briloner Stadtbahnhof soll im Rahmen der Planungen für das „Sauerland-Netz 3.0" eine zweite „Bahnsteigkante" erhalten. Das zweite Gleis liegt an den Arkaden. Ergibt sich so die Möglichkeit, die Gleise zwischen Einkaufszentrum und zentralem Bahnhof zu überqueren? © Jürgen Hendrichs

Denn um als vierten Anschluss im Stundentakt in Brilon-Wald den Verkehr aus und in Richtung Korbach und Marburg zu bedienen, müsse in Brilon-Stadt „die Zugkreuzung“ von Kurhessen-Bahn (RB 97) und Sauerland-Express (RE 57) eingerichtet werden. Das sagten Vertreter des NWL am Montag in der Sitzung des HSK-Wirtschafts-Ausschusses.

Gleich weiter bis in die Balgert?

Eine zweite Bahnsteigkante ist entweder durch den Bau eines zwischen den beiden Gleisen liegenden Mittelbahnsteigs realisierbar - oder eben durch die Anlage einer neuen Zusteigemöglichkeit auf der Seite der Brilon Arkaden. Auf diese Weise, so das Briloner SBL-Kreistagsmitglied Reinhard Loos zur WP, könnte mit einem Querungsgitter die seit eh und je gewünschte fußläufige Verbindung von Arkaden und Bahnhof geschaffen werden. Für eine, so der NWL, „optionale Verlängerung“ der beiden Bahnlinien sollte in der Balgert im Bereich der Fa. Egge ein weiterer Bahnsteig sowie die entsprechende Leit- und Sicherungstechnik installiert werden.

Zwischenbericht zur Almetalbahn

Das würde zum Beispiel die Reaktivierung der Almetalbahn betreffen. Dazu hatte SBL zu der Sitzung einen Sachstandsbericht beantragt. Der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Ruhr-Lippe (ZRL) hatte dazu - analog zur Röhrtalbahn zwischen Sundern und Neheim-Hüsten - eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Erste Zwischenergebnisse will der ZRL dem Hochsauerlandkreis und dem Kreis Paderborn in der kommenden Wochen, am 27. Oktober, vorstellen. Dabei geht es vorrangig um die Betriebskonzepte, die - so der NWL - „die Grundlage für die in der Machbarkeitsstudie zu definierenden Planfälle“ bilden. Zentrale Fragen seien dabei die verkehrliche Aufgabenstellung, die technische Umsetzung und die Kosten-Nutzen-Betrachtung.

Sauerland-Express

Die Linie RE 57 (Dortmund - Brilon/Winterberg) wird um 30 Minuten gedreht, um am Knoten Dortmund die Anschlüsse uns Ruhrgebiet und nach Westfalen zu verbessern.

Es soll geprüft werden, ob sich die Haltepunkte Siedlinghausen und Silbach an einem neuen Punkt zentralisieren lassen; eine höheres Tempo würde weitere Haltestellen ermöglichen.

Auch ein Stundentakt nach Brilon und Winterberg ließe sich nach NWL-Einschätzung realisieren.

Das ist der NWL bei der Röhrtal-Bahn schon geschehen. Die Linie, so der NWL in der Sitzung am Montag in Meschede, „passt perfekt in die Angebotsstruktur der RE-Linien“. Mit einer Zugbegegnung in Hüsten könnten „gut Anschlüsse“ zum RE 57 nach Dortmund und zum RE 17 nach Kassel hergestellt werden.

Röhrtalbahn: Planungsbüro insolvent

Allein: Die Planung ist ins Stocken geraten, da das mit den ersten beiden Leistungsphasen betraute Ingenieurbüro seit dem vergangenen Jahr insolvent ist und der für das Projekt zuständige Mitarbeiter die Arbeit in einem anderen Unternehmen fortsetzen soll. Dabei seien jetzt allerdings Urheberrechtsfragen zu klären. Auf Nachfrage selbst mehrerer Fraktionen, so Reinhard Loos, sei nicht zu erfahren gewesen, wie es weitergehen soll. Dazu will sich die Kreisverwaltung im Sitzungsprotokoll äußern.

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Was außerdem die Obere Ruhrtalbahn betrifft: Der NWL will im Raum Westheim - ähnlich wie vor einigen Jahren in Bigge - einen Begegnungsabschnitt anlegen lassen. Nur damit sei ein direkter stündlicher Anschluss an den ICE in Kassel zu schaffen, wenn künftig die Strecke Warburg - Kassel im Halbstundentakt bedient werden soll; eine Zugkreuzung in Marsberg lasse den Anschluss nicht verlässlich zu. Zudem könnten so die Haltepunkte Hoppecke, Beringhausen und Messinghausen in den Taktfahrplan aufgenommen und häufiger bedient werden.

Landrat Dr. Schneider in der Sitzungsvorlage: „Die Obere Ruhrtalbahn mit ihren Nebenstrecken ist das Rückgrat des Nahverkehrsangebotes im Hochsauerlandkreis.“