Brilon. In vier Stunden von Brilon nach Berlin: Die Reaktivierung der Almetalbahn wäre eine Chance, sagt Pro Bahn. Wie stehen die Chancen fürs Projekt?

Der Fahrgastverband PRO BAHN erwartet positive Impulse durch die Reaktivierung der Almetalbahn Paderborn – Büren - Brilon für die Region zwischen Bielefeld und Hochsauerland. Für die Fahrgastvertreter ist es wichtig, dass die Machbarkeitsstudie, die jetzt in Auftrag gegeben wird, ein gutes Ergebnis erbringt und dass die Bürger von der Wichtigkeit überzeugt werden. Daher hat der Fahrgastverband eine Website (www.almetalbahn-reaktivierung.de)mit umfassenden fachlichen Informationen eingerichtet und steht auf diesem Weg auch für Fragen und Sorgen der Bürger zur Verfügung.

Der nächste Meilenstein zur möglichen Reaktivierung der Almetalbahn zwischen Paderborn und Brilon wird die Ausschreibung der Machbarkeitsstudie sein. Die Gremien der Nahverkehrsverbünde in den Kreises Paderborn und Hochsauerland haben die entsprechenden Gelder für die Studie vorgestreckt. Bei einer positiven Bewertung mit nachgewiesenem volkswirtschaftlichem Nutzen fließt das eingesetzte Geld später in die Region zurück. „Eine attraktive Schienenanbindung wird für die Region als Standort immer wichtiger,“ so Wester. „Nur so können Arbeitsplätze in der Region gehalten werden.

Verband für eine Machbarkeitsstudie

Der Fahrgastverband PRO BAHN sieht die Entscheidung für die Almetalbahn als richtig und wird bereits bei der Vorbereitung der Ausschreibungsunterlagen auf Transparenz und eine Beteiligung der Region drängen. „Die Formulierung der Zieldimensionen beeinflusst maßgeblich das spätere Ergebnis“ so Rainer Engel vom Regionalverband Ostwestfalen-Lippe. „Da muss klar geschaut werden, was überhaupt bestellt wird.“ Der Verband sieht die Almetalbahn als große überregionale Chance.

Auch interessant

Die Bedeutung des Netzgedankens erklärt Rainer Wester am Beispiel des Zugzielanzeigers auf dem Dortmunder Hauptbahnhof. Mehrfach am Tag ist dort ein durchgehender Zug nach Brilon Stadt angeschlagen. Die Züge fahren vom Ruhrgebiet quer durchs Sauerland und erreichen später die seit über 10 Jahren reaktivierte Strecke nach Brilon Stadt. „Da stellt sich schon die Frage, warum gerade dieser am Prellbock endet und der Rest vom Almetal samt Büren per Bahn nicht zu erreichen ist“.

Auch ohne Eisenbahn wird es irgendwann Maßnahmen an den ortsbildprägenden Bauten der Almetalbahn geben müssen. Rainer Wester (links) und Rainer Engel an der denkmalgeschützten Bogenbrücke in Niederntudorf.
Auch ohne Eisenbahn wird es irgendwann Maßnahmen an den ortsbildprägenden Bauten der Almetalbahn geben müssen. Rainer Wester (links) und Rainer Engel an der denkmalgeschützten Bogenbrücke in Niederntudorf. © Pro Bahn

Der Verband plädiert für eine Machbarkeitsstudie, die Fahrgastbedürfnisse und deren überregionale Interessen ernst nimmt und damit deutlich über den Tellerrand schaue. Eine auf das Almetal reduzierte Betrachtung der Relationen, etwa zwischen Paderborn und Büren, reiche dazu nicht aus. „Die Autobahn zwischen Paderborn und Bielefeld wurde damals nicht gebaut, um auf dieser ewig nur von Paderborn nach Bielefeld und zurück zu fahren“, ergänzt Rainer Engel.

Auch interessant

Er gibt zu bedenken, dass der Netzgedanke bei Straßenbauprojekten interessanterweise eine weit stärkere Rolle spiele und für Studien auch nicht extra bestellt werden müsse. „Von Bielefeld aus wird der ICE in wenigen Jahren in nur zwei Stunden Berlin erreichen. Daher wird die Verbindung dorthin immer wichtiger.“

Pro Bahn bietet Unterstützung an

Der Schlüssel zum Erfolg liegt nach Auffassung Engels vor allem in der Qualität der Gutachter. Gelesen hat er viele Machbarkeitsstudien, darin teilweise aber auch - seiner Meinung nach - grobe Mängel gefunden. „Da werden Ingenieure beauftragt, die in der Eisenbahn- und Bautechnik bestens zuhause sind, von Bahn/-Busverknüpfungen und Fahrgastansprüchen aber nur begrenztes Wissen vorweisen“. Realitätsferne Fahrplanvorschläge und Wirtschaftlichkeitsschätzungen seien damit vorprogrammiert. Dem tritt der Verband mit eigenen Vorschlägen und Berechnungen entgegen. Eine überregional eingebundene Almetalbahn wird die geschätzten Fahrgastzahlen nach Einschätzung des Verbandes binnen kürzester Zeit übertreffen. So wie es bei fast allen Reaktivierungsprojekten der letzten 25 Jahre in Deutschland bisher der Fall gewesen sei.

Auch interessant

Der Fahrgastverband ist bereit, seine Fachkunde, Ortskenntnis und Erfahrungen aus vielen anderen Projekten miteinzubringen. Einen ersten Überblick dazu gibt es seit ein paar Tagen auf einer eigenen Almetalbahn-Internetseite. Dort werden auch viele Fragen zu einer möglichen Reaktivierung, die PRO BAHN in den vergangenen Monaten aus der Bevölkerung erhalten hat, beantwortet. Etwa zum Lärm, den Fahrzeugen, möglichen Bahnübergängen oder einfach nur zur Frage, wer für bestimmte Teile des Projektes überhaupt zuständig ist.

Schnell von Brilon nach Berlin

Mit einer reaktivierten Almetalbahn wäre die Hauptstadt nur noch vier Stunden von Brilon entfernt. Heute brauchen Fahrgäste weit über 5 Stunden, und Autofahrer sind auch kaum schneller.

Auch interessant