Brilon/Marsberg. Der Naturpark Diemelsee stellt sich wegen des Klimawandels neu auf. Ein Plan wurde erarbeitet, vieles soll sich ändern und ökologischer werden.
Wohin soll die Reise gehen? Wie will sich der Naturpark Diemelsee zwischen Brilon und Marsberg in Anbetracht des Klimawandels künftig aufstellen? Unter Mitwirkung der Öffentlichkeit wurde in den vergangenen Monaten an Antworten gearbeitet: Der so entstandene Naturparkplan wurde der Verbandsversammlung und dem Vorstand präsentiert und einstimmig angenommen.
Die klimatischen Veränderungen in der Region des Naturparks Diemelsee haben sichtbare Spuren hinterlassen. Große Fichtenbestände, die den Folgen von langen Trockenperioden und dem Borkenkäferbefall nicht standhalten konnten, mussten entfernt werden. Niedrige Pegelstände des Diemelsees oder eine nur geringe Anzahl an Tagen, an denen Wintersport noch betrieben werden kann, sind weitere Indikatoren für den Klimawandel und zeigen dessen Bedeutung auch für die Tourismuswirtschaft.
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Naturparkregion zukunftsfähig gestalten
„Die Mitglieder der Naturparkgremien nehmen diese und weitere Veränderungsprozesse in der artenreichen Kulturlandschaft mit großer Sorge wahr, in dessen Zusammenhang sie sowohl negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Lage der Forstwirtschaft als auch Beeinträchtigungen für die Tourismuswirtschaft erwarten. Mit der Aufstellung von strategischen Entwicklungskonzepten will man dem nun begegnen und die Naturparkregion zukunftsfähig gestalten“, heißt es in einer Presse-Info.
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Bonn, unterstützt das Naturpark-Projekt „Wandel von Tourismus und Wald – Naturpark Diemelsee 2030“ mit Fördermitteln in Höhe von rund 705.000 Euro aus ihren Programm „Region gestalten/Aktive Regionalentwicklung“. Der Eigenanteil des Naturparks beläuft sich auf 78.000 Euro.
Der Wald macht (noch) etwa die Hälfte der rund 335 Quadratkilometer großen Naturparkfläche aus; dieser Bewaldungsanteil soll auch durch Maßnahmen aus dem vorgestellten Projekt erhalten werden. Angesichts des durch den Klimawandel bedingten Absterbens von Wäldern sieht der Naturpark Diemelsee dramatische negative Auswirkungen auf die Tourismus- und auf die Forstwirtschaft zukommen. Naturpark und Naturparkkommunen wollen dem proaktiv mit eigenen Maßnahmen entgegenwirken und so die Regionalentwicklung positiv gestalten.
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Grenzübergreifende Projektziele
Projektziele sind: Die Untersuchung und Erhaltung der Widerstandsfähigkeit des Waldes und seiner Biodiversität. Die Schaffung von drei Themenerlebniswegen, entlang derer Spielstationen errichtet werden. Ein weiteres Ziel ist die Reduzierung des touristischen Individualverkehrs in der Grenzregion zwischen Hessen und NRW. Schließlich sollen die Klimawandel bedingten Änderungen in Natur und Landschaft Einwohnern wie Gästen in Form von Umweltbildungsmaßnahmen aufgezeigt und dadurch für ressourcenschonendes Verhalten geworben werden. Der Naturpark wird ein Umweltbildungsmobil anschaffen und betreiben um mit dessen Hilfe Umweltbildungsangebote zu den Menschen der Region z.B. an die Schulen und die Kindertagesstätten zu bringen. An der Umsetzung der komplexen Projektziele arbeiten Experten in vier Arbeitskreisen. Die Aufgabenstellungen berühren die Themen Klimawandel, Natur- und Artenschutz einschließlich Umweltbildung, Land- und Forstwirtschaft, Tourismus und Verkehr. In einer Lenkungsgruppe werden Entscheidungen getroffen; die Lenkungsgruppe kümmert sich auch um die Öffentlichkeitsarbeit.
Folgende Teilprojekte sind geplant: Es werden vier Versuchsflächen mit einer Größe von jeweils 1 ha verschiedener Höhenlagen und Ausrichtungen angelegt. Auf diesen Flächen sollen unterschiedliche Aspekte (z.B. Anpflanzungen mit neuen Baumarten, eine „abgeräumte“ Fläche sich selbst überlassen/Sukzession oder alte Wälder) bzgl. der Widerstandsfähigkeit der Wälder untersucht und Einwohnern und Gästen zugänglich gemacht werden. Geplant ist zudem die Errichtung sogenannter „Viewpoints“, z.B. in Form von Podesten, von denen aus sich Besucher ein Bild über die Entwicklungsstadien der Vegetation in den Versuchsflächen verschaffen können. Die Besucher sollen für die absehbaren Veränderungen sensibilisiert werden.
In Diemelsee, Brilon und Korbach werden drei Lehr- und Erlebnispfade angelegt. Diese Pfade führen an den Versuchsflächen der „Wäldern der Zukunft“ vorbei. Der Naturpark Diemelsee wird ein mit Forschungsmaterialien ausgestattetes Umweltbildungsmobil anschaffen und betreiben. Damit werden Schulen, Kindertagesstätten und ggf. auch Beherbergungsbetriebe gezielt angefahren um dort Umweltbildung vor Ort anzubieten. Als vierten Baustein sieht das Projekt vor, Alternativen zum Individualverkehr durch Optimierung der ÖPNV-Angebote zu erarbeiten. Ein Mobilitätskonzept soll u.a. Umstiegsmöglichkeiten von Bahn/Bus „auf das Rad“ prüfen. Die Dienstleistungen rund um das aktuelle Thema „E-Bike“ (Verleih, Gepäcktransport, Rückbeförderungsservice) sollen verbessert werden.