Hochsauerlandkreis. Der Drogenkonsum steigt. Im HSK deckt die Polizei immer mehr Delikte auf. Die Beamten bemerken, dass vor allem eine Droge auf dem Vormarsch ist.

Schaut man sich nur die nackten Zahlen an, hat der Drogenkonsum und die Drogenkriminalität im zehnten Jahr in Folge in Deutschland zugenommen. So zumindest ist die Bilanz der Drogenbeauftragten und die des Bundeskriminalamtes.Auch im HSKregistriert die Polizei steigende Fallzahlen. Das bestätigt der Leiter der Direktion Kriminalität der Kreispolizeibehörde des HSK, Kriminaloberrat Thomas Vogt. Besonders eine Droge ist weiter auf dem Vormarsch.

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Aus dem Dunkel- ins Hellfeld

Das die Zahlen weiter steigen bedeute aber nicht, dass es tatsächlich zu immer mehr Drogendelikten im HSK kommt, erklärt der 39-jährige Vogt gegenüber der WP. Laut ihm handelt es sich bei der Drogenkriminalität um ein so genanntes Kontrolldelikt. Die Polizei richte dabei verstärkt ihr Auge auf die Drogenszene. Der Kampf gegen Drogen sei mittlerweile ein Schwerpunkt der Kreispolizeibehörde Hochsauerlandkreis. Die Wiedereinführung des sogenannten Einsatztrupps sowie eine weitere Verstärkung der Drogenbekämpfung in der Sachbearbeitung ließen die Fall­zahlen ein weiteres Mal nach oben ausschlagen.

Deshalb erwische man auch immer mehr Kriminelle aus dem Milieu. „Wir holen die Taten aus dem Dunkel- ins Hellfeld“, sagt Vogt. Die Zahlen sprechen dabei für sich: Im Vergleich zu 2019 gab es 2020 17,5 Prozent mehr Straftaten im Zusammenhang mit Betäubungsmitteln. Klärten die Beamten 2019 noch 1.074 Fälle auf, waren das 2020 1.262 Fälle.

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Cannabis ist auf dem Vormarsch

Zu der Diskussion rund um eine mögliche Legalisierung von Cannabis kann und will sich der Leiter der Kriminaldirektion nicht äußern. Fakt sei aber, dass Cannabis mit Abstand die Droge Nummer 1 im HSK sei. Dazu passen auch die deutschlandweiten Zahlen, die die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig, vor Kurzem präsentierte. Demnach sei der Cannabiskonsum gerade bei jungen Erwachsenen weiter angewachsen. Unter den 18- bis 25-Jährigen stieg der Anteil derjenigen, die nach eigenen Angaben in den vorangegangenen zwölf Monaten mindestens einmal Cannabis konsumiert haben, zwischen 2015 und 2018/19 von 15,3 Prozent auf 24,1 Prozent.

Polizeioberrat Thomas Vogt von der Kreispolizeibehörde Hochsauerlandkreis. 
Polizeioberrat Thomas Vogt von der Kreispolizeibehörde Hochsauerlandkreis.  © Polizei

„Gut sechs von zehn Delikten stehen in unserer Region im Zusammenhang mit Cannabis“, sagt Vogt. Danach folgen Amphetamine, also sprich Drogen wie Ecstasy, Pep oder Crystal Meth. „Kokain ist auch in dem Einzugsbereich unserer Behörde auf dem Vormarsch, erreicht aber bei Weitem nicht den Stellenwert wie Amphetamine,“ so der Kriminaloberrat. Dazu sei die Beschaffung der Droge auch deutlich teurer als andere Rauschmittel. So liege der aktuelle Straßenwert im HSK von einem Gramm Kokain zwischen 50-70 Euro. Dagegen rufen Dealer der Region für ein Gramm Amphetamin fünf Euro und für ein Gramm Cannabis zehn Euro auf.

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Konsumenten bestellen sich Drogen über das Internet

Mittlerweile würden sich viele Konsumenten die verbotenen Substanzen über das so genannte Darknet bestellen. Das ist für die Ermittlungsbehörden nur schwer zu kontrollieren, da sich die Verkäufe im anonymen Dunkelfeld des Internets abspielen. Diese Form der Drogenbeschaffung habe durch die Coronapandemie immer mehr an Zulauf erhalten, sagt Vogt. Um hier Eingreifen zu können, arbeiten die Polizisten des HSK eng mit dem Landeskriminalamt NRW und anderen Polizeibehörden zusammen.

Der internationale Drogenhandel vernetzt sich weltweit immer mehr. In Deutschland mischt unter anderem die italienische Mafia-Organisation Ndrangheta kräftig mit. Im benachbarten Holland fassen mexikanische Kartelle immer mehr Fuß. Noch wirkt sich das nicht direkt auf den HSK aus. „Wir bewegen uns hier immer noch im kleinen Rahmen. Doch die Kriminellen bilden hier im Sauerland natürlich auch Netzwerke“, erklärt Vogt. Der Drogenmarkt sei dabei hart umkämpft. So beschlagnahmen die Drogenfahnder immer wieder Waffen wie Messer, Gaspistolen und Schlagstöcke.

Polizisten sind immer besser geschult

Ob die Corona-Krise auch Auswirkungen auf den Drogenkonsum habe, könne man aktuell noch nicht bewerten. „Wir können da erst eine Bilanz ziehen, wenn die Pandemie vorbei ist“, so Vogt. Ihm sei es aber wichtig, dass seine Behörde den Fokus auf die Dealer und nicht auf den klassischen Konsumenten lege. „Unser primäres Ziel ist es, die Lieferketten zu unterbrechen und die Produktion zu stoppen.“ Trotzdem liege natürlich auch ein weiterer Schwerpunkt bei der Verkehrskontrolle.

Mittlerweile seien die Beamten immer besser darin geschult, Fahrer unter Drogeneinfluss zu erkennen. Außerdem seien alle Streifenwagenbesatzungen mit Schnelltests ausgestattet. Vogt warnt im diesem Zusammenhang auch davor, den Konsum von Cannabis zu unterschätzen. Die Substanz sei recht lange im Blut nachweisbar. „Der Joint am Freitag kann am Montag den Führerschein kosten“, sagt der Kriminaloberrat.