Brilon. Am Tag der offenen Moscheen erhalten Interessierte einen Blick in das muslimische Gebetshaus. Auch die Moschee in Brilon öffnete nun ihre Türen:

Seit 25 Jahren ist der Tag der offenen Moscheen (ToM) der Türkisch-Islamischen Gemeinden in Deutschland am 3. Oktober ein wichtiges Angebot. Auch in der Moschee in Brilon an der Nikolaistraße öffnete sich die Tür für Interessierte jeder Glaubensrichtung. Alle waren zu einer Führung durch die Moschee und Gesprächen eingeladen, um bei türkischen Tee und anatolischem Gebäck einen Einblick in das Innenleben der muslimischen Gemeinde zu bekommen.

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Viele Fragen wurden beantwortet

Es kamen vor allem Familien und viele ältere Menschen aus Brilon und den Nachbarorten. Begrüßt wurden sie von Dr. Ahmed Arslan (Dialogbeauftragter), Imam Mustafa Uludag (Religionsbeauftragter) und Ahmet Yildiz (Vorsitzender). In perfektem Deutsch beantwortete Dr. Arslan, türkisch-stämmiger Deutscher, promovierter Germanist und ausgebildeter Lehrer aus Meschede, alle Fragen. Man merkte, wie wichtig es ihm war, den Besuchern ein Gespür für die Religion des Islam zu vermitteln. Er erklärte auch immer wieder Zitate aus dem Koran, nach denen sie fragten. Auch Ahmet Yildiz und Imam Uludag kümmerten sich aufmerksam um die Gäste. Interessant ist die Bedeutung des Namens Uludag. „Der erhabene Berg“, und den gibt es wirklich. Der Imam studierte Religionswissenschaften und BWL in der Türkei und bleibt, wie alle Imame, fünf Jahre in Deutschland und muss in einem Jahr zurück.

Vorsitzender Ahmed Yildiz, 3. von links, Imam Mustafa Uludag, Mitte und Dr. Ahmed Arslan, rechts, freuten sich über viele interessierte Moscheebesucher.
Vorsitzender Ahmed Yildiz, 3. von links, Imam Mustafa Uludag, Mitte und Dr. Ahmed Arslan, rechts, freuten sich über viele interessierte Moscheebesucher. © Monika Wiegelmann

„Diese Moschee steht erst seit sechs Jahren. Vorher war das eine Hinterhofmoschee für 10 bis 20 Gemeindemitglieder, die man nicht als Moschee erkannte“, erfuhren die Besucher. Nach einem Brand wurde die neue Moschee gebaut. „Immer noch finanziert von unserer Gemeinde mit heute 120 Mitgliedern. Dahinter steckt kein Sponsor, alles wird von den Mitgliedern finanziert. Wenn etwas gemacht werden muss, wird unter den Muslimen gesammelt“, erklärte Dr. Ahmed Arslan. „Zum gemeinsamen Freitagsgebet kommen 10 Nationen, hauptsächlich Türken, Syrer und ein Palästinenser. Die Freitagspredigt wird trilingual in drei Sprachen gehalten: Arabisch, Türkisch und Deutsch, damit alle 10 Nationen etwas davon mitnehmen.“ Fünf Mal am Tag beten ist eine Pflicht für alle Muslime, Frauen und Männer.

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Zeitkalender und Gebets-App

Die Gäste freuten sich auf den Blick in die Moschee und bestaunten vor allem die wunderschöne große Kuppel mit 99 verschiedenen Gottesnamen und Koranversen. „Die einzige Kuppel in Deutschland mit diesen Holzplatten“, so Dr. Arslan. Immer wieder musste er die Koranverse an den Wandtafeln erklären. Drei Kanzeln mit aufwendigen Schnitzereien im Gebetssaal wurden aus hochwertigem Holz aus der Türkei gefertigt. Die Freitagkanzel ist dem Imam für religiöse Predigten vorbehalten, die Vortragskanzel für weltliche Vorträge. „Diese Rede muss der Vorstand vorher sehen. Sie darf nicht für politische Botschaften genutzt werden.“ In der Gebetsruferkanzel ließ der Imam Gebetsrufe erklingen, als eine Besucherin darum bat. Ein digitaler Zeitkalender an der Wand oder die Gebets-App zeigen den Muslimen den Zeitrahmen an, in dem die Gebete verrichtet werden können.

Viele Leute kamen mit konkreten Fragen. Eine junge Mutter ist nach 18 Jahren in Köln wieder nach Brilon zurückgekehrt. Sie will ihrem kleinen Jungen, von einem früheren afrikanischen Freund, eine muslimische Erziehung zukommen lassen. Das Kind sei jederzeit willkommen, erfuhr sie. „Ich finde es fair dem Kind gegenüber, ein Kind kann sich ja nicht einfach entscheiden“, fand Dr. Arslan. Eine Ärztin mit vielen türkischen Mitarbeitern würde ihre Sprache gerne besser verstehen. Und ein deutscher Vater wollte wissen, ob seine Tochter auch zum Koranunterricht kommen darf. Auch das sei kein Problem, einfach ohne Anmeldung samstags/sonntags ab 10.30 Uhr kommen. Was ist beliebt als Ausbildungsberuf, wurde gefragt: Die Jungen in Jungenberufen und Mädchen mehr im Krankenschwesterbereich. „Meine Tochter lernt in einer Apotheke und mein Sohn hat erst Hotelkaufmann gelernt und ist seit fünf Jahren bei der Bundeswehr“, meinte der Vorsitzende.

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Der Vorname in arabischen Buchstaben

Eine große Freude machten Dr. Arslan und der Imam den Gästen, als sie deren Vornamen in arabischen Buchstaben auf Blätter schrieben. Die Kalligraphie-Übungen probierten einige gleich selbst aus. Es gab auch kleine Geschenke. „Gebetsketten mit 99 Lobpreisungen werden an gute Freunde verschenkt.“

Auch in der muslimischen Gemeinde gilt in der Pandemie die 3G-Regel. Die Gäste mussten sich in eine Besucherliste eintragen. Beim Freitagsgebet gilt Maske und Abstand im Gebetsraum. In der Briloner Gemeinde gibt es viele Geimpfte und viele Genesene.