Wiemeringhausen/San Francisco. Sie arbeitet am Toten Meer und mitten in San Francisco. Strände, Parks und Hotels in Israel und USA tragen die Handschrift einer Sauerländerin.
Die Strand-Promenade und einige Hotels am Toten Meer tragen ihre Handschrift. An der Gestaltung des Ariel-Sharon-Parks und der Porter School in Tel Aviv hat sie mitgearbeitet. Seit Juni 2020 ist sie als Landschaftsarchitektin bei der Stadt San Francisco beschäftigt. Dort, wo die Cable Cars der Straßenbahn fahren, entsteht ihr Stadtplatz-Projekt „Hallidie Plaza“ mitten in der City. Die Liste ließe sich um viele Projekte ergänzen: Gouverneursgebäude in Sacramento, Campusgelände für Workday und Apple im Silicon Valley oder Spielplätze im Fillmore-Viertel…Fakt ist: eine Sauerländerin gestaltet Landschaft weltweit.
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Heike Kaiser stammt aus Wiemeringhausen, ist 38 Jahre alt, verheiratet, hat zwei Geschwister, eine zweijährige Tochter und viele Baustellen. Trotzdem strahlt sie Ruhe aus. Dass sie einmal Planerin für solche großen Projekte werden würde, hatte die Sauerländerin anfangs nicht auf dem Schirm. „Meine Eltern Waltraud und Heinz-Otto haben einen großen Garten und Waldbesitz. Ganz ehrlich: als Jugendliche habe ich es nicht gemocht, da mitzuarbeiten.“
Doch das ändert sich. Kurz vor dem Abi am Winterberger Gymnasium macht sie ein Praktikum in einem Olsberger Architekturbüro. „Zu grau, zu viel Beton“, sagt sie rückblickend. Da kommt ihr die Ferienarbeit im Garten- und Landschaftsbau Lütteken in Siedlinghausen schon eher zu pass. „Schippe, Hacke, Baggerfahren oder Pflaster verlegen – all das kann ich und das hat mir zum Beispiel in Israel, wo die Geschlechterrollen noch etwas fest gefahren sind, viel Anerkennung eingebracht.“
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15 Jahre im Ausland
Israel spielt im Leben der erfolgreichen jungen Frau eine besondere Rolle: Noch während sie in Kassel Landschaftsplanung als Diplom-Ingenieurwissenschaft studiert und danach ihren „Master of Science in Landscape Architecture“ macht, zieht es sie in die Praxis und ins Ausland. Dort lebt sie immer wieder seit über fünfzehn Jahren. „Bei einer Trekkingtour durch Nepal hatte ich viele Israelis kennengelernt; eine Freundin schlug vor: Komm doch zu uns“, erzählt Heike. Ihre Befürchtung – „Da ist doch nur Wüste!“ – bewahrheitet sich nicht. Ein Landschaftsarchitekturbüro in Tel Aviv nimmt sie 2005 für ein Praktikum und so lernt sie, in einem Land zu wohnen, das immer wieder von Kriegen betroffen ist, wo sie aber auch ihren späteren Ehemann trifft.
Heike lebt u.a. in einem Kibbuz, lernt Hebräisch und forscht für ihre Masterarbeit bei der Forst- und Agrarbehörde in Galiläa. Sie arbeitet u.a. mit bei den baulichen Vorbereitungen für den Papstbesuch 2009 in Nazareth, hat später einen (Online-) Lehrauftrag für internationale Landschaftsarchitektur in Kassel, wo sie mit Studenten aus aller Welt zu tun hat. Ab 2011 schreibt sie an der Uni Hamburg an ihrer Doktorarbeit über urbane Kulturlandschaften, die sie aber nicht beendet.
Schutz vor Raketen
„Wenn man mit der politischen Situation in Israel nicht groß geworden ist, bleibt es schwierig, auf Dauer dort zu leben. Wenn im Sauerland die Sirene geht, dann brennt es. Dort hast Du zwei Minuten Zeit, um in einem Schutzraum den Raketenangriff abzuwarten.“ Das ist auch ein Grund, warum Heike und ihr Mann 2016 nach San Francisco ziehen. „Hier blüht immer irgendwas, wir kennen keinen Winter, man kann über die Vegetation sehr kreativ sein und Öko ist auf dem Vormarsch.“
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Andere Länder, andere Arten zu bauen: Auf den Spielplätzen in San Francisco gibt es weder Sand noch Naturrasen. Die Angst vor Verletzungen und Klagen ist zu groß. Spielplätze werden mit einem Gummibelag wie auf Basketballfeldern, farbigem Beton oder Kunstrasen geplant. Alles muss barrierefrei sein. Jeder muss alle Spielgeräte erreichen können. „Unsere Tochter Alma hat sich riesig gefreut, als sie zu Hause im Sauerland barfuß auf dem örtlichen Spielplatz laufen konnte.“
Wo ist zu Hause?
Stichwort Zuhause: Nach zwei Jahren war Heike Kaiser jetzt das erste Mal wieder im Sauerland. „Wenn ich dort bin und an Wiemeringhausen denke, dann fällt mir meine Oma ein, mit der ich in der Küche gesessen habe. Ich rieche ihre Waffeln, ihren Pflaumenkuchen. Auch Tel Aviv und San Francisco sind Heimat für mich. Aber manchmal denke ich, dass wir doch vielleicht eines Tages zurück nach Europa kommen. Ich möchte, dass mein Mann meine Kultur besser kennenlernt und ich möchte meiner Tochter dieses unglaubliche Gefühl vermitteln, dass niemand die Haustür abschließen braucht und man allein zur Schule gehen kann.“ Und Landschaft gestalten kann man schließlich auch hier.