Thülen. Die Bürgerkneipe in Thülen war gut durchdachtes Modellprojekt, um einen Anlaufpunkt im Dorf zu behalten. Doch wie geht es nun dort weiter?

Die Geschichte „Bürgerkneipe Thülen“ geht weiter. Zwar wird das nächste Kapitel nicht so geschrieben, wie es sich die Verantwortlichen zu Anfang gedacht hatten. Aber: Die Vereine behalten im alten „Gasthof Zur Post“ einen Anlaufpunkt für Treffen und Versammlungen. Der Gesangverein muss sich keinen neuen Probenraum suchen. Und wer nach der Beerdigung von Verwandten zum Kaffeetrinken einlädt, der kann die Räumlichkeiten in der ehemaligen Bürgerkneipe künftig anmieten. „Ehemalig“ ist leider die korrekte Bezeichnung, denn einen regelmäßigen Kneipenbetrieb mit frisch gezapftem Bier – wie es der eigentliche Grundgedanke der Bürgerkneipe war - wird es nicht mehr geben.

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Vertrag ist unterzeichnet

Am Dienstag wurde der Vertrag unterzeichnet. Damit haben die Besitzer – das waren bis dato einige engagierte Thülener, die durch finanzielle Einlagen anteilsmäßig Eigentümer des Objektes waren - das Haus an Beate und Friedel Lehmann verkauft. Die gebürtige Deifelderin (Beate Fresen) lebt mit ihrem Mann in Messinghausen und wird die Gaststätten-Wohnung umbauen und künftig an Monteure vermieten. Dass sie so etwas kann, hat sie bereits in Thülen mit der alten Kneipe „Vogtland“ und dem dazugehörigen Wirtschaftsgebäude bewiesen, wo nach Kernsanierung ebenfalls Schlafmöglichkeiten entstanden sind. „Beate und ihr Mann sind sehr korrekte, ehrliche, fleißige und engagierte Personen. Wir sind froh, dass wir diese Lösung gefunden haben“, sagt Manfred Leikop, Ehrenvorsitzender des örtlichen Sportvereins, maßgeblicher Initiator der Bürgerkneipe und im Vereinsleben sehr aktiv. Der Trend zur Dorfkneipe sei allerorts rückläufig, die Idee als solche sei nach wie vor gut, habe sich aber leider auf Dauer nicht getragen. „Corona hat das noch schneller vorangetrieben, es hätte aber auch hier und das vor Ort mehr Solidarität gebraucht.“

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Anfang Juli hatte die WP zuletzt über die Bürgerkneipe und deren Schwierigkeiten berichtet, einen geeigneten Nachpächter zu finden. Das Ehepaar Wolfgang und Meike Reitz hatte die Kneipe seinerzeit wieder ans Laufen gebracht. Im Sommer hatte die Familie dann aber ihren Entschluss bekannt gegeben, nach Hamburg umzuziehen. Damit stand der Bürgerkneipenverein ohne Wirtsleute da. Auch die Aussicht auf kostengünstiges Wohnen in der 115 Quadratmeter großen und renovierten Kneipenwohnung lockten keinen potenziellen Gastwirt an.

Ein Stück Kneipe bleibt erhalten

„Wir stellen dem Dorf seine Kneipe fast in ähnlicher Form wieder zur Verfügung. Nur der gewohnte Kneipenbetrieb kann so nicht aufrecht erhalten bleiben“, sagt Beate Lehmann. Sie stelle sich vor, dass Vereine an zwei Tagen in der Woche die Kneipe nutzen können. Der Kühlschrank ist dann über Rolf und Anja Tober (Thülen) mit Getränken befüllt. Der Zugang zur Wirtschaft erfolgt über einen Nummern-Code. Von jedem Verein ist eine Person dafür zuständig, dass die Abrechnung korrekt läuft. Vertrauen gegen Vertrauen. Schon ab Anfang November soll das möglich sein.

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Der Thekenraum kann außerdem z.B für den Beerdigungskaffe angemietet werden - sogar inklusive Kaffee, Kuchen und Bedienung. Weihnachtsfeiern sind möglich und auch an Schützenfest oder Karneval müsse niemand verdursten, so Lehmann. Der Saal bleibt vorerst geschlossen. In der Wohnung des Gasthofes werden Schlafmöglichkeiten für Monteure eingerichtet. „Wir bieten so etwas schon seit geraume Zeit an. Die Nachfrager ist sehr groß“, sagt Beate Lehmann, die mit ihrem Mann auch mehrere Ferienwohnungen vermietet und sich auf die neue Aufgabe freut.

Weitere Infos zur Nutzung der Kneipe unter 0151 44535536.