Winterberg. Winterberg lebt vom Tourismus – aber nicht um jedem Preis. Die Stadt will keine Party-Auswüchse wie in Willingen. Dafür setzt sie auch auf Härte.

Die Tourismushochburg Willingen hat ein Problem mit Partytourismus – und will jetzt die Chance nutzen, künftig stärker auf Familien-Urlaub zu setzen. Im benachbarten Winterberg werden die Entwicklungen und Weichenstellungen für Willingen mit Interesse verfolgt.

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Winterbergs Bürgermeister Michael Beckmann, selbst jahrelang Touristik-Chef der Stadt, teilt die Einschätzung von Thomas Trachte in puncto Party-Tourismus: „Wenngleich die Dimension des Clubtourismus bei uns bei weitem nicht mit der in Willingen vergleichbar ist. Wir haben bereits früh mit unseren Tourismuskonzepten in 2009 und 2017 erfolgreich deutlich andere Akzente gesetzt und konsequent auf die Themen Outdoor-Erlebnis und Familien umgestellt.“ Das aktuelle Tourismuskonzept „Winterberg 2020+“ schreibe die Stadt gerade aktuell wieder fort, um noch deutlicher auf die Themen Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger, Nachhaltigkeit und Digitalisierung einzugehen.

Profit im Tourismus auf Kosten der Bürger

Beckmann: „Dennoch, es gibt auch bei uns Ferienwohnungsbetreiber, die gezielt Clubtouristen ansprechen. Hierbei handelt es sich in der Regel um Anbieter, die nicht in Winterberg leben und die kein Interesse an einer positiven Gesamtentwicklung unserer Stadt und Tourismusregion haben. Diesen Betreiber geht es in erster Linie darum, eine möglichste hohe Rendite aus der Immobilie zu erwirtschaften - auch auf Kosten der Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt.“

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Um diese Fehlentwicklungen, die die Pandemie noch einmal verstärkt habe - viele Clubs konnten nicht in die traditionellen Clubtourismushochburgen im Mittelmeerraum fliegen- in den Griff zu bekommen, habe man in Winterberg eine übergreifende „schnelle Eingreiftruppe“ aus der Winterberg Wirtschaft und Tourismus (WTW) dem Ordnungs- und dem Bauamt gegründet. Es gehe zum Beispiel darum, zu prüfen, ob Kurbeiträge richtig abgeführt würden. Aber auch Lärmentwicklung in der Innenstadt oder nicht genehmigte Nutzungen von Ferienhäusern in Wohngebieten stünden auf der Agenda.

Alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen

Beckmann: „Erste Immobilien, die nach unserer Einschätzung nicht als Ferienhaus oder -wohnung genutzt werden dürfen, haben wir bereits der Bauaufsicht des HSK gemeldet. Im Ergebnis geht es hier darum, die Nutzung als Ferienhaus dann zu untersagen. Ebenfalls werden gerade Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen Vermieter von Ferienwohnungen eingeleitet, in deren Wohnungen es in den letzten Wochen - seit Ende des Lockdowns - zu erheblichen Ruhestörungen gekommen ist.“ Parallel erarbeite die WTW gerade die Kampagne „Fair geht vor“, um charmant, jedoch bestimmt, darauf hinzuweisen, dass es in der Stadt immer auch um gegenseitige Rücksichtnahme gehe. Beckmann: „In diese Kampagne werden wir auch die Betreiber der Nachtgastronomie einbinden, mit denen das Ordnungsamt auch weitere Maßnahmen abstimmt. Wir werden alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um Fehlentwicklungen im Sinne unserer Bürgerinnen und Bürger zu unterbinden.“