Willingen. Willingen möchte Auswüchse des Partytourismus stark eindämmen – und will stärken auf Familien setzen. Aber ist das Image so leicht zu ändern?
Gut ein Jahr ist vergangen, seit die Gemeinde Willingen die Fortschreibung des neuen Tourismuskonzepts in Auftrag gegeben hatte. Nach vielen Gesprächen und eingehender Analyse, hat die Beratergesellschaft BTE Tourismus- und Regionalberatung aus Hannover die Ergebnisse beim Wirtschaftstreffen vorgestellt. Diese wurden von den anwesenden Unternehmern intensiv und konstruktiv diskutiert. Von Anfang an war der Gemeinde Willingen besonders wichtig: Der gesamte Prozess findet unter Einbezug der Leistungsträger statt.
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Neue Positionierung eine Chance
Rund 40 Vertreter von Hotellerie, Gastronomie, Einzelhandel und Freizeitbetriebe folgten der Einladung, um sich über die künftige Ausrichtung auszutauschen. Der Tourismus ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor in Willingen und der ist laut Bürgermeister Thomas Trachte auf dem besten Weg: „Was wir zurzeit erleben, ist ein Quantensprung.“ Mit dem Neubau des Lagunen-Erlebnisbads, der Entwicklung des europaweit größten Trailpark-Projekts, Hängebrücke, Ferienpark und einem großen Hotelprojekt habe Willingen glänzende Aussichten auf eine sehr erfolgreiche Zukunft. Eine neue Positionierung sei eine Chance, neue Möglichkeiten der Angebotsentwicklung zu eröffnen und zu implementieren. „Dafür stellen wir jetzt die Weichen.“
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Die derzeitige Situation mit all ihren Stärken und Schwächen, aktuelle Urlaubsinteressen der Deutschen, die Auswertung der Gespräche mit ortsansässigen Akteuren und die Analyse unter Einbezug der Ausrichtung von Sauerland Tourismus und GrimmHeimat Nordhessen, fasste die anschließende Präsentation zu einem Grobkonzept zusammen. Am Ende standen drei Vorschläge zur Positionierung zur Diskussion: Willingen als lebendiger Outdoor-Spot im Sauerland, als naturnaher, aktiver Familienferienort oder als Erlebnis- und Freizeitdestination.
So gut wie alle ortsansässigen Unternehmen sind direkt oder indirekt von der Entwicklung betroffen. Entsprechend rege war die Diskussion. „Wir haben jetzt die historische Chance, den Tourismus in Willingen zu verändern. Die Chancen, waren noch nie so gut wie jetzt.“ Das touristische Angebot sei doch gut, man müsse nur die Auswüchse des extremen Partytourismus noch aktiver unterbinden. Diese und weitere Argumente waren in der gut einstündigen Diskussion zu hören.
Schwerpunkte Outdooraktivität und Familie
Auch kritische Stimmen wurden laut: Der erfolgreichen Entwicklung im Weg stehe die stark befahrene Ortsdurchfahrt. Man müsse den demografischen Wandel berücksichtigen und nicht zu stark auf Wachstum setzen. Das Image Willingens sei auf Jahre hinaus nicht so einfach aus den Köpfen der Menschen wegzubekommen. Immer wieder tauchte die Frage auf, ob eine Themenfokussierung der Vielfalt Willingens und einer erfolgreichen Imagebildung und Positionierung dienlich ist.
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„Wir haben vieles richtig gemacht, aber auch einiges falsch. Sonst hätten wir die Auswüchse des Partytourismus nicht zu beklagen“, so eine Unternehmerin. „Diskutiert haben wir schon viel, aber sobald es ans eigene Portemonnaie geht, ist es schwierig, eine Einigung mit allen Beteiligten zu erzielen.“ Die gelang am Ende doch. Als künftige Positionierung soll eine Schnittmenge aus den Schwerpunkten Outdooraktivität und Familie herausgearbeitet werden. Bei der Neuausrichtung steht nicht nur Wachstum durch neue Zielgruppen im Fokus. „Das in Erstellung befindliche Strategiekonzept wird auch die Wettbewerbsposition der bestehenden Betriebe stärken“, betont Bürgermeister Thomas Trachte. Dies soll in den nächsten Wochen passieren. Als nächstes ist eine Zukunftswerkstatt geplant. Danach folgt die Neuordnung der Marketingmaßnahmen und die Gewichtung der Ziele und Maßnahmen, sodass am Ende das neue, gemeinsam erarbeitete Marketingkonzept steht.