Brilon/Olsberg. Die Zusammenlegung der Notartstandorte Olsberg und Brilon sorgt für Streit. Krankenkassen werden dafür hart kritisiert. Jetzt haben sie das Wort:
Die Emotionen kochen nach der Entscheidung der Bezirksregierung Arnsberg, die Notarztstandorte Brilon und Olsberg zusammenzuführen, hoch. Lokalpolitiker kritisieren dabei nicht nur das zugrundeliegende Gutachten der Firma Orgakom aus Baden-Württemberg sondern vor allem die Krankenkassen, die sich als Kostenträger für die Zusammenlegung der Standorte ausgesprochen haben. Auf Anfrage der Westfalenpost setzen sich die Krankenkassen jetzt zur Wehr.
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Krankenkassen fordern Umsetzung der Zusammenlegung
In einer gemeinsamen Erklärung von AOK Nordwest, dem Verband der Ersatzkassen NRW, dem BKK-Landesverband Nordwest, IKK Classic, Knappschaft und der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau heißt es, dass die notärztliche Versorgung für die Bevölkerung im Hochsauerlandkreis und damit auch speziell in den Orten Brilon und Olsberg auch in Zukunft sichergestellt sei.
In dem Schreiben bringen die gesetzlichen Krankenkassenverbände ihre Erwartungen an die Abgeordneten des Kreistages deutlich zum Ausdruck: Der Hochsauerlandkreis sei als Träger der Rettungsdienste dafür verantwortlich, das von ihm beauftragte Gutachten umzusetzen. Wichtig sei, dass auch in beiden Orten künftig ein Rettungswagen mit medizinischem Fachpersonal stationiert bleibe.
Hoffen auf „vertragspartnerschaftliche Zusammenarbeit“
Die Bezirksregierung Arnsberg habe angeordnet, dem Gutachten entsprechend zu folgen und die beiden Notarzt-Standorte Olsberg und Brilon zu einem neuen Standort unter Beibehaltung der beiden Rettungswagen-Standorte in Brilon und Olsberg zusammenzuführen.
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„Die gesetzlichen Krankenkassen begrüßen diese Entscheidung und gehen davon aus, dass der Kreis jetzt die Vorgaben der Bezirksregierung für einen zukunftsfähigen Rettungsdienst in der Region umsetzen wird und freuen sich auf eine weiterhin vertragspartnerschaftliche Zusammenarbeit im Sinne einer guten Patientenversorgung in der Region“, heiß es in dem Schreiben.
Eine signifikante Mehrfachüberdeckung
Die Krankenkassen machen in ihrer Erklärung außerdem deutlich, dass die Gutachter in ihrem Bericht zu dem Ergebnis kamen, „dass bei den Notarztstandorten Brilon und Olsberg eine signifikante Mehrfachüberdeckung vorliege und die jeweiligen Einsatzzahlen zeigten, dass beide Standorte bei Weitem nicht ausgelastet und deshalb unwirtschaftlich seien.“
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Die Gutachter hätten dringend empfohlen, beide Standorte aufzulösen und dafür einen neuen Standort in Altenbüren zu etablieren. Außerdem hätten diese hervorgehoben, dass die Hilfsfristen in beiden Orten auch mit dem künftigen Modell eingehalten würden. Sprich: sich die Anfahrtszeiten zu einem Notfall nicht verändern würden.
Die Versorgung ist gesichert
Die Versorgung der Bürger sei laut Mitteilung, „weiterhin gesichert“ und erfolge in der Regel mit einem Rettungswagen, der weiterhin in beiden Orten vorgehalten werde. Die Krankenkassen verweisen auf die Notfallsanitäterreform, die sicherstelle, dass in allen Rettungswagen in NRW stets „hoch qualifiziertes Personal“ an Bord sei. Darüber hinaus könnten die Notfallsanitäter perspektivisch jederzeit zusätzlich einen Telenotarzt zuschalten, wenn dies plötzlich vor Ort erforderlich werden sollte.
Eine entsprechende Absichtserklärung hätten die Krankenkassen gemeinsam mit NRW-Gesundheitsminister Laumann im vergangenen Jahr unterzeichnet. Eine konkrete Umsetzung erfolge bereits in Aachen. „Weitere Kommunen wie der HSK beschäftigen sich bereits mit dem Projekt“, heißt es.