Brilon. Die Bundestagswahl geht in Brilon in die heiße Phase. Wahlplakate hängen – und sorgen auch in diesem Jahr für Diskussionen - auch in den Parteien

Es ist die wohl spannendste Bundestagswahl seit Jahren. Doch bei einigen Brilonern und auch bei einigen Parteien sorgen die Wahlplakate für Ärger. Besonders die AFD beklagt Vandalismus und Zerstörung. Und die Grünen wünschen sich eine andere Form der Plakatwerbung.

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Stefan Scharfenbaum ist sauer. „Schauen sie sich das hier an. Das sieht nun wirklich nicht schön aus. Dabei wollen die Touristen doch einen unverfälschten Blick auf unsere touristischen und historischen Städte genießen“, sagt der Fraktionsvorsitzende der Briloner Grünen. Er steht direkt am Briloner Marktplatz und deutet auf die Plakate der sozialdemokratischen Konkurrenz, die ihre Wahlwerbung schon angebracht hat.

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Die Grünen werden später plakatieren: „Die Plakate hängen wir auf, wenn sie geliefert werden, circa vier Wochen vor der Wahl“, sagt Parteifreundin Lena Neumann. Sie könne den Unmut einiger Bürger verstehen, die sich über einen Plakatwald aufregen würden.

Wahlplakate Brilon: Die SPD war am schnellsten

Trotzdem: „Wir denken, dass die Plakate als Denkanstoß zur politischen Meinungsbildung und zur Aufrechterhaltung der Wahlbeteiligung in unserer Demokratie beitragen. Wände, an denen Plakate gesammelt präsentiert werden, würden wir begrüßen“, sagt sie. Damit verweist sie auf Kommunen wie beispielsweise Lippstadt, wo die Parteien ihre Plakate nur an festgelegten Tafeln aufkleben dürfen.

Am schnellsten waren die Sozialdemokraten, die für ihre SPD und dem Kanzlerkandidaten Olaf Scholz werben. Der Fraktionschef der SPD im Briloner Stadtrat, Hubertus Weber, wundert sich, dass bisher so gut wie keine Wahlwerbung anderer Parteien in Brilon zu sehen sind. „In den großen Städten wird doch auch schon lange plakatiert“, sagt er.

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Insgesamt hätten 25 Parteimitglieder in ihrer Freizeit geholfen, die Wahlplakate anzubringen. Wie viele es genau seien, könne er aber nicht sagen. „Wir befestigen die meisten Plakate etwas oberhalb, damit sie vor Zerstörung und Vandalismus geschützt sind“, sagt Weber. Die Kritik des Grünen Stefan Scharfenbaum, die Plakate vor dem Rathaus würde die Aussicht für die Touristen verschandeln, kann er nicht nachvollziehen.

„Was der Kollege zu dieser Sache denkt, ist mir egal!“

„Was der Kollege zu dieser Sache denkt, ist mir egal. Wahlplakate müssen dort aufgestellt werden, wo die meisten Menschen sind, sonst verfehlen sie ihre Wirkung“, sagt der Fraktionsvorsitzende. Möglicherweise verwechsele er eine Absprache, die es zwischen allen Ratsparteien gegeben habe, keine Wahlstände während der Volksfeste aufzustellen.

Neuer Kanzler? Die Briloner SPD hatte recht früh ihre Wahlwerbung für Olaf Scholz aufgestellt.
Neuer Kanzler? Die Briloner SPD hatte recht früh ihre Wahlwerbung für Olaf Scholz aufgestellt. © Benedikt Schülter

Die CDU möchte bis Ende August insgesamt 80 Plakate aufhängen, berichtet der Vorsitzende der Briloner Union, Wolfgang Diekmann. Die Bedeutung der Wahlplakate habe in Zeiten von Social-Media sicherlich nachgelassen, gleichwohl halte er sie für nicht gänzlich entbehrlich. Denn dann könnten sich diejenigen Bürger, die nicht oder nur wenig „Internet-affin“ seien, ein Bild von den Kandidaten und ihren Standpunkten machen.

Vandalismus tritt immer häufiger auf

„Plakatwüsten wie in Großstädten sind im Sauerland meines Erachtens zum Glück kein Problem“, sagt Diekmann. Einen kleinen Seitenhieb gegenüber der sozialdemokratischen Konkurrenz kann er sich aber auch nicht verkneifen: „Bereits Ende Juli Wahlplakate für eine Wahl am 26. September aufzuhängen, halte ich für zu früh. Das zeigen auch die Reaktionen vieler Bürger“, sagt Diekmann.

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Im vergangenen Wahlkampf sei Vandalismus öfter als sonst aufgetreten. Das sei besonders „ärgerlich“, da Plakate teilweise mutwillig zerstört und dann in der Gegend herumfliegen würden.

Ein Problem, das besonders die AFD treffe, klagt der stellvertretende Sprecher der AFD Hochsauerland, Marco Kleine. So hätten freiwillige Helfer an einem Tag mehrere Plakate im ganzen Stadtgebiet verteilt. Davon seien schon etliche innerhalb kurzer Zeit zerstört worden: „Die werden samt Kabelbinder abgerissen und in Mülleimer geworfen. In Heringhausen haben Täter sogar eines unserer Plakate angezündet“, berichtet Kleine. In Bestwig seien vor Kurzem 86 Stück zerstört oder verschwunden.

Vandalen auf „frischer Tat“ erwischt

Er und seine Parteikollegen hätten sich besonders geärgert, als sie während der vergangenen Kommunalwahlkampagne „Vandalen“ auf frischer Tat ertappt hätten. Das Verfahren gegen die Beschuldigten sei eingestellt worden, sagt Kleine enttäuscht. Die Bilanz des vergangenen Kommunalwahlkampfes: 85 Prozent kaputter Plakate. „Egal, wie man zu einer Partei steht. So etwas kann man doch nicht zulassen“, sagt er.

Das sieht Karl-Ludwig Gössling von Die Linke auch so. „Ich bin grundsätzlich gegen Gewalt - auch gegen Gegenstände“, sagt der Bundestagskandidat der HSK-Linken. Trotzdem hält er von Plakaten nicht viel: „Ein einfacher Slogan ist mir zu wenig. Ich spreche lieber mit den Leuten“, sagt er.

Die Linke hat keinen Friedrich Merz

Seine Partei habe bisher auch noch nicht plakatiert. „Wir schauen uns an, was die politische Konkurrenz so macht. Dann werden wir sicherlich auch bald anfangen“, sagt er.

Dabei sieht er die Möglichkeiten seiner Genossen begrenzt. Die Wahlkampfkasse sei nicht sonderlich prall gefüllt wie bei anderen: „Wir haben einfach keinen Friedrich Merz“, sagt Gössling.