Hochsauerland. Was bedeutet Ihnen der Wald? Auf diese Frage haben wir im Rahmen unserer Waldretter-Serie viele Atworten bekommen. Eine Auswahl in Text und Bild.

„Wer es bisher noch nicht wusste, der hat spätestens in den Corona-Zeiten erkannt, in welchem Paradies wir hier im Sauerland leben. Corona konnte uns zwar das Konzert, das Schützenfest und den Kneipenbesuch vermiesen. Nicht aber den Spaziergang durch unseren schönen Wald.“ Ein schöneres Kompliment als das von Alt-Bürgermeister Michael Kronauge aus Hallenberg kann man dem Wald nicht machen. Wir haben unsere Leser gebeten, uns Ihren ganz persönlichen Lieblingswald zu zeigen und uns zu sagen, was ihnen Wald bedeutet. Einer Auswahl davon sehen Sie in dieser Fotostrecke.

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Auch dieser Beitrag gehört zu unserer Serie „Waldretter“: Zur Erinnerung: Die WESTFALENPOST möchte einen Beitrag leisten, um diese Kulturlandschaft zu erhalten. Oder besser: um den Wald auch für kommende Generationen zukunftsfest zu gestalten. Deshalb haben wir aus Anlass unseres 75-jährigen Bestehens das Projekt „Waldretter“ ausgerufen. Wir laden jeden ein, daran mitzuwirken. Gemeinsam mit der Waldlokal gGmbH, Wald und Holz NRW, dem RVR Grün, dem Wirtschaftsbetrieb Hagen sowie den örtlichen Forstämtern wollen wir klimafeste Wälder pflanzen. Wir laden jeden ein, daran mitzuwirken. Gemeinsam mit der Waldlokal gGmbH, Wald und Holz NRW, dem RVR Grün, dem Wirtschaftsbetrieb Hagen sowie den örtlichen Forstämtern wollen wir klimafeste Wälder pflanzen. Dazu braucht es vorbereitete Flächen. Es braucht Setzlinge, Pflanzungen und Nachpflanzungen, weil nicht jedes Bäumchen durchkommen wird.

Der Wald hat es nötig: Erst in den vergangenen Tagen hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft den aktuellen Waldbericht 2021 vorgestellt. Inzwischen sollen 277.000 Hektar Wald zerstört sein und müssten aufgeforstet werden. Das entspricht einer Fläche, die größer als das Saarland ist. Allein in Nordrhein-Westfalen fielen zwischen 2018 und 2020 mehr als 30 Millionen Kubikmeter Schadholz an. Mit dem Waldbericht unterrichtet die Bundesregierung den Deutschen Bundestag alle vier Jahre über die Entwicklung der Wälder und die waldpolitischen Handlungsfelder und Maßnahmen auf nationaler und internationaler Ebene. Der aktuelle Bericht umfasst den Zeitraum Oktober 2017 bis Mai 2021.

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Auf rund 32 Prozent der Fläche in Deutschland stehen Wälder. Etwas mehr als der Hälfte der Waldfläche ist mit Nadelbäumen bewachsen, auf 45 Prozent stehen Laubbäume - vor allem Buchen und Eichen. Mischwälder sind auf 76 Prozent der Flächen zu finden. Knapp ein Viertel des Waldes ist älter als 100 Jahre.

Gedanken zum Thema Wald

Der Wald hatte und hat für uns Hallenberger immer eine ganz besondere Bedeutung. Fast die Hälfte unserer 65 qkm Stadtfläche besteht aus Wald. Im Stadtarchiv finden sich bereits 1542 die ersten Hinweise auf eine geregelte Waldwirtschaft. Der Wald war lebensnotwendig. Viele Menschen fanden dort Arbeit und haben sich bei der Holzernte oder bei Pflanzarbeiten ein Zubrot verdient. Noch bis in die 1960er Jahre gab es bei uns über 20 Pferdegespanne, mit denen Holz gerückt wurde. Während meiner Zeit als Bürgermeister war für mich vor allem die wirtschaftliche Bedeutung des Waldes wichtig. Durch den Holzverkauf und die Jagdpacht konnten wir in manchen Jahren bis zu 400.000 Euro Gewinn im Stadtwald erwirtschaften. Wichtig war dabei immer die nachhaltige Bewirtschaftung. Leider hat sich der Borkenkäfer nicht an diese Regeln gehalten. Wald ist heute Wirtschaftswald, Erholungswald, Naturwald. Er ist Naturgut, Kulturgut, Wirtschaftsgut. Durch den Ruhewald in Braunshausen ist der Wald auch ein Bestattungsort. Als Pensionär hat der Wald für mich vor allem Erholungspotential. Was gibt es Schöneres, als bei einem Waldspaziergang zu entschleunigen. Es ist schon sehr traurig, wenn ich die veränderten Landschaften sehe. Manche Waldflächen, die sich seit meiner Kindheit nicht verändert hatten, sehen plötzlich anders aus. Hier kommt viel Arbeit auf jeden Waldbesitzer zu. Auch unsere Vorväter hatten im Wald Krisen durch Brände, Kriege, Stürme und Plagen zu bewältigen. Sie haben sie gemeistert und den Wald für uns erhalten.“Michael Kronauge, Hallenberg

„Wir haben es hier mit der größten Waldkrise seit dem Bestehen der Bundesrepublik zu tun“, sagt Norbert Leben, Vizepräsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Wald. Und wer mit offenen Augen durch die Natur geht, der sieht, wie sehr sich Wald und wie sehr sich Landschaften verändern. Dort, wo bis vor Kurzem noch dichte Wälder standen, haben die Trockenheit vergangener Sommer und der Borkenkäfer ganze Arbeit geleistet. Meterhoch türmen sich die Stämme, die auf den Abtransport warten.

Waldfunktionen erhalten

Wald hat aber nicht nur eine wirtschaftliche Komponente: Er erfüllt verschiedenen Ökosystemleistungen - vom Klimaschutz über die Trinkwassergewinnung, Erholung und Artenvielfalt. All das ist aufgrund des Klimawandels gefährdet „Die Waldfunktionen müssen erhalten bleiben“, fordert Norbert Leben. Und dazu passen wiederum die Worten von Michael Kronauge: „Ich bin sicher, dass auch unsere Generation die Krise meistern wird, den Wald wieder aufforsten und für die Zukunftsgenerationen pflegen und erhalten wird.“ Dazu will auch die Waldretter-Aktion einen Beitrag leisten.