Brilon. Die Briloner nennen sie die Kleine Schweiz: Am Ende des Kurparks, an Brockmanns Hütte, werden die WP-Waldretter aktiv

Gras - Maus - Aus. Sebastian Schönnenberg kennt den alten Försterspruch natürlich. Er weiß deshalb: Allzu lange sollte es nicht mehr dauern, bis an den Flanken der Kleinen Schweiz die Setzlinge im Boden sind. Denn ein vergraster Boden lockt als erstes Mäuse an - und damit wäre das Schicksal der Setzlinge besiegelt.

Die Kleine Schweiz, so nennen die Briloner den hintersten Teil ihres Kurparks, den Bereich an Brockmanns Hütte und der früheren Sprungschanze. Dort können und sollen Sie, liebe Leserinnen und Leser, als Waldretter aktiv werden und dazu beitragen, dass dort wieder Bäume wachsen.

Am Nordhang des Briloner Hausbergs, des Poppenbergs, dort, wo eine der Möhne-Quellen sprudelt, hat der Borkenkäfer ganze Arbeit geleistet.

Auf rund sechs Hektar mussten im vergangenen Jahr nicht nur die vertrockneten Fichten gefällt werden, sondern auch das Spalier aus gut einem Dutzend 30 Meter hohe Weißtannen. Die haben jahrzehntelang den Aufsprunghügel der ersten Briloner Sprungschanze markiert. Obwohl ihnen der Käfer nicht zugesetzt hatte, musste sie entfernt werden.

Erfahrungen aus „Kyrill“-Zeit

So frei, wie sie auf der Kalamitätsfläche in den Himmel ragten, wären sie auf dem steilen Hang und bei aufgeweichtem Boden dem Sturm ausgesetzt gewesen und zur latenten Gefahr für Brockmanns Hütte und die Wanderer auf dem Rothaarsteig geworden.

Für die Aufforstung werden pro Hektar rund 2500 Jungpflanzen benötigt. Wie Sebastian Schönnenberg sagt, konzentriere man sich auf fünf für einen klimaresistenten Wald besonders geeignete Arten: Weißtannen, Buchen, Eichen, Edelkastanien und Douglasien.

Auch wenn es hier oberhalb von Brockmanns Hütte und auch auf dem Hang gegenüber, dem alten Hochzeitswald, „rumpelig“ aussieht: die Fläche soll für die Wiederanpflanzung bewusst „nicht geputzt“ werden, sagt der Forst-Fachmann.

Das Gewirr aus liegengebliebenen Baumkronen, Ästen, Rindenresten und Baumstuken sei wertvolle Biomasse und die, sagt Schönnenberg, „soll der Boden zurück erhalten“. Zudem erhalten die Setzlinge und auch die durch Naturverjüngung heranwachsenden Pflanzen natürlichen Schutz vor allzu heftigen Regengüssen, sie brechen peitschende Winde, fangen Nebel und Tau und lassen die Feuchtigkeit langsam ablaufen.

Bereits nach dem Jahrhundert-Orkan „Kyrill“ Anfang 2007 seien auf diese Weise rund um die mächtigen, aus dem Boden gerissenen Wurzelteller Jungpflanzen bestens gediehen.

Landschaftstherapeutischer Pfad

Die WP-“Waldretter“-Fläche ist nicht nur eine Passage auf dem Rothaarsteig, über sie verläuft auch ein Teil des Landschaftstherapeutischen Pfades. Diesen Rundweg hat die Stadt Brilon im Rahmen der „Regionale 2013“ im und rund um den Kurpark angelegt.

Auf 13 Stationen will der Weg Stimmungen inszenieren und bei den Wanderern Emotionen auslösen. Doch ohne den Wald fehlt dem „Feenkranz“, der „Dichterlichtung“ und der „Wegespinne“ der Mythos.

„Die emotionale Bindung der Menschen zum Wald ist hoch“, sagt Rüdiger Strenger, Geschäftsführer der Brilon Wirtschaft und Tourismus (BWT). Das gilt nicht nur für die, die hier leben, sondern auch für viele Gäste. Egal, ob sie beim Wandern die neuen Fernsichten wirken lassen, beim Waldbaden im Bürgerwald am Kyrilltor in sich gehen oder in der Kleinen Schweiz innehalten.

Wir laden Sie, liebe Leserinnen und Leser, ein, diesem Sauerländer Seelenort seine Seele zurückzugeben - und unserer tut das sich auch gut.

Mitmachen und Waldretter werden

Um die von Borkenkäfer und Windwurf zerstörten Flächen in Südwestfalen wieder zu bewalden, braucht es nach Schätzung des Regionalforstamtes Wald und Holz etwa 100 Millionen neue Bäume. Ein großer Teil davon kann durch natürliche Erneuerung entstehen. Um aber klima-resistente Forste zu schaffen, brauchen wir Mischwälder, die Trockenheit, Stürmen und Schädlingsbefall widerstehen können.

Mit der Aktion „Waldretter“ will unsere Zeitung einen Beitrag leisten, um dieses Ziel zu erreichen. Wie wichtig das Thema ist, verdeutlicht diese Zahl: 26,9 Prozent der NRW-Fläche (oder 915.800 Hektar) besteht aus Wald. In unserer Region ist der Anteil noch größer.

Unsere Zeitung beteiligt sich auch finanziell an der Aktion. Für jeden neuen Leser pflanzen wir einen Baum in der Region. Der Verlag hat zugesagt, mindestens 1500 Bäume zu spenden. Für Leser, die einen neuen Leser werben, gibt es ein besonderes Angebot unter aufforsten

Wir laden alle ein, sich an der Wiederaufforstung von Südwestfalen zu beteiligen und selbst Waldretter zu werden. Das geht auf diverse Art und Weise:

Eine Baumspende ist ab einem Betrag von 5 Euro möglich. Dafür wird die Fläche gerodet und hergerichtet, ein Setzling gepflanzt und gepflegt. Und weil nicht jedes Bäumchen angeht, wird bei Bedarf noch mal nachgepflanzt. Ab einem Betrag von 50 Euro, also ab 10 Baumspenden, wird auf Wunsch eine Spendenquittung ausgestellt. Natürlich wählt jeder Spender selbst aus, in welchem Bereich zwischen Hagen und Siegen, Brilon und Schwelm das Bäumchen gepflanzt werden soll. Denn Wälder machen am meisten Spaß, wenn sie vor der Haustür liegen. Hier geht’s zur Spende: waldretter

Baumpate werden: Da die Wiederaufforstung eine Generationenaufgabe ist, kann man auch Baumpate werden. Für monatlich 10 Euro wird der Spender Pate einer 50 Quadratmeter großen Waldfläche, um für eine kontinuierliche Wiederaufforstung zu sorgen. Wer 19 Euro monatlich spenden möchte, wird Pate von 100 Quadratmetern Mischwald. Details: waldlokal.com/waldretter-projekt

Direktspenden sind möglich an: WaldLokal gGmbh; IBAN: DE79 4145 0075 0000 0283 57; Verwendungszweck: Waldretter/ und Ort der Aufforstung.

Die Partner des Waldretter-Projektes sind: Waldlokal gGmbH, Wald und Holz NRW, Regionalverband Ruhr Grün, Wirtschaftsbetrieb Hagen sowie die örtlichen Forstämter in der Region.

Auf unserer Internetseite waldretter haben wir auch einen Baumzähler installiert. Auf diese Weise können Sie den Fortschritt der Aktion in regelmäßigen Abständen verfolgen.