Marsberg. Die Stadtsparkasse Marsberg fusionierte in 2003 mit der Sparkasse Paderborn. Ab September schließt sie weitere Filialen. Das sagen die Bürger.

Die Sparkasse Paderborn-Detmold verdünnt ihre Filialstruktur. Wie berichtet, wird es in Marsberg zukünftig neben der Innenstadtfiliale nur noch eine Selbstbedienungsfiliale in Bredelar geben. Das sorgt für Überraschung in der Bevölkerung.

Die Filialen in Giershagen und Westheim hingegen werden geschlossen. Mit der Umsetzung soll ab dem 1. September begonnen werden. In 2003 fusionierte die StadtsparkasseMarsberg mit der damaligen Sparkasse Paderborn. Die Sparkasse Paderborn/Detmold sagt von sich selber, dass sie die größte Sparkasse in OWL sei und weiter in 19 Kommunen mit insgesamt 60 Standorten in der Region vertreten sei. Die aktuell 57 mit Personalberatern besetzten Filialen werden auf zukünftig 35 Filialen reduziert. Gleichzeitig werden die 18 Selbstbedienungsfilialen (SB-Filialen) auf 27 erhöht.

Veränderte Kundengewohnheiten in Marsberg

Die Filialschließungen begründet das Geldinstitut als Reaktion auf veränderte Nutzungsgewohnheiten, wie Online-Banking. Viele Kunden würden die Sparkassenapp nutzen oder ließen sich per Telefon oder Video beraten.

Dass die Sparkassenfiliale in Westheim geschlossen wird, kommt für Westheims Ortsbürgermeister Franz-Josef Weiffen „überraschend und ist natürlich alles andere als schön“, wie er auf Nachfrage der WP sagt. „Gerade auch für die älteren Menschen, die nicht mobil sind und mal eben nach Marsberg fahren können, um sich in der Sparkasse mit Bargeld zu versorgen.“ Von Seiten der Sparkasse habe man ihm auf immer wieder gestellte Nachfragen, ob denn die Filiale in Westheim in Zukunft Bestand habe, versichert, es würde rechtzeitig bekanntgegeben, wenn sich eine Veränderung abzeichne, so Weiffen „enttäuscht darüber, dass sich diese Situation jetzt so plötzlich“ auftue.

„Bemüht Lösungen zu finden“

„Wir sind natürlich bemüht, Lösungen zu finden“, sagt Oliver Bekiersch, Pressesprecher der Sparkasse Paderborn/Detmold, ebenfalls auf Nachfrage der WP. Der Verwaltungsrat de Sparkasse habe gerade erst in seiner Sitzung am 23. Juni, den einstimmigen Beschluss gefasst, Veränderungen im Filialnetz vorzunehmen. Es wäre ja auch möglich, einen Geldautomaten in jedwedem Geschäft in Westheim oder Giershagen aufzustellen. Oder den Sparkassenkunden anzubieten, in der Volksbankfiliale in Westheim den Geldautomaten nutzen zu können.

Eine solche Kooperation zwischen den beiden Marsberger Geldinstituten gibt es bereits in Meerhof. Dort können die Kunden der Sparkasse Paderborn/Detmold seit 2018 auf den Geldausgabeautomaten der Volksbank zurückgreifen. Die Volksbank Marsberg schloss ihre Filiale in Giershagen zum 1. Januar 2018. Damit die Kunden auch weiterhin im Ort ihr Geld abheben konnten, durften sie laut Kooperation der beiden Geldinstitute ihre Bargeld am Geldautomaten der Sparkasse in Giershagen abheben.

„Fusion damals wie heute richtig“

Das wäre mit der Schließung der Filiale vorbei. „Wie soll es dann weitergehen?“, fragt sich nicht nur Reinhard Schandelle aus Giershagen. In seine Amtszeit als Bürgermeister der Stadt Marsberg fiel die Fusion der damaligen Stadtsparkasse Marsberg mit Paderborn, die nicht nur positiv gesehen wurde. Viele Bürger machten ihm damals den Vorwurf, die Stadtsparkasse verscherbelt zu haben. „Das war und ist natürlich Unsinn“, sagt Reinhard Schandelle heute wie gestern. Zum damaligen Zeitpunkt sei die Fusion genau richtig gewesen, wie sich auch in der Folgezeit herausgestellt hätte. „Mit der Schließung der Filialen hat das heute gar nichts mehr zu tun“, sagt er.

Aus Sicht der Sparkasse sei deren Handeln nachvollziehen. Dennoch schränkt er ein: „Ich halte es natürlich nicht für gut, dass die Filiale in Giershagen geschlossen wird.“ Auch im Sinne der älteren Menschen. Damit geht er Konform mit dem Westheimer Ortsbürgermeister Weiffen. Auch in Sachen Fusion. Weiffen hält die Fusion vor 18 Jahren heute noch für richtig, wie er sagt. „Es war ein einstimmiger Ratsbeschluss damals.“

Diskussion auf Facebook

In den sozialen Netzwerken fällt die Schließung der Filialen in Giershagen und Westheim jedoch auf pures Unverständnis. „Verstehe nicht, warum die Filiale in Giershagen geschlossen wird. Da geht alles hin. Leitmar, Borntosten, Udorf usw. Haben vor einigen Jahren die Sparkasse für teuer Geld umgebaut und jetzt machen sie zu. Hab ich mir nach Corona schon gedacht.“ Der Poster fragt sich, warum Bredelar nicht auch gänzlich geschlossen werde. „Da ist viel weniger los als in Giershagen.“

Da helfe nur, zur Volksbank der Waldecker Bank zu wechseln, empfiehlt eine andere Nutzerin. Für sie sei das Thema Sparkasse schon länger erledigt. „Unterm Strich verstehe ich nicht, warum man nicht einfach sagt: die Dinger sind zu teuer, wir müssen sparen. Dann würde es keine Diskussion geben“, so ein anderer.

Spektakulärer Überfall der Sparkasse in Westheim

Die Sparkassenfiliale in Westheim wurde 2009 spektakulär überfallen. Maskierte und mit einer Pistole bewaffnete Männer bedrohten fünf Kunden und vier Angestellte und verlangten die Herausgabe von Bargeld. Ein Bankkunde wurde durch den Schlag mit der Pistole von einem Täter leicht verletzt.

Die Polizei hatte den Überfall einer überregional agierenden Bande aus Mecklenburg-Vorpommern und Berlin zugeschrieben. Die beiden Täter (31 und 55 Jahre) wurden vor Gericht in Stralsund verurteilt.

Der 55-jährigen Haupttäter gab zu, die Westheimer Sparkassenfiliale zusammen mit zwei Komplizen überfallen zu haben. Damit nichts schief ging, wurde die Umgebung der Bank durch vier weitere Mittäter verpostet.

Der 55-Jährige gab ebenfalls den Banküberfall im Juli 2008 in Usseln zu, wo er mit einem Komplizen über 120.000 Euro erbeutet hatte. Damals wurde das Tatfahrzeug auf dem Parkplatz des Briloner Krankenhauses aufgefunden. Auch gab der 55-Jährige vor Gericht zu, nach einem Überfall in Thüringen die Leiche eines 54-jährigen Mittäters im Grimnitzsee bei Joachimstal versenkt zu haben. Der Räuber war bei dem Überfall zusammengebrochen und verstorben.