Brilon/Olsberg. Die Sparkasse im Hochsauerland kündigt einen weiteren Filial- und SB-Abbau im Raum Brilon/Olsberg an. Ein Ortsvorsteher spricht über die Folgen.

Lukas Wittmann tut es für die ältere Generation leid: „Die holen sich dort Geld ab und gehen dann auf die andere Straßenseite in den Dorfladen zum Einkaufen oder Kaffee trinken.“ Dem Ortsvorsteher von Scharfenberg ging es nahe, als er vor Ostern von der Entscheidung der Sparkasse Hochsauerland erfuhr, das SB-Center in der Unteren Straße zum 30. September zu schließen. Überrascht hat den für den Lippstädter Autozulieferer Hella weltweit unterwegs gewesenen leitenden Angestellten das Ende allerdings nicht. Anderswo sei es längst gang und gäbe, selbst für Kleinstbeträge die Karte zu benutzen. Wie bei einem Aufenthalt in Kopenhagen, wo sich jemand „sogar das Eis an der Eisdiele“ per Karte schmecken ließ. Das ist im Dorfladen nicht möglich: Dort gibt es kein EC-Cash-Lesegerät.

Institutsübergreifende Kooperationen

Keine Frage: Seit einem Jahr beschleunigt die Corona-Pandemie den Trend zum bargeldlosen Bezahlen. Die Niedrigzinsphase und die Zunahme digitaler Beratungsangebote stellen die Banken vor weitere Herausforderungen. Die Sparkasse Hochsauerland reagiert darauf mit folgenden Veränderungen:

Neben dem SB-Center Scharfenberg werden auch das SB-Center Antfeld und der Geldautomat am Oversum in Winterberg zum 30. September aufgegeben. Die beiden mitarbeiterbesetzten Filialen Alme und Züschen werden zum gleichen Termin in SB-Center umgewandelt.

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Die beiden Filialen in Olsberg (Hauptstraße und Bahnhofstraße) werden zum 30. November am Standort Hauptstraße zu einem Beratungs-Center zusammengefasst.

Die SB-Center Nuttlar (an der Straße nach Kallenhard) und Ostwig (Nähe Hotel Nieder) werden auf einem neuen SB-Standort am Rewe-Markt in Bestwig zusammengefasst. Damit unterhält die Sparkasse Hochsauerland künftig drei Filialen, sechs Beratungs-Center und elf Geldautomaten. Zum Vergleich: 2010 waren es noch 21 Geschäftsstellen, fünf SB-Filialen und 39 Geldautomaten.

In Scharfenberg hatte selbst die Kooperation mit der Volksbank Brilon--Büren-Salzkotten, deren Kunden sich nach Aufgabe der eigenen Filiale in der Mittelstraße wenigstens mit Bargeld versorgen konnten, angesichts der geringen Anzahl an Transaktionen eine „betriebswirtschaftlich sinnvolle Weiterführung“ des SB-Centers nicht länger möglich gemacht, heißt es in einer Pressemitteilung der Sparkasse. Da sind auch die Sparkassenkunden aus Altenbüren, die - wie Ortsvorsteher Wittmann sagt - bei der Fahrt durch Scharfenberg kurz zum Geldabholen angehalten haben, nicht ins Gewicht gefallen. „Die Entscheidungen sind mit Augenmaß getroffen worden und berücksichtigen die Anforderungen unserer Kunden“, so der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Hochsauerland, Ingo Ritter.

Brilon Sparkasse
Brilon Sparkasse © Manuela Nossutta / Funkegrafik NRW | Manuela Nossutta / Funkegrafik NRW

Kooperationen wie in Scharfenberg unterhält die Sparkasse Hochsauerland mit der Voba BBS noch in Hoppecke und Madfeld, zudem im Altkreis Brilon mit der Voba Bigge-Lenne in Oberschledorn und Züschen und in Bigge mit der Voba BBS und der Voba Sauerland.

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Während viele Kreditinstitute den Weg der reinen Kostendeckung gingen, stehe bei der Sparkasse die Optimierung des Filialnetzes und der Ausbau der digitalen Services im Vordergrund. Das Kunden-Service-Center könne wochentags von 8 bis 19 Uhr fast alle Aufträge und Anfragen per Telefon abwickeln. Unter der Rufnummer 02961 7930 würden die Aufträge an die jeweils zuständigen Mitarbeiter weitergeleitet. Dieses Center ergänze die Internetfiliale, die ebenfalls ständig weiterentwickelt werde. Mittlerweile würden mehr als 65 Prozent der Kunden diesen Weg nehmen, teilt die Sparkasse mit.

EC-Cash für den Dorfladen

In den verbliebenen sechs Beratungs-Centern, so Vorstandsmitglied Ulrich Dolle, bündele die Sparkasse ihre Kräfte und ihre Kompetenzen. Dort sollen die Kunden auch weiterhin von ihren vertrauten Beratern betreut werden.

Für Scharfenbergs Ortsvorsteher Lukas Wittmann ist es nun wichtig, dass im Dorfladen alsbald das bargeldlose Bezahlen ermöglicht wird. Damit dort auch künftig die älteren Einwohner einkaufen und Kaffee trinken kann: „Diese Generation tut sich noch schwer damit. Dabei hat sie die Banken ja mit groß gemacht.“ Das hat die Sparkasse Hochsauerland jedenfalls nicht vergessen. Und sie hat verstanden: Mit dem Lesegerät läuft bereits was...