Brilon. Durch den Lockdown hat sich die Personaldecke in der Gastronomie ausgedünnt. Das hat spürbare Folgen für die Betriebe im Hochsauerlandkreis.

Hinter der Gastronomie liegen schwere Zeiten. Zwar ist das befürchtete große Restaurant-, Bar-und Clubsterben bisher ausgeblieben, doch mit Wiedereröffnung nach dem mehr als halbjährigen Lockdown offenbaren sich bereits vermutete Probleme: Der Gastronomie fehlen die Mitarbeiter. Im Hochsauerlandkreis ist das nicht anders – was auch zu spürbaren Folgen für die Gäste führt.

Zugegebenermaßen bringt eine Beschäftigung in der Gastronomie einige Besonderheiten mit sich. Arbeiten, wenn es sich andere gut gehen lassen, oft auch am Wochenende und bis spät in die Nacht. Immer wieder einmal anspruchsvolle Kunden und in vielen Betrieben auch keine übermäßig gute Bezahlung. „Trotzdem kann es ein netter Nebenverdienst sein“, sagt Laura van Soest, Betreiberin des Restaurant van Soest am Waldfreibad in Gudenhagen.

Allein im HSK fehlen 1000 Mitarbeiter

Van Soest kennt die Probleme der Branche in diesen Tagen nur zu gut. Zwei Aushilfen hat sie im Laufe der Pandemie verloren, Ersatz hat sie bisher keinen gefunden. Dass sich das nun in den nächsten Tagen und Wochen ändern könnte, glaubt sie nicht. „Es wird nicht einfacher, zumal wir keine Gewissheit haben, ob jetzt alles so bleibt, wie es derzeit ist“, sagt sie. Und so bleibt eine Menge Arbeit an ihr und den anderen Mitarbeitern hängen.

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Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat in einer eigenen Erhebung den aktuellen Zustand der Gastronomie im Hochsauerlandkreis zusammengefasst. Innerhalb des Jahres 2020 hat die Branche rund 1000 Kräfte in der Küche, im Service oder in den Hotels an andere Berufe verloren. Das entspricht laut NGG einem Siebtel der gesamt im Gastgewerbe tätigen Personen.

Spürbare Folgen

Die Gründe dafür sind offensichtlich. Die eigentlich als krisenfest geltende Branche kam durch die Corona-Pandemie ins Schlittern. Im März 2020 mussten die Betriebe für neun, ab November für 29 Wochen schließen. In dieser Zeit haben sich viele, vornehmlich junge Aushilfskräfte, umorientiert – unter anderem auch, weil sie in dieser Phase auch Geld verdienen wollten und mussten. „Die bleiben dann auch da“, sagt Andreas Piorek vom Jägerhof in Brilon.

Laura van Soest sind ebenfalls die Mitarbeiter weggelaufen. Sie glaubt auch nicht daran, dass sie kurzfristig Ersatz finden wird.
Laura van Soest sind ebenfalls die Mitarbeiter weggelaufen. Sie glaubt auch nicht daran, dass sie kurzfristig Ersatz finden wird. © WP | Jana Naima Schopper

Der Inhaber der Gaststätte am Marktplatz in Brilon muss wie Laura van Soest seit Wiedereröffnung mit zwei Aushilfen weniger auskommen. Die Folgen sind für ihn einschneidend. „Wir haben deswegen einen Ruhetag eingeführt, den es üblicherweise bei uns im Sommer nicht gibt“, sagt Piorek. Er könne aufgrund des aktuellen Mitarbeitermangels für seine verbliebenen Mitarbeiter nicht verantworten, die ursprünglichen Öffnungszeiten aufrecht zu erhalten. „Ich mache das nicht, weil ich die Füße hochlegen will“, sagt er. Durch die fehlenden Einnahmen an vier Tagen im Monat muss Piorek nach eigener Aussage auf knapp 10.000 Euro Umsatz verzichten.

Gutes Personal gibt es nicht beim Amt

Um an neues Personal zu kommen, machen Gastronomen jetzt Werbung. „Wir sprechen gezielt junge Gäste an, ob sie sich vorstellen könnten bei uns zu arbeiten“, sagt Andreas Piorek. Zudem postet er in den sozialen Medien, schaltet Anzeigen bei eBay. Bisher erfolglos. Ähnlich wenig ertragreich sind für Piorek vom Arbeitsamt vermittelte Personen. „Wer seinen Beruf in unserer Branche gut macht, ist nicht beim Amt gemeldet“, sagt er.

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Gutes Personal ist derzeit akute Mangelware in der Gastronomie. Dabei haben sich die Umstände durch die Pandemie seit der Wiedereröffnung ein wenig verändert, wie Laura van Soest berichtet. „Die Gäste sind spendabler geworden beim Trinkgeld, unsere Arbeit wird ein wenig mehr wertgeschätzt.“ Ein Eindruck, den Andreas Piorek bestätigen kann. „Viele bringen mehr Geduld mit, weil sie durch die Medien wissen, unter welchen Bedingungen wir aktuell arbeiten“, sagt er.