Brilon. Die Leute standen für die Karten Schlange. Zehn Jahre später gibt es eine Neuauflage des Briloner Krimi-Klamauks: Der weiße Wolfgang kehrt zurück
Krimi-Klamauk
Ob „Lord Poldebird von Pommeroy“ der Schottenrock noch passt? Und ob er unten drunter wieder getigert trägt? „Der weiße Wolfgang vom Rösselsee“ kehrt zurück. Vor zehn Jahren hat die Theatergruppe „Maulaffenfeil“ das Stück aus der Feder der beiden Briloner Stefan Scharfenbaum und Matthias Kappe fünfmal vor ausverkauftem Kolpinghaus gespielt. Unabhängig von dem Theaterverein raufen sich alle Akteure von damals nun noch einmal zusammen. Es gibt ein Wiedersehen mit dem „Schief-Inspektor“, „Harry Schmierläpp“ oder „Miss Mini Pony“.
Sag eigentlich niemals nie
Eigentlich sollte man nie „eigentlich“ und schon gar nicht „nie“ sagen. Denn eigentlich wollte Matthias Kappe nicht nochmal auf die Bühne zurückkehren. „Es war schön, und nun ist gut“, hatte der 48-jährige Fachmann für Küchenplanung damals gesagt. Aber kurz vor Weihnachten 2020 überkam ihn ein Hauch von Nostalgie. „Auf einmal habe ich unser Textbuch in den Händen gehabt und musste schmunzeln.“ Spontan griff Kappe zum Telefon und rief Stefan Scharfenbaum an. „Du, halt mich nicht für verrückt. Aber wollen wir den ,Weißen Wolfgang` zum 10-Jährigen nicht noch einmal spielen? Ich hätte richtig Bock.“ Immer wieder ist die Truppe von Leuten angesprochen worden, ob sie den mehr als dreistündigen Krimi-Klamauk nicht nochmal auf die Bühne bringen wollten. „Matthias hat bei mir offene Türen eingerannt. Lange überlegen musste ich nicht. Aber für uns war von vornherein klar: Wenn wir das noch mal spielen, dann nur komplett so wie damals in der Originalbesetzung. Alle waren derart authentisch; daran kann man nichts ändern oder neu machen“, sagt der 49-jährige Spielwareneinzelhändler Scharfenbaum. Nach und nach riefen die beiden die Mitstreiter von damals an. Keiner brauchte länger als einen Tag um „Ja!“ zu sagen. Und so kommt es nun im Februar und März 2022 viermal zum Klamauk im Edgar-Wallace-Stil: Der weiße Wolfgang vom Rösselsee, 2.0
Das ist die Story
„Die Story ist eher nebensächlich. Die ganze Geschichte steht und fällt mit den völlig überzeichneten Figuren, Wortspielereien, Anlehnungen an die guten alten schwarz-weiß Krimis der 60-er Jahre, Lokalkolorit und mit starken Dialogen („Was meinen Sie, ob wir My Ladys Cellulitis bei der Versicherung als kapitalen Hagelschaden melden können?“ oder „Darling, habe ich zu wenig Busen in dem Kleid? Nö, zwei Stück sind schon o.k.!“. So lautet ein Auszug aus der WP-Theaterkritik von 2011.
Die Geschichte ist kompliziert und daher gar nicht mal so schnell erzählt. Trotzdem: Lord und Lady von Pommeroy auf Blackwhite Castle sind jahrelang erfolgreich in der Herstellung Elektrischer Stühle. Doch als in good old England künftig nur noch ohne Stuhl gehenkt werden soll, stehen beide vor dem wirtschaftlichen Ruin. Um in Ehren aus dem Diesseits zu scheiden, heuern sie einen Auftragskiller an. Nur zu dumm, dass sich die wirtschaftliche Lage zwischenzeitlich überraschend bessert und der Killerauftrag nicht storniert werden kann...
Die Geschichte besteht nicht nur aus der Handlung auf der Bühne, sondern auch aus professionell-gemachten Film-Einspielern in Schwarz-Weiß. „Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir damals den alten Ford von Wittelers hatten und am Schloss in Brunskappel gedreht haben“, sagt Matthias Kappe. Außerdem kommen Propst Dr. Reinhard Richter, der damalige Bürgermeister Franz Schrewe, Küchenchef Andreas „Pio“ Piorek und Schützenmajor Hans-Werner Beule mit englischen Rosshaar-Perücken auf dem Kopf in kleinen Szenen zu Wort. „All das bleibt so, wir drehen nichts neu. Das macht ja gerade den Charme aus“, sagen die beiden unisono.
Die Karten gibt’s ab November, gespielt wird erst 2022 und trotzdem haben die Proben schon begonnen. Um den Elan der ersten Euphorie zu nutzen, gab es gleich nach Weihnachten eine erste Text-Probe via Zoom. Und jetzt war sogar ein erstes Meeting möglich. „Wir haben uns bei dem Treffen wirklich schrott gelacht. Ich war erstaunt, wie viele Passagen noch sitzen. Ich habe aber auch jede Menge Respekt vor der unglaublichen Textmenge, die da oben rein muss“, sagt Kappe und klopft an seine Stirn. Beide wissen, eigentlich ist noch viel Zeit bis zur Premiere. „Aber wir sind richtig verrückt danach. Es hat nichts mit Anstrengung oder Stress zu tun; wir machen das aus Spaß“, so Scharfenbaum.
Ganz zum Vergnügen spielen die Briloner nicht, denn der gesamte Erlös aus den verkauften Eintrittskarten soll in jedem Fall für gute Zwecke in Brilon sein. „Unser Motto beim Schauspielen ist ja auch von Brilonern für Briloner – das gilt auch für den Spendenerlös und natürlich sind da auch die Dörfer mit gemeint“, sagt Stefan Scharfenbaum.
Ob der Run auf die Karten ähnlich sein wird wie beim „Weißen Wolfgang“ 2011? Kappe ist sehr skeptisch: „Hoffentlich kommt überhaupt jemand “ Aber Skepsis und Sorgenfalten gehören auch zu seiner Rolle. Wie lautete doch gleich die Anfrage an den Killer: Uns plagen große Sorgen, deshalb bitten wir sie, uns zu ermorden – aber bitte Flecken auf den Teppichen vermeiden“.