Brilon.
Aus einer Schnapsidee ist eine kleine Bürgerbewegung geworden. Eigentlich wollten ein paar junge Leute nur etwas Theater spielen und den Erlös spenden. Mittlerweile hat die Briloner Gruppe „Maul-Affen-Feil“ 22 500 Euro für wohltätige Zwecke eingespielt. Die vierte Inszenierung steht an. Vielversprechender Titel: „Der weiße Wolfgang vom Rösslsee“.
Frage: Warum jetzt schon auf ein Stück hinweisen, das erst am 18.,20., 25. und 26. November im Kolpinghaus gespielt wird? Antwort: Weil man sonst keine Karten mehr bekommt. Als „Maul-Affen-Feil“ 2008 zum ersten Mal auf die Bühnnenbretter krabbelten, wollten die Akteure in der gemütlichen Atmosphäre der Briloner „Lok“ auftreten. „Wir waren von 80 Zuschauern ausgegangen. Dass das Kolpinghaus mit 370 Plätzen dreimal ausverkauft sein würde, konnte niemand ahnen“, erinnert sich Stefan Scharfenbaum, der mit Matthias Kappe den Kopf des Ensembles bildet.
22 500 Euro gespendet
Der Erfolg der Briloner hat mehrere Väter: Es macht Spaß, Menschen auf der Bühne zu sehen, die man sonst nur aus anderem Umfeld kennt. Und: Die Idee, den Erlös aus den Veranstaltungen z.B. krebskranken Kindern zu stiften, löste eine Welle der Hilfsbereitschaft aus. „Wer kann uns die Wände für Kulissen tapezieren? Habt ihr einen roten Teppich? Wir müssten noch Türen und Fenster haben. Ich mach euch die Schnittchen, wir bezahlen die Saalmiete - egal, wo wir anfragten: Jeder war sofort bereit, uns zu helfen“, ist Matthias Kappe begeistert.
In diesem Jahr hat das Ensemble der Ehrgeiz ganz besonders gepackt: Es gibt ein eigenes Stück. Was bringt einen 39-jährigen Spielwareneinzelhändler und einen 38-jährigen Fachmann für Küchenplanungen dazu, sich als Theaterautoren zu versuchen? „Der Titel stand zu Anfang fest, obwohl er nichts mit dem Stück zu tun hat. Wir wollen etwas Englisches machen. Landadel, Schloss, Edgar-Wallace-Stimmung und schwarzer Humor“, beschreiben beide ihre Motivation. Wochenlang suchten sie nach dem roten Faden, dann entwickelte sich die rabenschwarze Story fast von selbst:
Lord und Lady von Pommeroy auf Blackwhite Castle sind jahrelang erfolgreich in der Herstellung Elektrischer Stühle. Doch als in good old England künftig nur noch ohne Stuhl gehenkt werden soll, stehen beide vor dem wirtschaftlichen Ruin. Um in Ehren aus dem Diesseits zu scheiden, heuern sie einen Auftragskiller an. Nur zu dumm, dass sich die wirtschaftliche Lage zwischenzeitlich überraschend bessert und der Killerauftrag nicht storniert werden kann...
„Oh ja, das wird zum Piepen“, freut sich Matthias Kappe, während sein Co-Autor die verworrene Handlung erzählt. Gruseln muss sich niemand, es soll einfach nur lustig und unterhaltsam werden, versprechen die beiden. Sieben Leute werden auf der Bühne stehen, zig andere helfen hinter den Kulissen. Und dann mischen noch einige Promis mit, die in Brilon jeder kennt. Auf der Bühne stehen werden sie nicht. Aber trotzdem sind sie irgendwie anwesend. Sorry, mehr wird nicht verraten, sonst droht vermutlich der Elektrische Stuhl...
Am 14. Juli, 18 bis 20 Uhr (erster Abend des Briloner Musiksommers) beginnt am Spielwarenladen „Die Schatzkiste“ der Vorverkauf mit Platzreservierungen. Danach gibt es die Karten dort zu den regulären Geschäftszeiten. Aber aufgepasst - und da kann man nur Maulaffen feil halten: Im vergangenen Jahr waren schon am ersten Abend 1000 von 1600 Karten futsch.