Brilon. Corona hat zwar das 100-Jahr-Jubiläum der ABB in Brilon bisher verhindert, nicht aber die Expansionspläne. Die Firma kauft hinzu. Die Fakten:

Für Bürgermeister Dr. Christof Bartsch ist es „ein deutliches Bekenntnis zum Standort“: Die ABB will sich mittelfristig erweitern. Die Stadt Brilon stellt dazu dem Unternehmen eine angrenzende Gewerbefläche von rund 5200 Quadratmeter zur Verfügung. Konkrete Pläne gebe es derzeit aber noch nicht, so Unternehmenssprecher Alexander Sonneck von der Hitachi ABB Power Grids, wie das Briloner Traditionsunternehmen mittlerweile heißt. Seit fast auf den Tag genau einem Jahr befindet sich das Briloner Werk unter dem Dach des japanisch-schweizerischem Joint-Ventures. Zum 1. Juli 2020 hatte der ABB-Konzern 80,1 Prozent seiner Aktien der Hitachi-Gruppe übertragen.

Produktions- und Logistikprozesse optimieren

Der jetzige Flächenzukauf, so Bürgermeister Dr. Bartsch auf Anfrage der WP weiter, sei schon länger geplant gewesen und diene der Arrondierung des Betriebsgeländes „mit dem Ziel der Optimierung der Produktions- und Logistikprozesse.“

2010 war das Werk aus dem Bremecketal an die Keffelker Straße gezogen. Das dortige rund 29.500 Quadratmeter große Firmenareal befindet sich in Besitz einer in Singapur ansässigen, international tätigen Immobilien-Gesellschaft. An die, so Unternehmens-Sprecher Sonneck weiter, habe man die Firmenwünsche herangetragen.

High Tech made im Hochsauerland: Bei der InnoTrans in Berlin stellte das Briloner ABB-Werk 2018 den neuen Resbloc Rail-Transformator vor. Er wird auf Zügen montiert.
High Tech made im Hochsauerland: Bei der InnoTrans in Berlin stellte das Briloner ABB-Werk 2018 den neuen Resbloc Rail-Transformator vor. Er wird auf Zügen montiert. © Unternehmen

Der Bedarf an weiteren Flächen ist für Helmut Kreutzmann, 1. Bevollmächtigter der IG Metall in Olsberg, ein außerordentlich positives Zeichen. Derzeit sind rund 170 Mitarbeiter in der Keffelke beschäftigt. 2015 hatte die wettbewerbsbedingte Auslagerung von Teilen der Produktion ins polnische Lodz Sorgen ausgelöst.

Das jetzt an den Trust in Singapur veräußerte Gewerbegrundstück war das letzte aus städtischem Besitz in diesem Bereich. Zwar weist der Bebauungsplan daneben noch einen etwa 30 Meter breiten, insgesamt rund 4300 Quadratmeter großen Streifen für die gewerbliche Nutzung aus, doch befindet sich der wie die bis zur B7 angrenzende, etwa 15.000 Quadratmeter große landwirtschaftliche Fläche in privater Hand.

Mit Grubenlampen fing alles an

Das Transformatorenwerk gehört zu den traditionsreichsten Unternehmen der Region. Es wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Es werde derzeit überlegt, so Unternehmenssprecher Sonneck, wie man dieses Jubiläum bei einer weiterhin positiven Entwicklung der Pandemie doch noch in angemessenem Rahmen mit den Mitarbeitern und Kunden feiern könne.

Resiblocs wiegen bis zu 80 Tonnen

1974 stellte das Briloner Werk den Resibloc-Transformator vor.

Dabei handelt es sich um den ersten Trockentransformator, der das bis dahin zur Kühlung eingesetzte Öl überflüssig machte.

Resiblocs bestehen aus mit Glasfaser verstärktem Epoxidharz, das ihnen eine extrem hohe Riss- und Kurzschlussfestigkeit verleiht; sie werden in Größen von einer bis etwa 80 Tonnen Gewicht hergestellt.

Im Einsatz sind sie in besonders sensiblen Bereichen wie Bohrinseln, auf Kreuzfahrtschiffen, der Bahn oder - wie in dem Burj Khalifa in Dubai - in Wolkenkratzern.

Seine Wurzeln hat das Hightech-Unternehmen in den Dominit-Werken, einem Betrieb zur Herstellung von Grubenlampen. Das wurde am 15. Mai 1921 im Bremecketal bei Hoppecke gegründet. Später kam die Montage von Kleintransformatoren hinzu. In den frühen 40er Jahren übernahm die Akkumulatoren-Fabrik AG in Hagen das Unternehmen und startete die Herstellung von Hochspannungs-Transformatoren.

Unter dem Dach des schwedischen Elektrotechnik-Konzerns Asea erreichte das Werk im Sauerland ab 1972 ein neues technologisches Level. 1988 fusionierte Asea mit dem Schweizer BBC-Konzern, seitdem gehört das Briloner Werk zur ABB.

Bürgermeister Dr. Bartsch: „Verlässlicher Partner“

Bürgermeister Dr. Bartsch: „ABB ist seit Jahrzehnten ein wichtiger Bestandteil des Wirtschaftsstandorts Brilon: als Arbeitgeber, als Produzent von Trockentransformatoren, die von Brilon in die ganze Welt gehen, und als verlässlicher Partner der Stadt in vielen Belangen.“

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„Ausgezeichnete Produkte entstehen nicht von allein“, sagt Tobias Aßhauer, Head of Product Marketing des Unternehmens. Er ist von dem Werk in Brilon und den hier hergestellten Transformatoren überzeugt, denn hier seien viele Mitarbeiter tätig, die „schon seit Jahrzehnten ihr Know-How und ihre Erfahrung in der Produktion von Trockentransformator-Lösungen einbringen.“ Deren „klare Sicht auf die Bedürfnisse unserer Kunden“, so auch Standortleiter Kay Kruse, helfe, das Portfolio weiter zu entwickeln.

Mit der Erweiterung des Werks und Veränderungen in der Produktion werde der Standort „neue Maßstäbe hinsichtliche Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Produktivität, aber auch hinsichtlich der Arbeitsbedingungen setzen.“