Olsberg. Die Baustelle in der Innenstadt Olsberg war für die Geschäftsleute „härter als Corona“. Wieso nach dem Lockdown trotzdem nur Zuversicht herrscht.

Wildblumen wachsen am Straßenrand wie bunte Farbtupfer. Auf einer Bank sitzt ein Mann, lässt die Beine baumeln. Eine Frau schlendert mit ihrem Korb Richtung Marktstand. Autos halten vor den Zebra-Streifen, schlängeln sich durch die Kreisel. Parkplätze sind nirgends mehr frei. Für einen Vormittag in der Woche ist die Innenstadt in Olsberg belebt – und wirkt zuversichtlicher denn je. Seit die Innenstadt aufgrund des Zentrenkonzepts Bigge-Olsberg aufwendig umgebaut wurde wirkt Olsberg idyllischer denn je. Und was passt besser zu einem Zuversichts-Gefühl als ein vollkommen neuer Glanz für die Innenstadt?

Schwärmerei über die Innenstadt

In der Boutique „Outfit“ wird gerade am Look der Schaufensterpuppen gezupft. Ein letzter prüfender Blick, dann sitzt es. Im Modehaus Schlüter-Eickel steckt nahezu jede Mitarbeiterin im Kundengespräch. „Das passt auch sehr gut mit Ballerinas“, raunt es durch den Vorhang der Umkleidekabine. Im Kinderbekleidungsladen „Kleine Strolche“ steht Ute Hammer hinter der Theke. „Ja, die Kommunionkinder fallen dieses Jahr wirklich hinten über“, sagt sie im Plauderton. Die Kundin nickt. „Ist schon meine Großnichte, unglaublich, oder?“ Einige Minuten unterhalten sie sich, während Ute Hammer das Geschenkpapier zuklebt. Bei ihr im Laden ist es gemütlich. Zeit für einen Plausch hat sie immer. Auch über die Innenstadt, die sich so sehr verändert hat. „Man merkt, dass das den Ort total belebt. So viele Fußgänger, so bunt. Die Stadt ist seitdem wie verwandelt“, schwärmt sie. „Ein Unterschied wie Tag und Nacht.“ Ihr Laden liegt an dem Kreisel, Adresse Rutsche 1. Jetzt eine 1A-Lage, in die sie durch die Umbauten gerutscht ist. Der Kundenzuspruch sei seitdem definitiv gestiegen. Einfach war die Zeit mit der Baustelle aber nicht. „Die Baustelle war härter als Corona“, sagt Ute Hammer. „Manchmal war es kurz vor knapp.“ Sie lacht aber, erkennbar unter der FFP2-Maske. Denn aus dem Schwärmen kommt sie nicht mehr heraus.

Ute Hammer ist Inhaberin des Ladens „Kleine Strolche“, der Baby- und Kinderbekleidung verkauft.
Ute Hammer ist Inhaberin des Ladens „Kleine Strolche“, der Baby- und Kinderbekleidung verkauft. © WP | Jana Naima Schopper

„Ich finde es selbst total magisch mit dem Kneipp-Park. Ein Grünstreifen in der Stadt den Familien wirklich nutzen. Aus umliegenden Orten kommen viele Menschen hier her und ich empfehle ihnen immer, auch den Park zu benutzen. Es ist, als ob die Menschen uns hier auch neu entdecken. Besonders Großmütter, die waren noch nie hier aber versprechen, sie wollen sich meinen Laden merken. Die Gastronomen haben überall Tische aufgestellt. Die Bänke in der Stadt sind besetzt. Alles in der Innenstadt ist von vorne bis hinten durchdacht und gepflegt. Der Umsatz ist gestiegen. Ich hoffe, ich kann hier bis zur Rente bleiben. Ich gebe jedenfalls alles.“ Es ist eine Schwärmerei, die von Herzen kommt. Das merkt man Ute Hammer an. Unterbricht man sie nicht, könnte sie noch lange weiter die Innenstadt besingen. „Die Bepflanzung hier ist auch enorm. Extrem gepflegt, wer auch immer das tut. Das muss auch mal erwähnt werden“, fügt sie noch hinzu.

Lesen Sie auch:Corona-Regeln in Hessen und NRW – das sind die Unterschiede

Lesen Sie auch:Die Priorisierung in den Impfzentren ist ab Samstag Geschichte. Gibt es jetzt auch genug Impfstoff fürs HSK-Impfzentrum?

Auf dem Markt ein Schwätzchen halten

Die Straße heruntergeschlendert steht der Marktstand. Frisches Gemüse, Obst. Zwei Frauen mit Körben in der Hand stehen daneben, quatschen. „Ist eigentlich unüblich für mich, dass ich hier stehe und einkaufe. Aber seitdem die neue Innenstadt fertig ist, bin ich wirklich öfter hier“, sagt die eine. „Ich kaufe eigentlich nur hier, im Internet bestelle ich sehr selten. Hier ist es so schön geworden, ich bin seitdem die Innenstadt fertig ist fast noch öfter hier“, sagt die andere.

Durch das Impfzentrum merklich mehr Kunden

Über die Straße und um die Ecke liegt der Bastelladen Mikado, betrieben von Stefanie Brüschke. Ihr Laden liegt nur wenige Meter von der Olsberger Konzerthalle entfernt, in dem gerade tausendfach Corona-Impfungen verteilt werden.

Der Bastelladen „Mikado“ in Olsberg, betrieben von Stefanie Brüschke, merkt den Zustrom der Kunden durch das Impfzentrum in Olsberg deutlich.
Der Bastelladen „Mikado“ in Olsberg, betrieben von Stefanie Brüschke, merkt den Zustrom der Kunden durch das Impfzentrum in Olsberg deutlich. © WP | Jana Naima Schopper

„Durch das Impfzentrum haben wir merklich mehr Kunden, auch weil es im Hochsauerlandkreis nicht noch einmal so einen Bastelladen wie meinen gibt“, sagt Stefanie Brüschke. Viele nutzen den Tag der Impfung, um noch in Olsberg bummeln zu gehen. Kaufkraft, die aus dem ganzen Kreis nach Olsberg strömt. Umso besser, dass die Innenstadt sich jetzt von der besten Seite präsentieren kann. „Es hat sich zum Positiven gewandelt, allein wegen des Kneipp-Parks ist mehr in der Stadt los.“ Nur Parkplätze, die seien Mangelware seitdem das Impfzentrum in der Stadt ist.

Lesen Sie auch:Wil Weber eröffnet in Brilon seine Tapas-Bar mitten im Lockdown. Zwischendurch denkt er: „Was haben wir uns da angetan?“

Lesen Sie auch:Maskenpflicht – Was Grundschüler und Eltern aus Olsberg denken

Aus der Fremde nach Olsberg – und verliebt

Noch einmal die Straße überqueren. Miss Marple, auch so ein Laden mit Alleinstellungsmerkmal. Britisch angehaucht, schicke Deko. Anne Schulte-Holterhöfer hat das Geschäft vor einem Jahr übernommen.

Anne Schulte-Holterhöfer betreibt den Laden „Miss Marple“ in Olsberg.
Anne Schulte-Holterhöfer betreibt den Laden „Miss Marple“ in Olsberg. © WP | Jana Naima Schopper

Sie ist wegen der Liebe nach Olsberg gekommen. Kannte die Stadt nicht. Jetzt ist sie verliebt. „Ich find es total schön hier. Es ist gepflegt, liebevoll fertig gemacht und ansprechend für das Auge. Sowas kenne ich aus anderen Städten nicht.“ Auch ihre Freunde, die sie hier besuchen, sind überrascht, wie sauber und schön die Kleinstadt ist.