Brilon. Eine Studie stellt Homeschooling ein mieses Zeugnis aus. Sind die Folgen so fatal? Das sagt der Schulleiter am Gymnasium Petrinum in Brilon.

Als am Samstagabend die Schülerinnen und Schüler des Briloner Petrinum-Gymnasiums im Stadion ihre Abiturzeugnisse erhielten, war nicht mehr viel von dem Stress des gerade absolvierten Schuljahres zu merken. 76 junge Menschen freuten sich, ihre Schullaufbahn mit der Allgemeinen Hochschulreife abgeschlossen zu haben – und das unter nie dagewesenen Voraussetzungen. Trotz der Schwierigkeiten, die Fernunterricht, Homeschooling und nur kurze Präsenzphasen verursachten, fällt Schulleiter Johannes Droste ein überraschend positives Fazit.

Einer Studie des Goethe-Universität Frankfurt zufolge beurteilen Eltern die Lernerfolge ihrer Kinder im vergangenen Corona-Schuljahr negativ. „Die durchschnittliche Kompetenzentwicklung während der Schulschließungen im Frühjahr 2020 ist als Stagnation mit Tendenz zu Kompetenzeinbußen zu bezeichnen und liegt damit im Bereich der Effekte von Sommerferien“, sagt Studien-Autor Prof. Andreas Frey. Ein Ergebnis, die Johannes Droste vom Petrinum-Gymnasium nicht teilen kann.

Nachholbedarf als Herausforderung

Einfach sei es nicht gewesen, das Niveau der Lehre zu halten. „Außer Frage steht, das der Digitalunterricht den Präsenzunterricht nicht ersetzen kann“, sagt Droste. Die Aussage, dass der Distanzunterricht nicht effektiv genug war, teilt er nur in gewissem Maß. Es gebe sicherlich Bereiche, in denen Schülerinnen und Schüler Nachholbedarf haben, aber das sieht Droste eher als Agenda für das kommende Schuljahr an. „Wir machen uns da nichts vor. Es gibt sicher einiges aufzuholen, aber das wird die Herausforderung für die nächste Zeit“, so Droste.

Der Schulleiter sieht keinen verlorenen Jahrgang. Vor allem die Ergebnisse der Abiturprüfungen stimmen Droste dabei zuversichtlich. 76 Schülerinnern und Schüler haben die Allgemeine Hochschulreife erreicht, mehr als ein Drittel davon sogar mit einer eins vor dem Komma. Drei Schüler davon haben sogar ein perfektes Abitur mit der Note 1,0 abgelegt. „Ich wehre mich gegen die Aussage, dass es diesem Jahrgang leichter gemacht wurde“, schließt Droste an die Ergebnisse an. „Wer davon redet, verkennt die Realität.“

Unterschied wurde gering gehalten

Er sieht den Grund für die guten Ergebnisse des diesjährigen Abiturjahrgangs viel mehr in dem Engagement der Schulleitungen, Lehrkräfte und der Schüler. „Was hier geleistet wurde, war großartige Arbeit. Wir haben es geschafft, dass der Unterschied zu einem normalen Schuljahr so gering wie eben möglich war“, lobt Droste.

Lesen Sie auch: Umsatzeinbruch: RLG im HSK strauchelt wegen Corona

Und dennoch musste auch er feststellen, dass nicht jeder Schüler über die gleichen Voraussetzungen verfügt habe. Mit digitalen Endgeräten musste in „40 bis 50 Fällen“ seitens der Schule nachgeholfen werden, da wo außerhalb der Kernstadt die Breitbandversorgung schwach ist, musste auf anderen Wegen nachgeholfen werden. Beispielsweise, in dem Lehrkräfte die gestellten Aufgaben persönlich nach Hause brachten und auch wieder einsammelten. Dennoch habe die Pandemie die Digitalisierung an den Schulen deutlich beschleunigt. Auch wenn dies nicht bei jedem Schüler in gleichem Maße angekommen ist.

Soziale Folgen sind spürbar

Viel mehr aber beschäftigen den Schulleiter die sozialen Folgen eines fast kompletten Schuljahres auf Distanz. „Jeder, der sich an seine Zeit in dem Alter erinnert, weiß wie prägend diese Phase ist“, sagt. Aus Rückmeldungen einiger Schüler habe Droste vernommen, wie sehr der direkte Austausch oder auch die gemeinsame Klassenfahrt unter den Kindern und Jugendlichen gefehlt habe.