Winterberg. Siebeneinhalb Monate Zwangspause: Corona. Aber die Familie Wahle lässt sich nicht unterkriegen. Wann das Kino öffnet und was alles neu ist:

James Bonds hat’s gut. Er steht in Diensten ihrer Majestät, das Gehalt kommt pünktlich und deshalb kann er seinen neuen Auftritt in „Keine Zeit zum Sterben“ so oft verschieben, wie er will. Jetzt ist der 30. September als Filmstart angekündigt. Und 007 mag seinen Martini ja bekanntlich geschüttelt und nicht gerührt…Ordentlich geschüttelt hat es die Kinobetreiber, die seit 2. November wegen Corona ihre Säle schließen mussten und keine Einnahmen mehr hatten. Richtig gerührt sind sie, dass es jetzt endlich wieder losgehen kann. Das Filmtheater Winterberg geht noch früher an den Start, als es der Verband vorschlägt. „Umso schneller kommen wir wieder in den Alltag“, sagt sich die Familie Wahle, die seit 1929 Kinogeschichte schreiben kann. Ab Donnerstag, 17. Juni, laufen wieder Filme in beiden Sälen.

Neue Chips und Nüsse

Chips und Nüsse aus dem Vorjahr haben sie verschenkt. „Die wären ja nicht mehr haltbar. Es gibt noch nicht alle Süßigkeiten. Unsere regionalen Zulieferer bemühen sich nach Kräften. Aber es muss niemand verhungern oder verdursten. Und selbstverständlich liegt ab Donnerstag wieder Popcornduft in der Luft – auch wenn Mais, Öl und Zucker wegen Corona teurer geworden sind“. Annette und Joachim Wahle sind startklar. Sie können nicht in Worte fassen, wie sehr sie sich freuen, dass nach siebeneinhalb Monaten Stillstand wieder Leben in die Sessel, auf die Leinwand und ins Foyer kommt. Apropos: Der 20 Jahre alte Eingangsbereich wurde komplett erneuert. „Eigentlich war die Renovierung ein, zwei Jahre später vorgesehen. Doch dann mussten wir ohnehin pandemiebedingt schließen und zudem gab es Film-Fördermitteln von Bund und Land, so dass wir das Projekt vorgezogen haben“, sagt Joachim Wahle.

Blick in das neue Foyer des Filmtheaters Winterberg.
Blick in das neue Foyer des Filmtheaters Winterberg. © WP | Thomas Winterberg

Zeitlos modern. So lässt sich die Neugestaltung des Foyers beschreiben. Energieeffiziente Retro-Glühbirnen tauchen die Holztheke in ein gemütliches Licht. Statt der drei alten Korbsessel gibt es viel mehr lederbezogene Sitzmöglichkeiten; außerdem sorgen kleine Tischchen und einige Accessoires aus den Anfängen der Lichtspielhäuser für jede Menge Aufenthaltsqualität. Ein Hingucker sind das alte Kassenhäuschen mit den auf Holz gepinselten Eintrittspreisen von damals oder die in Harz gegossenen Filmrollen, die als Tische dienen. Durch ein neues Fenster wurde eine Sichtachse zur Innenstadt geschaffen, die das Kino wahrnehmbarer macht – und das hat es verdient.

Rund eine Million Euro investiert

Denn in den vergangenen Jahren hat die Familie Wahle gut und gerne eine Million Euro in die Hand genommen und das Filmtheater auf den neuesten Stand gebracht. Und das gilt für Technik von Dolby Atmos über neue Möblierung, Heizung, Versorgungstechnik, Datenübertragung, Notstromversorgung bis zu digitalen Werbetafeln, neuen Türmotoren und vielem mehr. Die Konkurrenz zu großen Kino-Konzernen ist groß, aber Liebe zur Arbeit, herzliche Freundlichkeit und individueller Charme sind durch nichts zu ersetzen.

Infos und Kartenservice

Im Foyer und bis zum Platz besteht nach wie vor Maskenpflicht. Am Platz darf die Maske abgenommen werden. Sonst würde es auch mit dem Popcorn schwierig...

Weitere Infos zum Kinoprogramm und zum Ticketservice unter www.filmtheater-winterberg.de oder 02981 7385 oder info@filmtheater-winterberg.de

Auch als das Kino geschlossen war, ist Joachim Wahle jeden Morgen ins Filmtheater gegangen. „Der Tag beginnt ja nicht nur mit den Vorführungen“, sagt er. Jede Menge Bürokram ist zu erledigen, neben dem aber dann doch etwas Zeit für lange Jahre vernachlässigte Spaziergänge blieb. Das sei auch mal ganz schön gewesen, sagen die Wahles. Aber noch schöner ist es für sie, dass es jetzt wieder losgehen kann.

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Vier Filme zum Start

Zunächst werden vier Filme pro Tag gezeigt. Heute um 16.30 Uhr zum Beispiel „Feuerwehrmann Sam“, um 17 Uhr „Neus aus der Welt“, um 19.30 Uhr „Es ist zu Deinem Besten“ und um 20 Uhr „Verplant“. Sie beginnen zeitlich versetzt, damit sich nicht zu viele Besucher zeitgleich im Foyer treffen. Einen Negativ-Test brauchen die Kinobesucher nicht; sie müssen sich aber handschriftlich auf einem Zettel registrieren oder mit der Luca-App einchecken. Die Besucher sitzen im Schachbrettmuster verteilt, so dass zwischen jedem belegten Sitz ausreichend Platz bleibt. „Schon bei der Online-Ticketbuchung wird das berücksichtigt“, erklärt Annette Wahle. Wer online bucht, muss sich nicht noch mal registrieren. „Das muss sich alles erstmal einpendeln.“

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Säle sind klimatisiert

Das sonnig-heiße Wetter der nächsten Tage spielt den Kinobetreibern vermutlich nicht in die Karten - obwohl beide Säle klimatisiert sind. Aber gespielt wird auch vor kleinstem Publikum. Und die Wahles haben schon jetzt viele Ideen. Donnerstags soll künftig ein Film in Originalsprache gezeigt werden, jeden zweiten Donnerstag gibt es eine Sneak-Preview (also eine Filmvorführung noch vor dem eigentlichen Start). Und es soll einmal im Monat einen Film speziell für Senioren und Seniorinnen geben. „Joachim Wahle: Wer einen Platenkuchen dazu mitbringt, der zahlt keinen Eintritt; den Kaffee spendieren wir. Teller, Tassen und Thermoskannen haben wir schon gekauft.“