Brilon. Die Briloner Stadtverwaltung informierte die Anlieger am Kahlen Hohl über die Erschließungsbeiträge. Da war selbst der Ortsvorsteher überrascht:

Das Scheitern des Feriendorfs am Kahlen Hohl in Brilon-Petersborn schont zwar das grüne Umfeld der Anlieger, nicht aber ihr Portemonnaie. Das ist genau das Gegenteil der Fall. Rund 306.000 Euro müssen die zehn Grundstückseigentümer für den Straßenbau und die Erschließung insgesamt schultern. Das offenbarte die Stadt Donnerstagabend den Betroffenen in einer Anliegerversammlung.

Hätte das Gut Petershagen dort gebaut werden können, so Beigeordneter Reinhold Huxoll zur WP, wären 90 Prozent dieser Summe beim Investor gelandet. Insgesamt etwa 340.000 Euro kostet die Schaffung von acht neuen Bauplätzen; zwei Grundstücke innerhalb des Plangebietes sind bereits bebaut. Ortsvorsteher Wolfgang Diekmann wundert sich: „Diese Kosten haben mich überrascht.“

Bisher ist dort nur ein unbefestigter Wirtschaftsweg vorhanden. Der soll ausgebaut und um eine 56 Meter lange, abknickende Stichstraße verlängert werden. Mit der sollen die beiden städtischen Bauplätze aus dem Bereich erschlossen werden - „sicher spezielle Filetgrundstücke“, wie Reinhold Huxoll sagt.

Große Nachfrage nach Baumöglichkeiten

In der Tat. In den ersten Feriendorf-Skizzen gehörte dieser etwa 35 Meter breite und rund 110 Meter lange Streifen noch zu dem Gutshof-Gelände; dort sollte, so war es einst mal angedacht, der Feriendorf-Manager einen Dauerwohnsitz erhalten.

Die beiden städtischen Bauplätze befinden sich hier auf dieser Wiese. Der Naturschutzverein möchte sie verhindern.
Die beiden städtischen Bauplätze befinden sich hier auf dieser Wiese. Der Naturschutzverein möchte sie verhindern. © Unbekannt | Jürgen Hendrichs

Um aber der in Gudenhagen-Petersborn herrschenden Nachfrage nach Bauplätzen nachzukommen und im Zuge der sich mehrfach ändernden Feriendorf-Planung ergänzte die Stadt die sechs am Kahlen Hohl noch möglichen neuen privaten Bauplätze um diese städtische Fläche.

Allerdings ist das rund 4000 Quadratmeter große Gelände nur etwa zur Hälfte bebaubar. Der untere Teil befindet sich bereits im Quellbereich der Fischteiche und darf aus Naturschutzgründen nicht bebaut werden.

Naturschutzverein legt Veto ein

Nach dem Scheitern des Feriendorfs besitzen diese beiden Grundstücke eine unverbaubare Ortsrandlage. „Der Preis ist noch nicht festgelegt“, so der Beigeordnete zur WP. Interessenten gebe es schon lange. Einen Lage-Aufschlag werde es nicht geben, im Gegensatz zu Abschlägen bei schlechteren Wohnlagen.

Allerdings weht der Stadt auch hier Widerstand entgegen. Der Naturschutzverein Gudenhagen-Petersborn, der mit großem Engagement das Gut Petershagen zum Scheitern gebracht hat, will auch diesen Randstreifen des gut 60.000 Quadratmeter großen Geländes in Ruhe gelassen wissen. Er ist mit dem Antrag bei der Stadt vorstellig geworden, den Bebauungsplan entweder zu ändern oder komplett aufzuheben. Grund: Es sei naturschutzfachlich festgestellt, dass auch dieser Randbereich so artenreich sei, dass er als schutzwürdiges mesophiles Grünland eingestuft und kartiert sei.

Baugebiet Am Kahlen Hohl

Das Baugebiet hat eine Gesamtfläche von rund 13.000 Quadratmeter, von denen für die Erschließungsbeiträge rund 9070 Quadratmeter herangezogen werden.Die Fahrbahn wird - inklusive der beidseitigen Rinnen - auf fünf Meter ausgebaut.Die Stadt kalkuliert mit einem Kostenaufwand von rund 340.000 Euro.Da es sich dabei nicht um eine sog. KAG-Maßnahme, sonder um die erstmalige Erschließung handelt, müssen die Anlieger 90 Prozent der Kosten tragen, das sind rund 306.000 Euro.Unter Berücksichtigung der Grundflächenzahl von 0,4 ergibt sich daraus ein Erschließungsbeitrag von 33,74 Euro pro Quadratmeter.Davon wird die Stadt im kommenden Frühjahr eine Vorausleistung von 18 Euro/Quadratmeter erheben.Der Bau- und Planungsausschuss tagt am Mittwoch, 16. Juni, um 17.30 Uhr im Kolpinghaus.

Dem hält die Stadt entgegen, dass das Landesamt für Natur-, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) diese Zone eben doch anders bewertet als weite andere Bereiche der Fläche, die als Magerrasen besonderen Biotopschutz genießen. Hier handele es sich um eine, so die Verwaltung, „frische bis mäßig trockene Mähweide“, für die nicht ausreichend Magerkeitsanzeiger vorliegen. Die Verwaltung: „Die Abgrenzung des Bebauungsplanes wurde mit dem LANUV abgestimmt.“

Am kommenden Mittwoch, 16. Juni, steht das Kahle Hohl gleich mehrfach im Bau- und Planungsausschuss auf der Tagesordnung. Neben der Straßenausbauplanung und dem Antrag des Naturschutzvereins geht es auch darum, das Gut Petershagen planerisch unter die Erde zu bringen. Die Stadt hebt die damals eigens eingeleiteten Verfahrensschritte formal auf.

Neues Feriendorf-Projekt in der Planung

Nachdem der Naturschutzverein eine erneute artenspezifische Kartierung und so die Unterschutzstellung weiter Teile des bereits von dem Vorhabenträger angepachteten Terrains als Biotop ausgeflaggt hat, seien - so die Verwaltung .-auch „weitere aufwändige Bemühungen zur Umsetzung des Vorhabens unter ausreichender Würdigung des geschützten Biotops“ gescheitert. Mit Schreiben vom 19. April strich Eckhard Lohmann die Segel und gab das Projekt an dieser Stelle auf.

Wie berichtet, plant er nun oberhalb der Straße am Haidknückel, in unmittelbarer Nachbarschaft, ein Feriendorf. Projektname: Gut Pferdeberg.