Brilon. Die Online-Petition der Gegner des Briloner Feriendorfs hat die nötige Unterschriftenzahl erhalten. Eine Anfrage im Rat sorgt für Spekulationen.

Die Mitte Dezember gestartete Unterschriftenaktion des Vereins „Naturschutzgebiet Gudenhagen-Petersborn“ gegen das geplante Feriendorf Gut Petershagen auf der Online-Plattform „OpenPetition“ hat ihr Ziel erreicht. 698 Einwohner von Brilon fordern den Stopp des Projektes am Kahlen Hohl und den Erhalt der Magerwiese.

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Insgesamt unterstützen 1212 Personen die Petition mit dem Titel „Ja zum Naturschutz: Biotop soll weg, Ferienanlage soll her“. Zum Ende des dreimonatigen Aktionszeitraumes - und da vor allem an den beiden ersten März-Wochenenden - schnellten die Unterschriften in die Höhe. Waren es am 28. Februar erst 578 Teilnehmende, sorgten vor allem die in der Stadt gesammelten Unterschriften auf den Flyern für einen Beteiligungsboom, so dass das Quorum von 520 aus dem betroffenen Raum, also der Stadt Brilon, stammenden Unterzeichner erreicht wurde. Erst dann gilt eine Unterschriftenaktion nach den Vorgaben des Online-Petitions-Portals als erfolgreich.

Projektgegner bezweifeln Erfolg einer Sodenverpflanzung

Der Verein „Naturschutzgebiet Gudenhagen-Petersborn“ fordert jetzt den Rat Brilon und die Bezirksregierung Arnsberg auf das schützenswerte Biotop zu erhalten. Joachim Schulte aus Mainz, Eigentümer eines Ferienhauses in Nachbarschaft des geplanten Ferienparks und maßgeblicher Initiator des Widerstandes: „Wir fordern den Bürgermeister der Stadt Brilon auf, den Antrag auf Ausnahmegenehmigung zurückzuziehen.“ Der Rat der Stadt soll die Verwaltung beauftragen Alternativflächen für eine Ferienanlage mit reduzierter Gastronomiefläche zu suchen.

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Die geplante Sodenverpflanzung von - so der Verein - ca. 20. 000 qm wertvoller Biotopfläche von einer Nordhanglage, die von Quellen durchzogen ist, auf eine Südhanglage, die in einer Windschneise liegt, sieht der Naturschutzverein als nicht erfolgreich an. Zudem handele es sich bei dem Gelände um eine Tannbaumschonung, die durch zusätzliche Düngung den Boden seit Jahren geschädigt habe.

Verein: Stadt muss Naturschutz mehr Gewicht verleihen

Der Naturschutzbeirat des Hochsauerlandkreises sieht das mehrheitlich ähnlich und hat sich in seiner Sitzung am 5. Dezember mit knapper 8:7 Stimmen gegen die Erteilung einer Ausnahmegenehmigung vom gesetzlichen Biotopschutz ausgesprochen.

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Der Verein nimmt in einer Pressemitteilung auch Bezug auf die Klage der EU gegen die Bundesrepublik Deutschland, weil es bundesweit zu wenig FFH-Flächen ausgewiesen hat. Joachim Schulte: „Es ist dringend geboten, auch von politischer Seite dem Naturschutz mehr Gewicht zu verleihen. Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Brilon fordern dies ein.“ Das Gelände sollte im Besitz der Stadt Brilon verbleiben und in das Tourismuskonzept für einen naturnahen Tourismus einbezogen werden. Schulte: „Wir bringen uns als Naturschutzverein sehr gerne in eine solche Konzeption mit ein.“

2019 hatte Joachim Schulte den Bremer Extrem-Botaniker Jürgen Feder mit einer Begutachtung der Fläche beauftragt und eine neue Kartierung durch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) ausgelöst. Feders Kommentar zu den vorherigen behördlichen Bewertungen: „Hier hat jemand weggeguckt.“

Ortsvorsteher: Projektträger und Stadt suchen bereits Alternativ-Standort

In der jüngsten Ratssitzung hatte der Ortsvorsteher von Gudenhagen-Petersborn, CDU-Stadtrat Wolfgang Diekmann, gesagt, dass seiner Kenntnis nach das Projekt an dieser Stelle gestorben sei und die Stadt eng in die Suche nach einem alternativen Standort eingebunden sei. Dazu lägen ihm aus zwei unterschiedlichen Quellen Informationen vor.

Bürgermeister Dr. Bartsch sagte, dass er keine Kenntnisse von einer etwaigen Einstellung des Projektes habe, auch sei die Stadt nicht an der Suche nach einem Ersatzgrundstück beteiligt. Was Dr. Bartsch zudem sagte: „Der Projektträger möchte das Feriendorf gerne verwirklichen, notfalls an einer anderen Stelle.“ Ob er bereits ein konkrete Fläche im Blick habe, entziehe sich seiner Kenntnis. Auf Anfrage der WP sagte der Projektentwickler, der Briloner Architekt Eckhard Lohmann, dass er das Projekt trotz aller Widrigkeiten „nach wie vor“ verfolge.

Infos zu der Petition auf https://www.openpetition.de/petition/online/ja-zum-naturschutz