Brilon. Die Aufgabe des Feriendorf-Planung am Kahlen Hohl ist für den Verein Naturschutzgebiet Gudenhagen-Petersborn der Anfang. Es gibt weitere Pläne:
Mit der Aufgabe der Feriendorf-Planung am Kahlen Hohl sieht sich der Verein Naturschutzgebiet Gudenhagen-Petersborn „noch nicht am Ende unserer Bemühungen angekommen“. Der Verein fordert, dass die Stadt auch ihre beiden Grundstücke aus dem Bebauungsplan „Am Kahlen Hohl“ zurückzieht, auf die zur Erschließung dieser Bauplätze über die Biotop-Fläche geplante Straße verzichtet, für die gesamte Fläche die Ausweisung als Naturschutzgebiet zu beantragen und sie dem Verein zur Pflege zu überlassen - so der Vorstand des Vereins in einem Schreiben an die WP.
Stadt Brilon sieht sich auf sicherer Seite
Das hält die Stadtverwaltung zumindest teilweise für fromme Wünsche. Die Wiesenfläche, so bestätigt Beigeordneter Reinhold Huxoll den WP-Bericht vom vergangenen Samstag, sei auf Jahre hinaus an eine Gruppe um den Projektträger des Ferienparks, den Briloner Architekten Eckhard Lohmann, verpachtet worden.
Dabei seien „die Bewirtschaftungsauflagen mit der Biologischen Station abgestimmt und angenommen“ worden. Lohmann will, wie berichtet, das Biotop mit Rotem Höhenvieh beweiden und in sein nun im Bereich des Campingplatzes geplantes „Gut Pferdeberg“ einbeziehen.
Und was die beiden Bauplätze betrifft, waren die - so der Beigeordnete weiter - ja gerade wegen der Grundstücksknappheit in Petersborn-Gudenhagen mit verplant worden - und auch das mit strengen Öko-Auflagen. Auf dem 1,3 Hektar großen Baugebiet können acht Häuser errichtet werden. Sechs Bauplätze liegen auf privatem Grund. Damit auch die Stadt Bauinteressenten Grundstücke anbieten kann, hat sie einen knapp 3900 Quadratmeter großen Randbereich ihrer Magerrasenfläche ebenfalls in das Baugebiet einbezogen. Allerdings kann wegen eines Quellbereichs nur knapp die Hälfte tatsächlich bebaut werden. Zwei Häuser sind dort möglich. Das Baugebiet, so die Stadt, sei „zur Deckung des mittelfristigen Bedarfs“ für den Ort wichtig.
698 Briloner unterschreiben Petition
Dort tut sich bereits etwas. Ein Bauherr hat seine Parzelle bereits gerodet und für den Bau vorbereitet. Was die Forderung des Naturschutzvereins angeht, diese Fläche aufzugeben, sagt Huxoll: „Natürlich kann der Rat beschließen, die Grundstücke nicht zu verkaufen.“
Wie der Vorsitzende des Naturschutzvereins, Joachim Schulte, auf Anfrage der WP sagte, sehe sich der etwa 25 Mitglieder zählende Verein in der Lage, die zum Erhalt des Magerrasens erforderlichen Maßnahmen zu tragen.
Das an dieses Biotop angrenzende, in Richtung von Schultes Ferienhaus und den Wohnsitzen weiterer Vorstandsmitglieder liegende rund 20.000 Quadratmeter große Wiesengelände sei, so Schulte, von der ökologischen Werthaltigkeit mit dem Ferienpark-Gelände nicht vergleichbar. Dass Projekt-Initiator Eckhard Lohmann nach gut sechsjähriger Planungszeit das „Gut Petershagen“ aufgegeben hat, bezeichnet der Verein als „Sieg für den Naturschutz in Brilon“. Dazu hätten auch jene 698 Bürger von Brilon beigetragen, die sich im Frühjahr an der Internet-Petition gegen die Feriendorf-Planung und für den Erhalt des Biotops eingesetzt haben.
Der Verein hatte die - rechtlich unverbindliche - Petition den an dem Verfahren beteiligten Behörden zur Kenntnis gegeben. Worauf die Bezirksregierung mit Schreiben vom 15. April den Initiatoren bestätigt habe, dass die Fläche „naturschutzwürdig ist und den Qualitäten eines (kleinräumigen) Naturschutzgebietes entspricht“, so Joachim Schulte zur WP. In der Mail des Vereinsvorstandes heißt es: „Wie dringend ein aktives Handeln für die Artenvielfalt ist, zeigt der beschleunigte Rückgang der Biodiversität in den vergangenen Jahren.“
Jahrelang gegen Alternativen gesperrt
Es gehe um das „Überleben von uns allen in vielen weiteren Generationen, das auf dem Spiel stehe“. Sichtbares Zeichen für den dringenden Handlungsbedarf sei die rasante Verbreitung des Borkenkäfers, dem im Sauerland die Wälder ganzer Bergkuppen zum Opfer fielen.
All diese Bedenke hätten „weder beim Investor noch bei den Verantwortlichen der Ratsmehrheit von CDU und SPD Gehör gefunden“, so Schulte. Das gelte auch für die Einwände vieler Einwohner von Petersborn-Gudenhagen, die von Anfang an die Fläche als ungeeignet für und die Anlage mit ihren rund 600 Gastronomie-Plätzen „viel zu groß dimensioniert“ sei. Das, so der Vereinsvorstand, hätten der Investor und die Stadt „jetzt endlich erkannt, nachdem sie sich jahrelang gegen die Suche nach Alternativen gesperrt hätten“.
Außerdem hält Schulte Rat und Verwaltung vor, dass sie hätten wissen müssen, dass die seit 2019 geltende Landesentwicklungs- und Regionalplanung den Poppenberg als „Siedlungsbereich für Freizeitwohnen“ ausweise. Das hatte, wie berichtet, die Bezirksregierung im Februar der Stadt auf eine Standortanfrage hin mitgeteilt. Schulte: „Am Kahlen Hohl hätte das nie realisiert werden können.“