Marsberg. Auf der Gläubigerversammlung zur Greensill-Pleite war auch Marsbergs Bürgermeister Thomas Schröder. Er hatte gute und schlechte Nachrichten.

Vielleicht sind ja doch noch die 2,5 Millionen Euro zu retten, die die Stadt Marsberg im Februar bei der privaten Greensill Bank in Bremen angelegt hatte und die zwei Wochen später pleite ging. „Oder zumindest ein Teilbetrag“, ist der Bürgermeister der Stadt Marsberg, Thomas Schröder, verhalten optimistisch. Er war am Dienstag auf der Gläubigerversammlung in Bremen.

Zwei Milliarden Euro

Der Insolvenzverwalter habe in seinem Bericht das Ziel formuliert, innerhalb der ersten fünf Jahre zwei Milliarden Euro als Insolvenzmasse zurückzuerlangen, so Bürgermeister Thomas Schröder auf Nachfrage der WP. Eine Milliarde Euro würde vorrangig an den gesetzlichen Entschädigungsfonds gehen, die zweite aber an den freiwilligen Fonds sowie die ungesicherten Gläubiger. So könnten geschädigte Kommunen und damit auch Marsberg hoffen, in den ersten fünf Jahren ca. ein Viertel der Forderungen zurückzuerlangen, so Thomas Schröder.

Bundesweit sollen 50 Städte und Kommunen betroffen sein. In NRW sind neben Marsberg, Monheim, Emmerich am Rhein und die Bühnen der Stadt Köln betroffen. Mehrere Kommunen hatten sich zusammengetan, um ihr angelegtes Geld zurückzubekommen. Die Stadt Marsberg und 25 weitere Kommunen haben sich auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt. Eine Kanzlei soll ihre Rechte vertreten.

Strategie der Insolvenzverwaltung

Die Finanzaufsicht Bafin hatte die Greensill Bank Anfang März geschlossen, Mitte März wurde das Insolvenzverfahren eröffnet. Privatanleger wurden entschädigt, Kommunen sind seit 2017 aber nicht mehr über den Einlagensicherungsfonds abgesichert.

Der Insolvenzverwalter erläuterte auf der Gläubigerversammlung die Strategie: Es sollen vor allem Ansprüche der Greensill Bank in England, in den USA und in Australien bestmöglich geltend gemacht und das Vermögen der Greensill Bank nach Deutschland zurückgeholt werden.

Die Gesamtsumme der angemeldeten Forderungen beläuft sich auf rund vier Milliarden Euro. Die Gläubiger sollen nun im Halbjahresrhythmus über den Verfahrensstand informiert werden.

Angelegt hatte die Stadt Marsberg die 2,5 Millionen Euro bei der Greensill Bank, um Negativzinsen zu sparen. Wie berichtet, sehen die Opposition im Stadtrat aus SPD und Marsberger Bürgergemeinschaft (MBG) die Verwaltungsspitze mit Bürgermeister Thomas Schröder und seinem Allgemeinen Vertreter und Stadtkämmerer Antonius Löhr in der Verantwortung. Ihrer Meinung nach sei im Vorfeld der Risikobewertung nicht Genüge getan worden. In den Fokus geriet unter anderem die Dienstanweisung aus 2017 nach Musterbeispiel des Städte- und Gemeindebundes zur Festgeldanlage bei Privatbanken. Kommunen sind seit 2017 nicht mehr über den Einlagensicherungsfonds abgesichert.

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100 Gläubiger

Zu der Versammlung kamen auf Einladung des Amtsgerichts Bremen rund 100 Gläubiger oder deren Vertreter nach Bremen. Die Stimmung sei sachlich gewesen, so Schröder. Aus dem Bericht des Insolvenzverwalters gehe hervor, dass er bereits eine halbe Milliarde Euro gesichert habe. Auch sollen drei Flugzeuge, die der Greensill Bank gehören, verkauft und der Erlös der Insolvenzmasse zugeführt werden. Der Insolvenzverwalter wird unterstützt vom Gläubigerausschuss.

Nicht gut angekommen sei bei den Gläubigern, dass der Gläubigerausschuss nur noch mit Bankenvertretern besetzt sein soll. Sowohl der Vertreter der Bundesagentur für Arbeit als auch der Vertreter der Kommunen sind vom Bankenverband aus dem Gläubigerausschuss herausgewählt worden.