Medebach. Tote Fichten und Kahlschläge: Die Stadt Medebach kämpft mit dem Klimawandel. Worüber die Stadt sich jetzt klar werden muss, um den Wald zu retten

An vielen Orten halten tote Fichten und Kahlschläge die Erinnerung an die zurückliegenden Dürresommer aufrecht. Aber der Blick richtet sich auch in die Zukunft – die Wälder sollen zurückkehren. Die Frage ist angesichts des Klimawandels nur: in welcher Form? Darüber macht sich auch die Stadt Medebach Gedanken.

35 Hektar sind dem Klimawandel zum Opfer gefallen

Zwar sind die meisten Waldflächen im Stadtgebiet in Privatbesitz, aber 179 Hektar gehören der Kommune. Davon sind knapp 35 Hektar Sturm, Trockenheit und Borkenkäfer zum Opfer gefallen.

Franz-Josef Kordes, Forstamtsmann
Franz-Josef Kordes, Forstamtsmann © FWG Medebach | FWG Medebach

Was mit ihnen geschehen soll, dafür gibt es jetzt ein Wiederbewaldungskonzept. Je nach Baumart werden pro Hektar zwischen 4000 und 8000 Jungpflanzen benötigt. Etwa 1 bis 1,50 Euro pro Stück kosten sie in der Anschaffung, erklärt Forstamtmann Franz-Josef Kordes. Plus Folgekosten für Erhalt und Pflege.

In zwei Jahren wiederbewalden

Eigentlich schreibt die Rechtslage vor, dass Waldflächen innerhalb von zwei Jahren wiederbewaldet werden müssen. Eine Frist, die angesichts der derzeitigen Schäden nicht einzuhalten ist: Zum einen seien nicht immer genügend Jungpflanzen oder Saatgut der gewünschten Baumarten im Angebot – die enorme Nachfrage könne dazu führen, dass minderwertiges Material auf den Markt kommt. „Da ist nicht Drängeln besser, als dass etwas gekauft werden muss, das – überspitzt formuliert – vom Waldboden zusammengekehrt wurde“, sagt Kordes.

Neben der Qualität spiele aber auch die finanzielle Situation der Waldbauern eine Rolle. „Manche haben im Moment das nötige Geld nicht.“ Und daran änderten die rasant gestiegenen Preise auf dem Holzmarkt wenig. Denn durch die Decke gegangen seien vor allem die Preise für Bauholz – also das verwendungsfertige Produkt, wie es die Sägewerke verlässt. Der Preisanstieg beim Rohholz, direkt aus dem Wald, sei wesentlich geringer. „Wer als kleiner Waldbesitzer seinen gesamten Bestand verloren hat, wird die nächsten 30 bis 40 Jahre keinen Gewinn mehr herausholen.“ Wobei Kordes sofort hinterherschiebt, dass die Bedeutung des Waldes eben nicht nur eine wirtschaftliche ist: Er ist auch Lebensraum, CO2- und Wasserspeicher, Feinstaubfilter, Wind- und Erosionsschutz und Erholungsgebiet.

Stadt muss sich über die Waldfunktion klar werden

Welcher Waldfunktion will die Stadt den Vorzug geben? Rein ökonomisch, rein ökologisch oder eine Mischung von beidem? Das ist eine Kernfrage des Wiederbewaldungskonzepts, die noch entschieden werden muss. Da wie beschrieben die Wiederaufforstung auf vier Jahre gestreckt werden darf, müsste allein die Stadt jährlich 8,6 Hektar in Angriff nehmen.

Für betroffene Waldbesitzer gibt es Fördermöglichkeiten – zum Beispiel stellt das Land NRW Gelder zur Bewältigung von Extremwetter zur Verfügung. Für Wiederaufforstungen darf Medebach die aber nicht beantragen, weil seine Waldflächen überwiegend in Schutzgebieten liegen – ein Ausschlussgrund.

Ob Geld aus der Bundeswaldprämie in die Stadt fließt, ist noch unklar. Aber auch für private Waldbesitzer außerhalb von Schutzgebieten sind mit dem Fördertopf für Extremwetter-Bewältigung nicht alle Schwierigkeiten aus der Welt. „Was auch viele Waldbauern missverstehen: Es handelt sich nur um eine anteilige Förderung – in der Regel für die Mehrkosten, die eine Aufforstung mit Laubholz gegenüber einer mit Nadelholz verursacht. Außerdem müssen zahlreiche Vorgaben erfüllt werden.“ Plus das bei Förderprogrammen immer bestehende Risiko, dass mehr Anträge eingehen, als Geld im Topf ist.

Private Waldbesitzer werden von Kordes beraten

Kordes berät in seiner Funktion auch private Waldbesitzer. „Nur noch auf Laubbäume zu setzen ist aus meiner Sicht problematisch. Denn der Landschaftsplan sieht ein Verschlechterungsverbot vor: Werden jetzt ausschließlich Laubbäume gepflanzt, dürfen künftige Generationen das nicht mehr ändern.“

Und auf Nadelbäumen wie Douglasien und manchen Tannenarten ruhen große Hoffnungen für den deutschen Wald der Zukunft. Ihnen geht es laut Franz-Josef Kordes auch in Medebach trotz der zurückliegenden Jahre noch recht gut – während viele Buchen und Eichen bereits Trockenheits-Probleme hätten.