Hochsauerlandkreis. Bei Corona-Teststellen soll es massenhaft zu einem Abrechnungsbetrug gekommen sein. Wer kontrolliert so etwas im HSK? Die Lage ist verworren.

Die Zahl der Corona-Schnelltestzentren im Hochsauerlandkreis ist stark angestiegen. Viel Aufregung sorgt zurzeit der Verdacht, dass es unter anderem in NRW in einigen Fällen zum Abrechnungsbetrug gekommen sein soll. Wir haben nachgefragt: Wer ist bei uns im HSK eigentlich für die Corona-Test-Stellen und eine korrekte Abrechnung zuständig? Und: Was bedeutet der Verdacht auf Abrechnungsbetrug für alle ehrlichen Teststellen-Betreiber?

Schärfere Kontrollen geplant

Zuständige Genehmigungsbehörde für die Einrichtung und die Prüfung der Voraussetzungen zum Betreiben von Testzentren ist der HSK. Mit Blick auf die Einhaltung der Hygienestandards- und -regeln ist auch das Kreis-Gesundheitsamt eingebunden.

Was die Abrechnungen angeht, um die es zurzeit viel Wirbel gibt, ist aber nicht der HSK, sondern die Kassenärztlichen Vereinigungen Westfalen-Lippe zuständig. Zu prüfen, ob die angegeben Tests tatsächlich durchgeführt wurden, dafür gebe es aber bisher „keine gesetzliche Handhabe“ erklärt Andreas Daniel, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe auf Anfrage unserer Zeitung. Die Abrechnungen erfolgen, so der KVWL-Sprecher, einmal monatlich und werden an das Bundesamt für Soziale Sicherung weitergeleitet. Für jeden getesteten Bürger erhalten die Teststellen derzeit 18 Euro.

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Inzwischen gibt es Forderungen an die Bundespolitik nach schärferen Kontrollen. In diesem Zusammenhang möchte Bundesgesundheitsminister Spahn offenbar auch die Gesundheitsämter künftig stärker in die Pflicht nehmen. Martin Reuther, Pressesprecher des HSK erklärt dazu: „Davon halten wir gar nichts. Dafür haben wir kein Personal. Was sollen die Gesundheitsämter denn noch alles machen?“

Bitter für alle ehrlichen Betreiber

Besonders bitter ist die aktuelle Betrugs-Diskussion natürlich für alle ehrlichen Teststellen-Betreiber. Dementsprechend findet Stefanie Prisco vom „Monkey-Island“ Indoorspielplatz in Winterberg klare Worte: „Sollte sich das bestätigen, finde ich es ziemlich dreist, wenn man sich an so einer Situation, wie wir sie zurzeit haben, bereichert.“ Sie ist verantwortlich für insgesamt vier Corona-Schnelltest-Stellen, die sie in vier „Monkey-Island“-Indoorspielplätzen in Winterberg, Werl, Bergkamen und Bochum betreibt. Sie findet es ärgerlich, wenn Betrugsfälle am Ende ein schlechtes Licht auf alle Betreiber werfen.

Die Geschäftsfrau erzählt, dass die Nachfrage nach Tests in Winterberg deutlich zugenommen hat. Anfangs seien täglich 50 bis 60 Tests durchgeführt worden, inzwischen seien es teilweise bis zu 200. Sie versichert: „Bei uns ist alles sauber. Wir beziehen alle Test über die Apotheke und haben alles ordentlich dokumentiert.“ Umso mehr ärgert sie sich, „dass nun alle über einen Kamm geschert werden.“ Sie sagt: „Die Rufschädigung für alle ehrlichen Betreiber ist katastrophal.“

Übrigens: Aufgrund der aktuellen Inzidenz-Lage wird das „Monkey Island“ in Winterberg ab Freitag wieder zu öffnen. Die dortige Teststelle wird weiter betrieben, aber wird an eine andere Stelle verlegt, so Stefanie Prisco.

127 Bürgerteststellen in den 12 HSK-Kommunen

Inzwischen gibt es kreisweit 127 Bürgertest-Stellen. Seit 15. März sind insgesamt 317.443 Test durchgeführt worden; davon waren 879 mit positivem Ergebnis. Das ist eine Quote von 0,277 Prozent. „Wir freuen uns, dass es in kurzer Zeit gelungen ist, eine so gut funktionierende Test-Infrastruktur zu schaffen. Und wir sind sehr zufrieden, dass wir flächendeckend Bürgertestungen anbieten können“, erklärt Jürgen Uhl, Sprecher des HSK.