Brilon. Nach fast sieben Monaten hat die Hiebammen-Hütte bei Brilon wieder öffnen dürfen. Dann man tau - sagte sich so mancher.

Endlich Sonne, endlich spürbare Lockerungen durch stetig sinkende Inzidenzwerte in Aussicht. Das Aufatmen ist auch bei Jürgen Lüke, dem Hüttenwirt der „Hiebammen-Hütte“ am Rothaarsteig bei Brilon, deutlich spürbar. Aus gefühlt allen Richtungen sind die Menschen an diesem letzten Mai-Wochenende zur idyllisch gelegenen Hiebammen-Hütte unterwegs.

Schon der Weg dahin ist ein grüner Traum: Bäume, Büsche und Wiesen in schönstem Frühjahrsgrün, in der Luft liegt das Gezwitscher der Vögel und mit einem fröhlichen „Ia, Ia“ zeigen die beiden Esel auf der Wiese, dass sie auch wieder da sind.

Weitläufige Außenbereiche

„Hiebämmer“ Jürgen Lüke freut sich über die vielen Gäste, die den sonnigen Tag zu einem Ausflug in die Hillbringse mit dem größten Biergarten weit und breit nutzen. Er schaut immer wieder zu den vielen Besuchern an den überall draußen verteilten Tischen, auf denen kleine Kästen mit gelben Narzissen stehen.

Natur erleben - auch das geht beim HJJiebämmer: Barfuß durch den kühlen Bach oder bei den Eseln auf der Weide.
Natur erleben - auch das geht beim HJJiebämmer: Barfuß durch den kühlen Bach oder bei den Eseln auf der Weide. © Monika Wiegelmann

„Gott sei dank habe ich eine große Außenfläche, das macht die Öffnung einfacher. Die Leute sind so froh und dankbar über das erste gezapfte Bier und die Gesellschaft von anderen Menschen,“ sagt der Hüttenwirt.https://www.wp.de/staedte/altkreis-brilon/corona-im-hsk-die-aktuellen-zahlen-fuer-den-altkreis-brilon-id230605704.html

Auch den Besuchern sieht man die Freude über die wiedergewonnene Freiheit an. Rucksack- und Fahrradtouristen, Wanderer, Freunde, Familien und ein großer Kegelclub aus Ostwig: überall munteres Geplauder und fröhliches Lachen, Aufatmen. Hat er vor einer Woche damit gerechnet, dass die Inzidenz so schnell nach unten geht?

„Nein, ich habe erst Pfingsten den Außenbereich wieder geöffnet, aber es lief schleppend, durch das schlechte Wetter“, erzählt Jürgen Lüke. „Im Moment gilt noch Stufe 3. „Das ist für uns sehr umständlich. Wer sein Essen To Go kauft und getestet, genesen oder vollständig geimpft ist, kann es an den Außentischen verzehren, die Ungetesteten müssen 50 Meter weiter mitten in der Wiese sitzen. Wie eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, und es tut mir selbst weh“, bedauert er. „Ich brauche auch das doppelte Personal, weil ein Mädchen immer auf der Wiese bedienen muss.“

Nächster Schritt zur Normalität

Bleibt die Inzidenz im HSK weiter unter 50, gilt ab Mittwoch die Inzidenz-Stufe 2.

Dann sind unter Auflagen Konzerte und Kinobesuche möglich, mit Test können sich zehn Personen aus beliebig vielen Haushalten treffen und Angehörige aus drei Haushalten ohne Beschränkung, für die Außengastronomie braucht man keinen Test mehr, nur noch für die dann wieder mögliche Innen-Gastronomie.

Die „ausgesetzten“ Besucher scheint das überhaupt nicht zu stören, sie scheinen wunschlos glücklich. Auf der Wiese stehen in großen Abständen viele Sitzbänke, nur keine Tische. Platz in purer Natur genug für alle, Kinder und Hunde können herumtollen und die Fahrräder liegen auch sicher daneben im Gras. Die Leute genießen einfach nur das ungezwungene Picknick und die Hüttenbedienung kommt, wie gewohnt, auch schnell mit kühlen Getränken und leckeren, deftigen Gerichten.

Die ersten Kinder jauchzen. Sie dürfen in den Bach. Schuhe, Socken und lange Hosen aus und mit den Füßen durch das eisige Wasser laufen. Ein Kindertraum...gut, dass Mama an das Badelaken gedacht hat.

Fast sieben Monate geschlossen

Fast sieben Monate hatte der Wirt geschlossen. „Ich habe auch kein Essen außer Haus angeboten, der Aufwand hätte sich hier draußen nicht gelohnt. Es hätten immer zwei Leute hier sein müssen.“ Jürgen Lüke hat es geschafft, „alle Mitarbeiter halten zu können. Die Angestellten und die Mini-Jobber. Damit keiner abwandert und sich aus finanzieller Not einen Job im Supermarkt sucht, habe ich sie weiter bezahlt. An staatlicher Hilfe habe ich bisher nur die November- und Dezemberhilfen des Bundes bekommen.“

Bleibt die Inzidenz unter 50, kommt die Lockerungsstufe 2 am 2. Juni. „Ich habe mich gefreut. Dann können getestete und geimpfte Gäste auch innen sitzen und im Außenbereich fällt die Testpflicht weg. Das wird viel unkomplizierter.“

In Schutzmaßnahmen investiert

Gefragt, ob die Angst vor steigenden Coronazahlen morgens noch immer mit aufsteht, sagt er: „Ja. Meine größte Sorge ist, dass die Zahlen wieder hochgehen und wir wieder schließen müssen. Ich glaube nicht, dass wir noch einmal schließen können, das wird auch kein Gastronom mehr mitmachen. Die Öffnung muss weiter bestehen bleiben.“

Der Hüttenwirt hat einiges investiert, wie den Umbau des Außengrills und neue Plexiglaswände um das Grillteam zu schützen. Die schönste Investition ist schon jetzt ein Selbstläufer. Lüke hat eine Maschine zum Selbstzapfen von köstlichem Softeis aus frischer, gekühlter Milch an der Außenwand installiert. „Die Kinder haben immer nach Eis gefragt. Jetzt stehen sie am Eisautomaten Schlange“, freut sich der Wirt über Jubelschreie: „Eine Eismaschine.“