Brilon. Die sinkenden Inzidenzwerte im HSK bringen immer mehr Freiheiten zurück.

15 Monate Pandemie haben Sehnsüchte geweckt. Abhängig von den derzeit sinkenden Inzidenzwerten kommen in den kommenden Tagen immer mehr Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen auf die Bürger zu. Im Vorteil sind dabei die drei Gs: Genesen, getestet und geimpft. Gerade bei der Impfung warten aber vor allem jüngere Menschen noch auf ihren Termin, während ältere Generationen bereits durch die erfolgte Impfung geschützt sind – und somit wieder schneller in den Genuss ihrer Grundrechte kommen. Doch von großem Neid ist bei der Jugend keine Spur.

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Leicht tun sich die jungen Menschen bei diesem Thema nicht. „Das polarisiert und ist sehr schwierig zu bewerten“, sagt eine junge Studentin aus Brilon. Aufgrund der Brisanz der Diskussion möchte sie lieber anonym bleiben. Einen Generationenkonflikt sehe sie zwar nicht, dennoch fühle sie sich schon wie in einer Zwei-Klassen-Gesellschaft. „Emotional ist das schon ein wenig so. Rational ist es aber so, dass ja niemand bevorzugt wird. Die Menschen bekommen nur ihre Freiheiten zurück“, sagt sie.

Der Verstand steht an erster Stelle

Ähnlich zerrissen ist Johanna Mündelein. Frust verspüre sie schon, die Sehnsucht nach einem normalen Alltag sei groß. „Aber ich verstehe natürlich die Priorisierung“, sagt sie. Der Verstand müsse in dieser Situation schlichtweg an erster Stelle stehen. „Und jeder der geschützt ist, muss auch seine Grundrechte wieder bekommen.“

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Der Frust der jungen Menschen richtet sich weniger an die, die jetzt wieder in den Urlaub fliegen können oder im Biergarten sitzen dürfen. „Es gibt keinen Buhmann. Das Virus ist dafür verantwortlich“, sagt Johanna Mündelein. Mangelnde Solidarität verspürt sie nicht, sie sieht eher Licht am Ende der langen Monate in der Pandemie. „Es ist absehbar. Und darauf freue ich mich besonders“, sagt sie.

Johanna Mündelein steckt mitten in der Pandemie in ihren Abiturprüfungen - da würde ein wenig Abwechslung sicher gut tun. Trotz der Situation hat sie ihre Lebensfreude nicht verloren.
Johanna Mündelein steckt mitten in der Pandemie in ihren Abiturprüfungen - da würde ein wenig Abwechslung sicher gut tun. Trotz der Situation hat sie ihre Lebensfreude nicht verloren. © WP | Privat

Die 18-Jährige steckt gerade mitten in ihren Abiturprüfungen. Ein markanter Punkt im Leben eines jungen Menschen, der bei erfolgreichem Abschluss natürlich auch gerne gefeiert wird. Hendrik Vogel musste im vergangenen Jahr, als er sein Abitur erfolgreich machte, darauf verzichten. „Aber alles was ich damals verpasst habe, bekomme ich ja jetzt nicht wieder“, sagt er. Pragmatismus statt Emotionalität. Die Mottowoche hätte er schon gerne mitgemacht, aber es sei eben nicht möglich gewesen. Vogel stellt das fest, er hegt keinen Groll.

Keine Ungerechtigkeit

Schon gar nicht gegen die, die jetzt ihre Grundrechte wieder bekommen. Wer noch nicht geimpft sei, könne sich schließlich um einen Test kümmern, um ebenfalls wieder am sich normalisierenden Alltag teilnehmen zu können. „Und gefühlt gibt es ja in jedem zweiten Dorf ein Testzentrum“, sagt Hendrik Vogel. Eine Ungerechtigkeit kann er deswegen nicht ausmachen. „Wer in der Kneipe sitzen möchte, kann sich ja testen lassen. Außerdem kann sich auch bald jeder um eine Impfung bemühen“, sagt er.

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Der 19-jährige Student hat das getan und einen Impftermin bekommen. Für Johanna Mündelein hingegen ist weiterhin warten angesagt. „Wenn alle, die eine Impfung nötiger haben als ich, dran waren, stelle ich mich in die Schlange“, sagt Mündelein. Es scheint fast so, als kenne die Solidarität der jungen Menschen im Hochsauerlandkreis auch in diesem Zusammenhang (noch) kein Ende. Sie warten weiter geduldig auf Normalität.