Winterberg/Olsberg. Carolin Sommer bietet in ihrem Geschäft in Winterberg handgemachte Mode an. Warum es dabei bei ihr so bunt zugeht.
Carolin Sommer fand schon als Teenager ihre Leidenschaft heraus, aber hielt sie aus Scham vor ihren Freunden geheim und hörte sogar damit auf. Als erwachsene Frau verschlug es sie zunächst in andere berufliche Gefilde bevor sie sich doch eingestehen musste: „Mein Herz schlug einfach für eine andere Richtung.“
Schon früh Liebe zum Nähen entdeckt
In ihrer Jugend schon fing die heute 43-Jährige an, sich während der Schulzeit mit Textilien auseinanderzusetzen. Stricken und Nähen faszinierten sie zunehmend. Hinzu kam, dass ihre Großmutter selbst Schneiderin und daheim aktiv an der Maschine zu finden war, um beispielsweise Kleider für Bekannte anzufertigen. Sommer guckte begeistert zu, half beim Ausschneiden und durfte auch selbst schon mal zwei Nähte an der Maschine nähen. Stück für Stück ging sie in dieser Welt mehr auf, nähte auch Kissen. „Aber in der Pubertät habe ich das ruhen lassen, weil ich es peinlich fand, wenn meine Freunde mich dabei gesehen hätten“, sagt sie rückblickend.
Keine Kurse möglich
Normalerweise würde Carolin Sommer auch Nähkurse anbieten, um ihr Fachwissen weiterzugeben.Wegen der derzeitigen Corona-Schutzbestimmungen können diese allerdings nicht stattfinden.
Mit Begeisterung Nähkurse besucht
Im Hinterkopf blieb das Thema aber immer präsent, Nähkurse machte sie daher später in ihrer Freizeit. Dann wurde Carolin Sommer schwanger und die Leidenschaft flammte wieder auf. Viele Kleidungsstücke für ihren Sohn machte sie fortan selbst. Als ihre Tochter später geboren wurde, war der Anreiz erneut da. „Es war nicht mehr peinlich. Jeder hat schließlich ein Hobby und daher habe ich dann jeden Nähkurs in Bruchhausen mitgenommen.“
Nach der Arbeit im Hotel noch an die Nähmaschine
2013 zog es sie nach Winterberg und sie half ihrem Lebensgefährten im Hotel aus. Aber auch nach 12 Stunden Arbeit zog es sie noch an die Nähmaschine. Statt vor dem Schlafengehen in einem Buch zu blättern, machte Carolin Sommer Hosen und T-Shirts. „Es wurde immer mehr und ich habe die Ware dann in einem kleinen Laden im Hotel angeboten. Aber auf Dauer war das einfach zu klein“, beschreibt sie die Problematik.
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Ihre Nähkünste wurden in der Zeit bereits stadtweit bekannt und der Bürgermeister fragte sogar, ob sie nicht mit einem Stand beim Projekt „Jung hilft Alt/Alt hilft Jung“ mitmachen möchte. Sie wollte und zeigte jungen Interessierten, wie sich Häkelmützen bequem zuhause anfertigen lassen. Sie wollte etwas besonderes machen. Sommer bezeichnet diesen Moment als ihren Durchbruch. In ihr wuchs der Wunsch nach einem eigenen Geschäft immer weiter heran und vor vier Jahren realisierte sie diesen Traum in Winterberg. Ein Schritt, den sie nicht bereut.
Maßanfertigungen für Groß und Klein
In den Räumen von „Byzille“ verkauft sie unter anderem ihre selbst gemachten Kleidungsstücke. Um die vielen Aufträge bewältigen zu können, hat sie zunächst ihre Schwester Ilka und später auch eine Schneiderin mit ins Boot geholt. Bei den Aufträgen handelt es sich zum Beispiel um Maßanfertigungen wie Kommunionkleider oder sogar Hochzeitskleider, aber auch Krabbeldecken für Babys sind gefragt. „Die Kunden suchen ein Lieblingsstück“, sagt Carolin Sommer. Und das sieht dann auch ausgefallen aus, denn bei ihr ist alles bunt und ,wie sie selbst sagt, ein bisschen schräg. Vor allem die Looks der 50er, 60er und 70er finden sich bei ihr und in ihrem Stil wieder. „Bubikragen, Petticoats, bunte Farben, Kleider zu jeder Jahreszeit, das bin ich. Es ist frei und ausgefallen. Ich besitze keine Jeans“, sagt Sommer stolz. Sie findet es schade, dass sich viele von der Mode mitziehen lassen und vermehrt Hosen getragen werden.
Schwarze Stoffe gibt es bei ihr nicht
Wegen Corona und der geltenden Notbremse kann sie derzeit Waren nur im Click-and-Collect-Modell anbieten. Das funktioniert aber gut. Im Geschäft können Kunden auch Stoffe erwerben. Die sind in der Coronakrise verstärkt gefragt, denn ihrer Erfahrung nach wird daheim vermehrt Mode in dem Retrostil angefertigt. „Nur eines habe ich nicht: schwarze Stoffe. Da muss ich den Kunden immer sagen ‘nicht in meinem Geschäft’“, sagt Sommer und lacht.