Brilon. Die Idee ist klasse, die Umsetzung weit fortgeschritten. Aber wegen Corona muss das Stück „Berlin kann jeder, Brilon muss man wollen“ noch warten.

Welche ist denn nun die beste Bäckerei in Brilon? Wo ist das schönste Plätzchen? Fragen über Fragen, die in der Stadt endlich eine Antwort hätten finden sollen. Michael Guggenberger und seine Ensemble-Kollegen von der Burghofbühne Dinslaken beschäftigten sich monatelang mit den unterschiedlichsten Facetten Brilons, führten Interviews und suchten Experten. Im Kolpinghaus sollten Zuschauer des Stücks „Berlin kann jeder, Brilon muss man wollen“ mehr erfahren. Wegen Corona musste die Aufführung allerdings verschoben werden. Schade für die potenziellen Besucher, nervenaufreibend für die Darsteller.

Stück ist fertig, aber Corona bremst

„Es ist sehr nervig derzeit. Normalerweise würden die Darsteller alle paar Tage spielen und jetzt liegt das Stück stattdessen einfach da. Wir rechnen nicht damit, dass viel bis zu der Sommerpause im Juli stattfinden kann. Viel Optimismus ist nicht da“, sagt Verena Caspers, Dramaturgieassistentin und Pressesprecherin der Burghofbühne. Dabei ist das Stück soweit fertig. Bis Anfang März probten die fünf Darsteller fleißig und arbeiteten hart daran, damit die Aufführung ein Erfolg werden kann.

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Dafür wurden unter anderem Audio-Aufnahmen in Interviews mit Brilonern produziert, um diese dann auf der Bühne präsentieren zu können. Die Schauspieler hören die Aufnahmen über Kopfhörer und tragen diese dann originalgetreu dem Publikum vor. Thematisch beschäftigen sich die Fragen unter anderem mit Aspekten wie „Was ist Heimat?“ oder „Was mag ich an Brilon?“ Ein Experte, nach Möglichkeit eine politische Persönlichkeit aus der Stadt, soll außerdem im Rahmen des Auftritts die Ergebnisse von Umfragen erraten. 100 Leute wurden dafür im Vorfeld befragt, um eben unter anderem herauszufinden, wo es denn die besten Brötchen gibt. Die Darsteller selbst wollen die Gastspielorte im Vorfeld besser kennenlernen, würden Tage vor dem Auftritt auf Erkundungsreise gehen, um mehr zu sehen, als das Hotel, das Frühstücksbuffet und die Autobahn. Auch ein kleines Video soll in dem Zusammenhang entstehen.

Jetzt für Oktober geplant

Stattdessen muss jetzt auf Lockerungen der Coronaschutzregelungen gehofft werden, damit die Aufführung am 7. Oktober stattfinden kann. Derweil probt das Ensemble weiter. Die Proben finden seit der Corona-Pandemie nur mit Maske statt. Abstände lassen sich auf der Bühne nicht immer einhalten, aber das Ensemble wird regelmäßig auf das Virus getestet. Aber weitere Arbeit fließt zunächst nicht in „Berlin kann jeder, Brilon muss man wollen“, denn andere Shows wollen weitergehen beziehungsweise zunächst auf den Weg gebracht werden. Michael Guggenberger ist derzeit mit seiner Rolle als Räuber Hotzenplotz beschäftigt.

Hoffen auf Lockerungen

Es ist eine Herausforderung die Rollen zunächst zu erschaffen, Stücke auf die Beine zu stellen und dann doch wieder liegen zu lassen, um sich Monate später erst wieder erneut in die Rollen zu versetzen. „Dieses monatelange Aufschieben sorgt langsam auch für eine gewisse Resignation“, sagt Verena Caspers. Aber sie merkt an, dass manche Auftritte und Rollen sicher schneller wieder in Fleisch und Blut übergehen, nachdem es eine kurze Pause gab. Die Figuren, die in Brilon zu sehen sein werden, sind eher autobiografisch angelegt und bedürfen nicht so viel Vorbereitung, wie eine vollkommen fiktive Figur wie beispielsweise Räuber Hotzenplotz.

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Für Peter Schmidt gehört diese Problematik schon fast zum Alltag. Als Vorsitzender des Besucherrings war er unter anderem an der Entscheidung beteiligt, das Stück nach Brilon zu holen. „Man ist daran gewöhnt. Aber es ist dennoch frustrierend, wenn wir Zeit investieren und dann die Planung über den Haufen geworfen werden muss. Aber wir machen das ehrenamtlich. Daran sind bei uns keine Existenzen geknüpft wie bei den Schauspielern. Denen geht es deutlich schlechter“, sagt er.

Spannendes Konzept

Ihm gefällt, dass es sich beim Stück aus Dinslaken um etwas Neues handelt und einen Inhalt, der nicht von Stadt zu Stadt getragen wird, sondern maßgeschneidert wird. Das Konzept findet der Vorstand des Besucherrings spannend und er erhofft sich davon, dass bekannt wird, dass Kleinstädte nicht negativ behaftet sind „Wir haben auch in Brilon eine vielfältige Kulturlandschaft. Dafür muss man nicht in größere Städte fahren.“